Textile Dienstleistungen – zweite Verhandlung ohne Ergebnis
Saubere Kleidung geht nur mit guten Tarifverträgen

Auch die zweite Verhandlung mit den textilen Dienstleistern endete ohne Ergebnis. Die Arbeitgeber drückten sich erneut um ein Angebot. Sollten sie sich in der dritten Runde am 29. Juni nicht bewegen, werden die Beschäftigten nachhelfen müssen. Die Bedingungen in dieser Branche sind hart. ...

11. Juni 201511. 6. 2015


... Deshalb geht es der IG Metall neben mehr Geld um weitere wichtige Zukunftsthemen.

Die IG Metall verhandelt derzeit für die Beschäftigten der textilen Dienstleister. Zur Branche zählen Großwäschereien sowie Textilversorger für Kliniken, Seniorenheime, Arztpraxen, Hotels, Gaststätten, Industrie und Handwerk. „Die Unternehmen haben gut verdient“, sagt Andreas Köppel, Gesamtbetriebsratsvorsitzender beim Textil-Service-Unternehmen Bardusch in Ettlingen. Das hätten sie vor allem der guten Arbeit ihrer Beschäftigten zu verdanken. Köppel sitzt für die IG Metall mit am Verhandlungstisch und powert dort für die Forderung nach fünf Prozent mehr Geld, die er als eine „faire Beteiligung am Erfolg“ wertet und die für ihn auch finanzierbar ist.

Altersteilzeit weiterführen

In der Tarifrunde für die textilen Dienstleistungsbeschäftigten geht es der IG Metall jedoch nicht nur ums Geld: Ganz oben auf der Agenda steht das Thema Altersteilzeit. Am 30. Juni endet der Tarifvertrag zur Altersteilzeit, den die IG Metall weiterführen möchte. Die Arbeit in den Betrieben der Wäschereien ist extrem belastend und das Durchschnittsalter deutlich höher als in der Gesamtwirtschaft.

Deshalb „brauchen wir unbedingt die Altersteilzeit, um einen vorzeitigen Ausstieg zu organisieren“, sagt Betriebsrat Köppel. Die Arbeitsbedingungen seien in vielen Bereichen hart. Für viele sei es kaum möglich, bis 65 oder gar länger arbeiten zu müssen. Sein Kollege Stefan Hamperl sieht das genauso. Hamperl ist Betriebsratsvorsitzender bei der Großwäscherei MEWA in Manching bei Ingolstadt. Die 570 Mitarbeiter bei MEWA waschen und reinigen fast alles – von Putztüchern bis zur Arbeits- und Businesskleidung. Für Hamperl eine „schwere und sehr stressige“ Arbeit. Der logistische Aufwand ist vor allem groß. Denn die Beschäftigten müssen die einzelnen Kleidungsstücke so steuern, dass am Ende der Kunde wieder sein dann sauberes Kleidungsstück zurück erhält.

Arbeitszeit schrittweise anpassen

Ein weiteres Thema in dieser Tarifrunde ist die Arbeitszeit, die die IG Metall im Osten schrittweise an das Westniveau anpassen möchte. 2005 hatte die IG Metall mit dem Arbeitgeberverband intex einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung vereinbart. Nach diesem Tarifvertrag arbeiten bundesweit die Arbeitnehmer bei den textilen Dienstleistern in der Woche 38,5 Stunden. Auch dieser Tarifvertrag endet am 30. Juni. Danach tritt an seine Stelle automatisch wieder der alte Manteltarifvertrag, der im Westen die 37-Stunden-Woche und im Osten die 40-Stunden-Woche regelt.

25 Jahre nach dem Fall der Mauer gibt es noch immer eine Ost-West-Lücke bei den Arbeitsbedingungen, die die IG Metall endlich überwinden will. Deshalb fordert sie, sowohl die Arbeitszeit als auch Lohn und Gehalt sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld an das Niveau im Westen weiter anzugleichen. Zudem strebt die IG Metall eine Bildungszeit mit Freistellungsanspruch für Qualifizierung und präventiven Gesundheitsschutz an.

„Die Forderungen der IG Metall für die Branche der textilen Dienstleistung sind richtig und wichtig“, erklärte der Zweite IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann zum Start in die Tarifrunde. „Wir haben uns viel vorgenommen und deshalb braucht es ein starkes WIR mit vielen Mitgliedern.“ Nur so könne die IG Metall gut aufgestellt in die Offensive gehen.

Bisher blieben die Arbeitgeber ein Angebot schuldig. Mit dem Auslaufen der Tarifverträge am 30. Juni endet auch die Friedenspflicht. Sollten die Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde am 29. Juni kein verhandelbares Angebot vorlegen, sind die Beschäftigten gezwungen, nachzuhelfen und mit Aktionen stärker in die Offensive zu gehen.
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