Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema Fachkräftesicherung
Fachkräftesicherung ist Zukunftssicherung

Fachkräftemangel – das ist momentan in Deutschland noch kein flächendeckendes Thema. Doch die Arbeitswelt verändert sich: technologisch und demografisch. Klar ist, dass damit der Bedarf an qualifizierten Fachkräften steigen wird. Um das zu lösen, ist ein strategisches Gesamtkonzept notwendig. ...


2. Dezember 20142. 12. 2014


... Die IG Metall hat einen 4-Punkte-Plan zur Fachkräftesicherung vorgelegt.

„Ich bin überzeugt, dass der wachsende Fachkräftebedarf eine Herausforderung ist, die wir gestalten können.“ Das sagte Detlef Wetzel, Erster Vorsitzender der IG Metall auf einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Die Diskussion um Fachkräfte zeigt vor allem eines: Der wichtigste Rohstoff unserer Industrie war schon immer das Know-How und das Engagement gut ausgebildeter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Um den Bedarf auch weiterhin zu sichern, müssen Politik und Arbeitgeber jetzt handeln. Wenn nichts passiert, könnte der Mangel an Fachkräften bei gleichzeitiger hoher Arbeitslosigkeit zu einer hochexplosiven Mischung führen.


Heute prophezeien Experten für das Jahr 2025 rund 1,3 Millionen gering qualifizierte Beschäftigte zu viel auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig droht zumindest in einigen Regionen und bei wichtigen Berufen der Metall- und Elektroindustrie ein Fachkräftemangel. Doch trotz dieses eindeutigen Szenarios fehlt es an einer nach vorne weisenden und nachhaltigen Strategie. Die Antwort: gute Bildung und eine bessere Qualifizierung, davon profitieren alle. Für die einzelnen Arbeitnehmer steigen die Beschäftigungschancen mit der Qualifikation. Und der Wirtschaft stehen die Fachkräfte zur Verfügung, die sie benötigt. Um das zu ermöglichen, dürfen wir die Entwicklung nicht sich selbst überlassen. Deshalb hat die IG Metall ein strategisches Gesamtkonzept zur Sicherung des Fachkräftebedarfs vorgelegt. „Unser Konzept führt zu einem offeneren, sozialeren und zukunftsfähigeren Arbeitsmarkt. Davon bin ich überzeugt“, erklärt Detlef Wetzel.

Das ist der Vier Punkte-Plan der IG Metall zur Fachkräftesicherung:

  1. Fachkräftesicherung braucht gute Bildung und bessere Qualifizierung

    Nicht nur vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung ist Bildung mehr denn je der Schlüssel für Fortschritt, Wachstum und Innovationen. Ebenso für Emanzipations- und Entwicklungschancen jedes Einzelnen. Die Wirtschaft entwickelt sich immer weiter hin zu wissensintensiven Industrien und Dienstleistungen.

    Gute Bildung beginnt bei den Jüngsten. Dazu gehören vorschulische Betreuung und ein flächendeckendes Ganztagsangebot an Schulen. Weiter braucht es für die Fachkräftesicherung auch mehr und bessere Ausbildungsplätze. Die duale Ausbildung ist das Alleinstellungsmerkmal des deutschen Bildungssystems. Die Arbeitgeber müssen wieder mehr Ausbildungsplätze schaffen.
    Ferner müssen sich Personal- und Weiterbildungspolitik in den Unternehmen verbessern. Die bestehenden Tarifverträge zur Qualifizierung müssen dabei als Grundlage für eine systematische Qualifizierungspolitik genutzt werden. Beschäftigte brauchen auch persönliche, tariflich festgelegte Ansprüche auf Qualifizierung.

  2. Fachkräftesicherung braucht gute Arbeit und eine Neuordnung des Arbeitsmarktes

    Der Fachkräftebedarf lässt sich nur mit besseren Arbeitsbedingungen sichern. Mit guten und sicheren Arbeitsplätzen, statt aktuell viel zu vielen prekären Jobs. Die Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Beschäftigten muss langfristig gesichert werden. Zu viele Beschäftigte müssen weit vor dem eigentlichen Rentenalter aus dem Erwerbsleben ausscheiden.

    Es gilt, mehr Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das größte Potenzial nicht genutzter Arbeitskraft liegt bei den in der Regel sehr gut qualifizierten Frauen. Um sie zu gewinnen, muss die Kinderbetreuung ausgebaut und flexiblere Arbeitszeitmodelle geschaffen werden.

  3. Fachkräftesicherung braucht eine bessere Verzahnung der Arbeits- mit der Lebenswelt

    Ein Arbeitszeitmodell für alle – das passt schon lange nicht mehr. Und schon gar nicht, dass sich Flexibilität nur an den Interessen des Unternehmens orientiert. Mit dem kranken Kind zum Arzt gehen, ein Elterngespräch in der Schule wahrnehmen: Unternehmen müssen den Beschäftigten ermöglichen, auf die Unwägbarkeiten des Alltags zu reagieren. Arbeitszeitkonten, verkürzte Vollzeitbeschäftigung und Home Office-Modelle: Um Fachkräfte zu sichern, müssen Arbeitgeber den Beschäftigten neue Arbeitszeitmodelle eröffnen. Da Frauen und ältere Beschäftigte häufig in Teilzeit arbeiten, würden ihnen flexiblere Arbeitszeiten mehr Erwerbsstunden ermöglichen.

  4. Fachkräftesicherung braucht Gute Arbeitsbeziehungen

    Die Basis des bundesdeutschen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells war und ist die Sozialpartnerschaft. Gute Arbeitsbeziehungen auf Grundlage von Tarifverträgen müssen wieder der Standard werden. Wer schlechte Arbeitsbedingungen anbietet, wird spätestens übermorgen keine geeigneten Fachkräfte mehr finden.

    In einer schrumpfenden Gesellschaft sind gute Arbeitsbeziehungen die Basis dafür, Teilhabechancen für alle zu verbessern. Nur so kann man gute Arbeit fördern und passgenaue betriebliche Lösungen finden – zum Beispiel für altersgerechte Arbeitsplätze oder eine Arbeitszeitpolitik, die die unterschiedlichen Lebensphasen der Menschen berücksichtigt.

Das Konzept der IG Metall stellt die Interessen der Menschen in den Mittelpunkt. Die Beschäftigten schaffen die Werte, niemand anderes. Wer sie motiviert und fördert, ist erfolgreich. Die Klärung der Fachkräftefrage ist für die IG Metall von hoher Bedeutung. Die Details der Strategie sind in der Broschüre „Fachkräfte sichern!“ nachzulesen.

Am 19. November 2014 hat sich die „Partnerschaft für Fachkräfte in Deutschland“ gegründet. Ihr gehören Vertreter von Industrie und Handwerk, Arbeitgebern und Gewerkschaften, der Bundesregierung sowie der Bundesagentur für Arbeit an. Die Ziele der Partnerschaft sind in einer gemeinsamen Erklärung dokumentiert.

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