Gleiche Arbeit zu ungleichen Konditionen

Bericht aus Geschäftsstelle ErlangenWir haben unsere Kollegin Sabine* zu ihrer Situation als Leiharbeitnehmerin bei Siemens in Erlangen interviewt.

1. Oktober 20191. 10. 2019


Wie ist Dein Werdegang?

Sabine: Ausbildung zur Großhandelskauffrau, mit anschließender Festanstellung im Lehrbetrieb für insgesamt 13 Jahre bis zur Schließung der Niederlassung in Nürnberg. Seit über zehn Jahren werde ich nun immer wieder über Zeitarbeit in verschiedenen Abteilungen bei Siemens überwiegend als Teamassistenz für Bürotätigkeiten eingesetzt.

Was ist für Dich der größte Unterschied zwischen einer Festanstellung und Deinem Leiharbeitsverhältnis?

Sabine: Weniger Bezahlung für die gleiche Arbeit, denn es gibt erst nach neun Monaten das Grundgehalt eines fest angestellten Beschäftigten. Die Siemens-Beschäftigten bekommen zusätzlich noch Geld für Leistungspunkte. Und nach spätestens 18 Monaten muss man ohnehin meistens wechseln und fängt wieder unten an, auch wenn man den gleichen Job wie vorher macht.
Weniger Urlaub, denn auch hier muss ich mich erst von 25 auf 30 Tage hocharbeiten. Wenn ich keinen Anschlussjob bekomme und gekündigt werde, fange ich wieder bei 25 Tagen an. Zudem muss ich für Weihnachten und Silvester jeweils einen ganzen Tag nehmen. Keine Aktienpakete obwohl ich den gleichen Beitrag für Siemens leiste wie jeder andere Mitarbeiter oder Werkstudent. Keine Planungssicherheit für die Zukunft, weil man immer die Erste ist, der gekündigt wird. Keine Planungssicherheit für den Urlaub, weil man bei kurzen Verlängerungen von drei bis sechs Monaten nur sehr schlecht seinen Jahresurlaub planen und fest buchen kann. Es könnte sein das es sonst mit einem eventuell benötigten Anschlussjob hinterher nicht funktioniert.

Wie wurdest Du grundsätzlich bei Siemens empfangen?

Sabine: Die Kollegen waren alle immer sehr nett und hilfsbereit. In aller Regel freuen sie sich, dass endlich die langersehnte Unterstützung kommt.

Was wünschst Du Dir von Kollegen, die fest bei Siemens arbeiten?

Sabine: Bei einzelnen Kollegen kommt es schon mal vor, dass sie es einen spüren lassen, dass man nicht richtig dazugehört. Sie versuchen, einem Arbeiten aufzuhalsen, die sonst keiner machen will. Ich würde mir wünschen, dass die Kollegen diesbezüglich keinen Unterschied machen und man als vollwertige Kollegin akzeptiert wird – mit allen Rechten und auch Pflichten. Zum Glück habe ich das aber nur sehr selten erlebt.

* Name von der Redaktion geändert.

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Foto: AntonioGuillem/iStock
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