Forderung nach mehr Kurzarbeitergeld
Kurzarbeit trifft auch Facharbeiter mit Tarif

Kurzarbeit bedeutet bis zu 40 Prozent weniger Geld, heißt es. Doch tatsächlich sind typische Metall-Beschäftigte, nämlich Facharbeiter in Schichtarbeit, noch stärker betroffen: Ihre Schichtzulagen werden beim Kurzarbeitergeld nicht eingerechnet. Die IG Metall macht Druck für mehr Kurzarbeitergeld.

21. April 202021. 4. 2020


13 Tage Kurzarbeit im April, das bedeutet für Service-Mechaniker Sebastian Krems einen Arbeitsausfall von 65 Prozent. Immerhin: Sein Arbeitgeber, der Auto-Sensorenzulieferer Bosch in Eisenach, zahlt ihm ordentlich etwas dazu zu seinem Kurzarbeitergeld. Das hat der Konzernbetriebsrat von Bosch mit Unterstützung der IG Metall bereits vor Jahren ausgehandelt. Die Vereinbarung sichert 80,5 bis 95,5 Prozent vom normalen Netto – während die Arbeitsagentur bei Kurzarbeit nur 60 Prozent (ohne Kinder) des ausgefallenen Arbeitsentgelts ersetzt.

Sebastian Krems kommt dank der Aufzahlung auf 1924 Euro im Monat statt 1715 Euro, die er laut Gesetz erhalten würde.

Bei totalem Arbeitsausfall, sogenannter Kurzarbeit Null, wäre sein Verlust ohne Aufzahlung noch viel erheblicher. Mit der bei Bosch vereinbarten Aufzahlung käme der Service-Mechaniker auf 1791 Euro - rein nach Gesetz auf lediglich 1333 Euro.

 

Schichtzulagen zählen bei Kurzarbeit nicht mit

In Wahrheit hätte Sebastian Krems bei Kurzarbeit Null ohne Aufzahlung noch weniger als 60 Prozent. Er arbeitet regelmäßig Schicht, auch an Wochenenden – und kommt dadurch in der Regel auf 2500-2600 Euro netto. Doch die Schichtzulagen zählt die Arbeitsagentur bei der Berechnung des Kurzarbeitergelds nicht mit. Bei Kurzarbeit Null hätte er ohne die bei Bosch vereinbarte Aufzahlung bis zu 1300 Euro weniger – und somit nur noch knapp die Hälfte seines normalen Einkommens.

 

 

„Ohne unsere Aufzahlung bei Bosch müsste ich mich arg einschränken. Bei Kurzarbeit Null wären nicht mal die Fixkosten etwa für Miete, Kredite oder das Auto gedeckt“, erklärt Sebastian Krems, der zudem Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei Bosch in Eisenach ist. „Viele Beschäftigte hatten Angst vor der Kurzarbeit. Ihnen ist ein Stein vom Herzen gefallen, als wir sie dann in unserer WhatsApp-Gruppe über die Aufzahlung informiert haben.“

 

40 Prozent der Betriebe zahlen nichts auf

In vielen weiteren Unternehmen haben IG Metall und Betriebsräte mehr Geld in der Kurzarbeit durchgesetzt – in Betriebsvereinbarungen und Tarifverträgen. Einige Tarifverträge, etwa in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg oder im Kfz-Handwerk Niedersachsen und Bayern, sichern 90 Prozent und mehr vom Netto. Gut 60 Prozent der Betriebe im Organisationsbereich der IG Metall haben eine Regelung zur Aufzahlung auf das Kurzarbeitergeld.

In 40 Prozent der Betriebe jedoch gibt es nichts. In anderen Branchen außerhalb des Organisationsbereichs der IG Metall sieht es noch schlechter aus.

Daher fordert die IG Metall mehr Kurzarbeitergeld von Arbeitgebern und Politik – und führt dazu seit Wochen Gespräche in Berlin. Immerhin: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat jetzt den Vorschlag der Gewerkschaften aufgenommen und will das gesetzliche Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent des normalen Nettos erhöhen. Die Debatten laufen.

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