Europawahl: Demokratie leben und gestalten

Bericht aus Geschäftsstelle BerlinInterview mit Günter Augustat, Sprecher der Berliner Betriebsratsvorsitzenden von Siemens.

1. Mai 20191. 5. 2019


Günter, Du bist vor 50 Jahren in Ostberlin geboren worden. Was bedeutet Dir Europa heute?

Günter Augustat: Es ist eine sehr schöne Realität, unbegrenzt von Skandinavien bis ans Mittelmeer reisen und die reiche europäische Kultur erleben zu können. Noch wichtiger aber ist: Europa ist das beste Friedens- und Zusammenarbeitsprojekt aller Zeiten. Es hat die Lebensverhältnisse in Europa angeglichen und dank der arbeitsteiligen Wirtschaft gute Arbeitsplätze in
Deutschland gesichert.


Siemens verkauft seine Hochleistungstechnik weltweit. Wie profitiert Siemens von gefallenen Handels- und Exportbarrieren in Europa?

Siemens als exportstarkes Unternehmen hat ebenso stark profitiert wie die Kolleginnen und Kollegen mit guter Arbeit und sicheren Arbeitsplätzen. Gleichzeitig ist unsere Arbeit weltweit massiven Veränderungen unterworfen. Unser Gestaltungsspielraum in einem geeinigten Europa ist dabei jedoch sehr viel größer. Nur Europa kann mithalten mit China, Japan oder den USA.


Wie hat sich das wachsende Europa auf Eure Arbeitsplätze ausgewirkt?

Heute sind wir in Berlin etwa 12 000 Siemensianerinnen und Siemensianer. Mauerbau und Teilung der Stadt einerseits, Mauerfall, verschwundene Absatzmöglichkeiten sowie Globalisierung andererseits hatten immer massive Auswirkungen auf Siemens und unsere Arbeitsplätze. Wir konkurrieren mit einem herausfordernden Kostenniveau, dem wir mit Innovationen und unserer Anpassungsfähigkeit begegnen. Das verlangt den Kolleginnen und Kollegen sehr viel ab. Umso mehr erwarten wir von der Siemensstadt 2.0 und dem dort entstehenden Zusammenspiel aus industrienaher Forschung mit etablierter Produktion und neuen Fertigungen.

 

Günter Augustat (r.) im Gespräch mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller. (Foto: IG Metall)

 

Welche Funktionen haben die Europa-Betriebsräte bei Siemens?

Was die Firmenleitung entscheidet, betrifft uns alle. Daher tauschen wir uns mit unseren europäischen Kolleginnen und Kollegen regelmäßig aus. Die deutsche Mitbestimmungskultur und das Betriebsverfassungsgesetz geben Inspiration, die Stärken auch in Europa zu leben. Unser Wissen darüber teilen wir.


Wie setzt Ihr Euch mit Europa und der anstehenden Europawahl im Mai auseinander?

Wir machen deutlich, dass unsere Art des Zusammenlebens in Europa keine Selbstverständlichkeit ist. Wir verdanken visionären Menschen, dass wir heute in Freiheit, Demokratie und Wohlstand leben. Für diese europäischen Werte müssen wir streiten und kämpfen.


Warum gehst Du zur Wahl?

Weil wir am 26. Mai 2019 darüber mitentscheiden, wohin die Reise in Europa geht. Unser Ziel bleibt ein soziales Europa. Dafür sollten wir unser Wahlrecht nutzen, um das einzig Richtige zu tun: Demokratie leben und gestalten zu wollen. Wir haben in Europa schon andere Zeiten erlebt, in denen es diese Möglichkeit leider nicht gab.

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