Vom Schüler zum Jugend- und Auszubildendenvertreter

Bericht aus Geschäftsstelle SchweinfurtDemokratische Prozesse üben und eine gerechtere Gesellschaft mitgestalten – „Revival-Treffen“ in Planung

1. März 20191. 3. 2019


Jedes Jahr beginnen mehrere Hundert junge Menschen eine Berufsausbildung in den Betrieben der Metallund Elektroindustrie sowie in Unternehmen der anderen Branchen, die die IG Metall in Schweinfurt und in der angrenzenden Region betreut. Für die allermeisten stellt dieser Berufseinstieg den Übergang von einer allgemeinbildenden Schule dar. Bis zu diesem „ersten Ausbildungstag“ kennen junge Menschen die Entscheidungsstrukturen in ihren jeweiligen Familien, im Freundes- und Bekanntenkreis – und natürlich die Rolle einer Schülerin oder eines Schülers. Nahezu unbekannt ist fast allen jedoch die gleichzeitige Übertragung von Verantwortung für das eigene Handeln und die (wieder für die meisten) völlig neue Möglichkeit, eigene Interessen zu formulieren, und Gleichgesinnte zu treffen, mit denen solche Interessen – wenn nötig – auch konfliktorisch durchgesetzt werden können.

 

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Norbert Völkel und Peter Kippes

 

Für den Ausbildungsbereich gibt es dazu sogar noch ein eigenes Gremium: die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV). Im Laufe der Zeit ist ein „Nebeneffekt „ dieser Wahl der, dass in unserem Betreuungsbereich hunderte Kolleginnen und Kollegen aktive Jugendvertreter waren, noch sind oder inzwischen als Betriebsräte weiter die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, gestalten. Mit zwei Kollegen, bei denen die JAV-Zeit schon viele Jahre zurückliegt, haben wir über ihre Erinnerungen und ihr jetziges Engagement gesprochen: Norbert Völkl ist mittlerweile der Gesamtbetriebsratsvorsitzende bei SKF, Peter Kippes der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Schweinfurt. Norbert, Du hast 1980 Deine Berufsausbildung begonnen und warst ab 1982 Mitglied der Jugendvertretung wie die JAV damals noch hieß.

Was hat Dich zur Kandidatur bewogen?

Norbert Völkl: Ich war damals ja schon bei SKF im zweiten Ausbildungsjahr und habe von Anfang an mitbekommen, wie wichtig engagierte Interessenvertretung für junge Menschen im Betrieb ist. Damit war für mich von Anfang an klar, dass ich mich engagiere und Mitglied in der IG Metall werde. Jugendvertreter zu werden, war fast eine logische Konsequenz für mich.

Peter, bei Dir ist das etwas länger her – 79 Berufsstart, ab 80 Jugendvertreter bei (damals) FAG. Wie war Dein Start?

Peter Kippes: Mich hat die Erfahrung beeindruckt, ohne „Vorbedingungen“ akzeptiert zu werden. Vor meiner Zeit im Betrieb spielten Herkunft und Umfeld immer eine wichtige Rolle. In der IG Metall wurde ich so akzeptiert, wie ich war. Als wenige Monate später die Jugendvertretung neu gewählt wurde, habe ich kandidiert und wurde auch gewählt.

Norbert, sind die Zeiten heute und damals in Bezug auf die Interessenvertretung vergleichbar?

Norbert Völkl: Im Wesentlichen schon. Es kommt nach wie vor darauf an, Menschen zu finden, die etwas verändern wollen. Wichtig ist dabei, dass man als junger Mensch an die Hand genommen wird. Das ist für eine politische und gewerkschaftliche Meinungsbildung von großer Bedeutung. Heute versuche ich aus der anderen Perspektive unseren jungen Arbeitnehmervertretern mein Wissen weiterzuvermitteln.

Peter, teilst Du Norberts Einschätzung?

Peter Kippes: Absolut. Wenn ich bedenke, dass fast 40 Jahre an Zeit dazwischenliegen, bin ich positiv beeindruckt, wie viele unserer Ideen zu Gerechtigkeit und Beteiligung jetzt mehr denn je aktuell sind. Und auch wenn Jugendliche 2019 ein verändertes Freizeitverhalten und vor allem Kommunikationsverhalten haben als wir – immer wenn es gilt mit der IG Metall und unseren Mitgliedern etwas durchzusetzen, ticken die aktuellen Jugendvertreter ähnlich wie wir und sind genauso verlässlich.

Wir haben gehört, Ihr habt eine Idee, die Ihr den Mitgliedern auf diesem Wege mitteilen wollt?

Norbert Völkl und Peter Kippes: Ja. Wir verbringen ja aufgrund unserer Funktionen auch Zeit miteinander, in der wir uns grundsätzlich austauschen und nicht immer über ein konkretes Thema beraten. Bei einem solchen Termin hat Norbert einen – wie ich meine – tollen Vorschlag gemacht. Er fragte, wie es denn wäre, mal alle erreichbaren, ehemaligen und aktiven Mitglieder von Jugendvertretungen seit 1980 zusammenzuholen. Dabei könnten alte Erinnerungen aufgefrischt, Erfahrungen ausgetauscht und neue Kontakte für die Zukunft geknüpft werden. Ich war sofort von der Idee begeistert.

Ein „Revival-Treffen“?

Norbert Völkl und Peter Kippes: Genau. Im Laufe dieser vier Jahrzehnte sind viele Freundschaften und Kontakte bis heute erhalten geblieben. Bei vielen bräuchte es aber bestimmt einen kleinen Impuls, sich zu rühren und sich zu melden.

Dazu wollen wir auf diesem Wege aufrufen! Konkret?

Norbert Völkl und Peter Kippes: Die IG Metall Schweinfurt spricht alle Kolleginnen und Kollegen, die in der Region mal Jugendvertreter oder später Jugend- und Auszubildendenvertreter waren – und Interesse an einem „Revival- Treffen“ haben – an, sich bei uns zu melden! Von allen, die bei uns noch Mitglied sind, haben wir ja dann die Kontaktdaten. Die Kolleginnen und Kollegen, die nicht mehr in unserem Betreuungsbereich arbeiten – oder mittlerweile vielleicht einer anderen DGB-Gewerkschaft angehören, bitten wir um einen Hinweis, die genaue Adressangabe, Telefonnummer, E-Mailadresse ... Und was wird dann passieren?

Norbert Völkl und Peter Kippes: Wir werden ein Treffen vorbereiten, organisieren, alle einladen und sehr gespannt auf tolle Erlebnisse sein. Viel Erfolg! Interessierte können sich gerne unter schweinfurt@igmetall.de mit uns in Verbindung setzen.

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