Betriebsrat des Siemens Schaltanlagenbaus nominiert

Bericht aus Geschäftsstelle LeipzigDer Betriebsrat des Siemens Schaltanlagenbaus half mit Praktika Geflüchteten. Nun ist er für den Deutschen Betriebsrätepreis nominiert.


1. Oktober 20181. 10. 2018


Der Deutsche Betriebsrätepreis wird einmal jährlich verliehen. In diesem Jahr ist unter anderen das Betriebsratsgremium von Siemens Schaltanlagenbau nominiert. Die Preisverleihung erfolgt am 8. November am Deutschen Betriebsrätetag im Bonner Plenarsaal. Mit dem Preis zeichnet die Zeitschrift „Arbeitsrecht im Betrieb“ Betriebsräte für vorbildliche Arbeit aus.

Sich um den Preis zu bewerben, das lag dem Betriebsratsvorsitzenden Michael Hellriegel fern. „Wir machen doch nichts Besonderes. Wir bieten nur Geflüchteten Praktika an“, dachte er. Andere ermutigten ihn: „Doch, das ist etwas Besonderes, bewerbt Euch.“ Seit sein Projekt zu den nominierten gehört, denkt Hellriegel: „Vielleicht ist es doch nicht selbstverständlich.“

Als 2015 viele Menschen nach Deutschland flüchteten, spürte Michael Hellriegel: „Da sind viele gefordert, um das zu bewältigen.“ Der Betriebsrat sammelte Spenden und überlegte, wie er geflüchteten Menschen bei einem Neuanfang helfen  könnte. Da die meisten keine Arbeitserlaubnis haben, kamen reguläre Jobs nicht infrage, Praktika schon.

Der Betriebsrat fragte in allen Abteilungen, wer Praktika für Geflüchtete anbieten kann. Die Antwort: sehr viele. Die Unternehmensleitung zog mit, und die Agentur für Arbeit schickte Bewerber. 2016 bekamen elf Geflüchtete Praktika im Leipziger Werk und Mindestlohn. „Bezogen auf die Beschäftigtenzahl sind wir damit Spitzenreiter im Konzern“, sagt Hellriegel. Nach dem Praktikum versucht der Betriebsrat, den jungen Menschen eine Ausbildung zu vermitteln. Ein junger Mann lernt nun Elektroniker im Werk, zwei weitere beginnen im August eine Ausbildung als Industrieelektriker. Die nächsten Praktikanten
sind schon da.

Für Hellriegel braucht es drei Dinge, um Geflüchteten zu helfen. „Guten Willen, eine Betriebsleitung, die es unterstützt, und einen Buddy.“ Im Siemens Schaltanlagenbau hat jeder Praktikant einen Betreuer. Buddy-System nennt es der Betriebsrat. Auch Michael Hellriegel begleitet einen jungen Mann. Er half ihm, sich für einen Schulabschluss anzumelden, und ging mit ihm zur Ausländerbehörde. Das Projekt nutzt nicht nur Geflüchteten. „Wo lernt man sonst im Alltag geflüchtete Menschen kennen?“, fragt Hellriegel. „Bei uns können sich Beschäftigte selbst ein Bild machen, wer diese Menschen sind und was sie erlebt haben.“

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