Für faire und transparente Arbeitsbedingungen

Bericht aus Geschäftsstelle Sued-Niedersachsen-HarzDie Belegschaft bei Uhlig in Langelsheim fordert einen Tarifvertrag und bereitet sich auf die Tarifrunde vor.

1. Mai 20191. 5. 2019


40 Stunden die Woche arbeiten die Beschäftigten bei Uhlig in Langelsheim. Aufgrund der guten Auftragslage ist Mehrarbeit auch an den Wochenenden nicht selten in dem Mehrschichtbetrieb. „Der Krankenstand ist entsprechend hoch“, berichten die Betriebsräte. Seit Jahren jongliert das Unternehmen mit Leihbeschäftigten. „Doch das reicht aufgrund der hohen Arbeitsverdichtung nicht aus“, so die Betriebsräte.

Die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen ist seit Jahren gewachsen. Seit 2018 sind die Beschäftigten reihenweise in die IG Metall eingetreten: „Wir wollen endlich wieder einen Tarifvertrag.“ 1996 ist das Unternehmen aus dem Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie ausgetreten, um Kosten zu sparen. Seitdem sind die regulären Entgelte höchstens um ein Prozent pro Jahr angehoben wurden. „Es gab aber Jahre, in denen wir gar nichts bekommen haben“, so die Interessenvertreter.


Ungleichheit bei der Bezahlung

Es gibt kein einheitliches Entgeltsystem. Und die 23 Frauen im Unternehmen sind weit davon entfernt, für gleiche Arbeit das gleiche Entgelt zu bekommen. Die Beschäftigten müssen individuell ihre Entgelte aushandeln. „Diesen Wildwuchs müssen wir beenden“, fordert die Belegschaft. Aber nicht nur bei den Entgelten hängt der Haussegen schief. Zwar hat der Betriebsrat 2015 eine Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit vereinbart und damit die Lage der Schichten verbessert, doch es besteht noch Handlungsbedarf. „Im Flächentarif arbeiten die Beschäftigten 35 Stunden die Woche. Das heißt, wir sind doppelt abgehängt ― bei der Bezahlung und der Arbeitszeit.“

Dabei könnte das Unternehmen vom Tarifvertrag profitieren. Denn auch in Langelsheim wird es zunehmend schwerer, Stellen zu besetzen. Seit zwei Jahren ist eine Meisterstelle offen. Fehlende Tarifverträge sorgen dafür, dass die ausgebildeten Fachkräfte nach einem Jahr gehen. Rund elf Auszubildende sind zurzeit im Unternehmen.

Der Hersteller von Rohrbogen mit Sondermaßen für den Anlagenbau und Spezialist für das Schweißplattieren
von Rohrsystemen braucht in der Produktion vorwiegend Schweißer. Doch mit der Änderung der Ausbildungsverordnung
ist 2004 der Fachbereich Schweißtechnik weggefallen. Seitdem müssen die Unternehmen selbst den Umfang in der Ausbildung festlegen.


Keine Wertschätzung für Zusatzqualifikationen

Uhlig bietet Schweißlehrgänge für Neueinsteiger an. Die Prüfung wird vom TÜV abgenommen. Rund 15 Handschweißer haben eine Zusatzqualifikation und sind Experten für Schweißnähte mit hohem Sicherheitsstandard (Röntgenschweißnähte) wie zum Beispiel für Rohrsysteme in Kraftwerken. Eine Wertschätzung in Form einer leistungsgerechten Bezahlung gibt es dafür nicht.

Das Unternehmen hat aufgrund seiner innovativen Produkte und des hohen Qualitätsstandards weltweit einen guten Namen. Doch bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird nicht investiert. Selbst beim Arbeits- und Gesundheitsschutz müssen die Betriebsräte Verbesserungen wie Absauganlagen für Schweißrauch und Schleifstäube sowie belüftete Helme einfordern, um die Belastung der Atemwege zu reduzieren.

Deshalb bereitet sich die gut durchorganisierte Belegschaft auf die Tarifrunde vor. In der zweiten Mitgliederversammlung im Januar 2019 wurde beschlossen, dass die IG Metall Tarifverhandlungen aufnehmen soll und eine Tarifkommission gewählt wird. Am 9. Mai starten IG Metall und Arbeitgeber mit einem Sondierungsgespräch. Danach sollen die Verhandlungen losgehen. „Wir sind bereit und stehen zusammen, um unser Ziel gemeinsam durchzusetzen“, so Ulf Halbauer von der IG Metall.

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