„Ein bedeutender Tag für die ganze Region Ostsachsen“

Bericht aus Geschäftsstelle OstsachsenFlächentarifvertrag für Accumotive in Kamenz erreicht

1. September 20191. 9. 2019


Seit Ende letzten Jahres befand sich die IG Metall Ostsachsen in Tarifauseinandersetzungen mit der 100-prozentigen Daimler Tochter Accumotive in Kamenz. Nun haben es die knapp 2000 Beschäftigten des Standorts gemeinsam mit ihrer IG Metall endlich geschafft: Ende August wurde der Tarifvertrag von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite unterzeichnet.

Die erzielten Verhandlungsergebnisse und die Geschwindigkeit der Einführung des Entgeltniveaus des Flächentarifvertrags der sächsischen Metall- und Elektroindustrie suchen hierbei bundesweit ihresgleichen. Durch den Beitritt der Accumotive in Kamenz in den Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie besiegelte die Standortleitung das gemeinsame Vorgehen mit der IG Metall, und sie unterstrich das gemeinsame Ziel: die Zukunftsfähigkeit des Werks und die Strahlkraft für die Region, auch in Anbetracht des Strukturwandels und der damit einhergehenden Energiewende.

Betriebsräte und Aktive im Betrieb sorgten mit ihrem Engagement für die Durchsetzungsstärke der IG Metall. Gemeinsam mit den Beschäftigten kamen kreative Ideen und ein langer Atem zum Tragen. Noch Anfang August gab es zum Beispiel eine verhandlungsbegleitende Kundgebung, bei der sich mehr als 500 Kolleginnen und Kollegen beteiligten. Mit einer Fotopetition, die sie den Verhandlungsführenden auf der Bühne überreichten, rückten sie die noch offenen Forderungspunkte mit Nachdruck in den Mittelpunkt.

In erster Linie ging es hierbei um Zeitkorridore zur Absenkung der Arbeitszeit, mehr Urlaubstage und vordringlich die Gleichbehandlung der vor Ort eingesetzten Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmern. Auf einer entsprechend großen Leinwand wurden deutschlandweite Solidaritätsbekundungen von Metallerinnen und Metallern anderer Unternehmen über- tragen. Auch Betriebsräte aus Ostsachsen und des Daimlerwerks in Ludwigsfelde sprachen den Kolleginnen und Kollegen in ihrem Kampf um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen Mut zu.

Andreas Jaschke, Betriebsratsmitglied und Redner auf der Kundgebung, sagte zu den anwesenden Kolleginnen und Kollegen: „Wir haben monatelang in unserer Tätigkeit als Betriebsrat mit der Geschäftsführung über Entgelt, über Eingruppierungen und über Bänder gesprochen. Trotz guter Argumente sind wir nicht vorangekommen. Wir wollten eine vernünftige Bezahlung, wir wollten ausreichend Urlaub und wir wollten Arbeitszeiten, die auch noch Freizeit nach der Arbeit möglich machen. Nur gemeinsam mit der IG Metall ist Bewegung in das Ganze gekommen. Und dann haben wir in 1,5 Jahren das geschafft, wofür die Kolleginnen und Kollegen im Westen zum Teil 30 oder 40 Jahre gebraucht haben. Darauf bin ich besonders stolz.“

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen und in Teilen Verhandlungsführer, kommentierte die Verhandlungsergebnisse wie folgt: „Heute ist ein bedeutender Tag für die gesamte Region Ostsachsen. Wir haben in den letzten vier Jahren an vielen Stellen bewiesen, dass wir als IG Metall eine aktive Industriepolitik für Ostsachsen gestalten. Sei es im Abwehrkampf, bei der Gründung von Betriebsräten oder wie hier, bei der Installation von Tarifverträgen.

Die Accumotive ist für die Region eine der größten und bedeutendsten Arbeitgeberinnen, da sie zum einen am Ende der Transformation steht und somit positiv die Energiewende gestaltet, zum anderen aber auch zeigt, dass diese Region eine Zukunft als Energieregion hat. Zusammen mit allen vereinbarten Regelungen liegt der effektive Entgeltzuwachs nach fünf Jahren für einen Produktionsmitarbeiter bei 7000 bis 10000 Euro, das ist beachtlich und sucht bundesweit Seinesgleichen. Bereits heute stehen wir in vielen Betrieben der Region in den Startlöchern, um die Kolleginnen und Kollegen bei ihren Kämpfen zu unterstützen.“

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Beschäftigter der Accumotive bei der Kundgebung
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Die überreichte Petition der Accumotive
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