Verunglückte Wertschätzung

Bericht aus Geschäftsstelle LudwigsfeldeBei Mercedes beginnt die "Bonus-Saison" mit einem Schlag ins Gesicht!

1. März 20191. 3. 2019


Moderne Industrieunternehmen beteiligen ihre Mitarbeiter gerne zusätzlich zum Lohn am Unternehmenserfolg. Damit wird oft das Honorieren der Betriebstreue, die Anerkennung der Leistung des letzten Jahres und die Teilhabe am Unternehmenserfolg verbunden.

Meist hat diese Bonuszahlung auch den Sinn, der Belegschaft zu signalisieren, dass man je nach Wirtschaftslage auch über die Tarifverträge hinaus bereit ist, gute Leistung zu honorieren und deshalb Tarifverträge eigentlich gar nicht mehr nötig sind.

Manchmal verkehren sich aber all diese Motive, wie beispielsweise jetzt bei Mercedes in Ludwigsfelde, in ihr Gegenteil. Dort hat man die Schwierigkeiten des Neuanlaufs des neuen Sprinters im Vergleich zu den anderen Werken des Konzerns mit Bravour gemeistert. Von den im Wesentlichen durch den Anlauf entstandenen Verlusten in der Van-Sparte, die in einem hohen zweistelligen Millionenbetrag liegen sollen, hat Ludwigsfelde einen Anteil von unter einem Prozent zu verantworten, also verglichen mit der Höhe der Verluste fast nichts.

Deshalb war in der Belegschaft eine Erwartung nach einer Anlaufprämie wie in früheren Jahren vorhanden. Stattdessen hat man nun den jährlichen Unternehmensbonus drastisch gekürzt. Trotz schlechter laufender Geschäfte im Konzern wird der Bonus – der im letzten Jahr auf Rekordniveau lag– an den anderen Standorten nur geringfügig auf immer noch stattliche knapp 5000 Euro pro Nase gekürzt. Dagegen „bedankt“ man sich bei der Ludwigsfelder Belegschaft mit 180 Euro sowie weiteren 54 Euro, wenn man im letzten Jahr nicht krank war.

Das wird als Schlag ins Gesicht empfunden, und die IG Metall Ludwigsfelde haben schon Anfragen erreicht, wo man dieses Geld spenden kann.

Zu einer zusätzlichen Bonuszahlung kann man Arbeitgeber nicht zwingen. Verlässliche Lohnsteigerungen werden aber nur durch Tarifverträge ausgehandelt. Nach dem Bonus ist die Erwartung der Belegschaft zur Umsetzung der 35-Stunden-Woche weiter gestiegen. Diesen „Bonus“ von drei Stunden zusätzlicher Arbeit pro Woche gewährt die Belegschaft den Arbeitgebern seit der Wende.

| Das könnte Dich auch interessieren
Kontakt zur IG Metall

Newsletter bestellen