„Ohne Solidarität erreichen wir nichts“

Bericht aus Geschäftsstelle Sued-Niedersachsen-HarzRita Haupt bleibt nach ihrem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben aktiv.

1. März 20201. 3. 2020


„Ich will jetzt mehr Zeit mit meinem Mann und meiner Familie verbringen“, freut sich Rita Haupt. Die Betriebsratsvorsitzende ist im Februar in Rente gegangen. „Aber zur Ruhe setze ich mich nicht.“

Die 62-Jährige war fast 40 Jahre mit einer Unterbrechung bei Dura Automotive Systems (früher Heidemann/Adwest) beschäftigt. „Als ich damals in der Produktion angefangen habe, wurde ich eine Entgeltgruppe niedriger bezahlt als meine Kollegen für die gleiche Arbeit.“ Das wollte sie nicht hinnehmen. „Ich habe schon immer ein starkes Gerechtigkeitsempfinden gehabt.“ Also hat sie sich Verbündete gesucht. „Ohne Solidarität erreichen wir nichts“, sagt Rita Haupt. „Deshalb müssen wir immer am Ball bleiben, um die Kolleginnen und Kollegen mitzunehmen.“

Rita Haupt kann die Ärmel hochkrempeln. So hat sie 1995 beim Konkurs von Heidemann eine Umschulung zur Kauffrau gemacht, um nicht arbeitslos zu werden. Danach ging sie zurück zu Dura und hat sich verstärkt gewerkschaftlich engagiert. Sie war Vertrauenskörperleiterin und 20 Jahre im Betriebsrat, die letzten 12 Jahre bis zum Ausstieg als Vorsitzende. „Mir ging es immer um faire und gerechte Arbeitsbedingungen für alle. Aber die Frauen habe ich nie aus den Augen verloren“, so Haupt. „Die haben es nach wie vor schwerer, Familie, Beruf und eigene Interessen unter einen Hut zu bringen.“ Das weiß die Großmutter nur zu gut, deshalb unterstützt sie ihre Töchter und Enkel.

Als politischer Mensch war die Einbeckerin auch außerhalb des Betriebs aktiv. „Wenn wir grundsätzlich etwas ändern wollen, geht es nicht ohne gesellschaftspolitisches Engagement für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen.“

Deshalb war Rita Haupt auch im Ortsvorstand der IG Metall zunächst in der alten Geschäftsstelle Alfeld und ab 2008 in der neuen Geschäftsstelle der IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz. Bei den Organisationswahlen 2020 tritt sie nicht wieder an: „Jetzt müssen die Jüngeren ran.“

Seit 1985 ist Rita Haupt in der Frauenarbeit aktiv und will es bleiben. Vor 25 Jahren hat sie zusammen mit dem ehemaligen Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Alfeld, Henry Kirch, und Kolleginnen den Einbecker Frauenausschuss weiter aufgebaut. „Henry hatte einen Blick für unsere Anliegen“, erinnert sich Haupt. „Er hat sogar mit uns rote Rosen verteilt.“ Diese Tradition am ersten Samstag nach dem internationalen Frauentag am 8. März setzen die Einbecker IG Metall-Frauen seitdem fort. „Wir werden jedes Jahr schon erwartet und führen viele gute Gespräche“, erzählt Haupt. „Damit ist die IG Metall in der Region präsent.“ Und die Frauen sind bei Warnstreiks und IG Metall-Kampagnen mit dabei. „Nur gemeinsam konnten wir zum Beispiel bessere Bedingungen für Leihbeschäftigte erreichen und in der letzten Tarifrunde mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten zurückgewinnen.“

Auch in diesem Jahr verzichten die Frauen auf betriebliche Aktionen zum Frauentag und spenden das gesparte Geld der Kinderkrippe Regenbogen in Einbeck.

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Foto:s IG Metall
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