Jetzt gestalten wir unsere Zukunft mit

Die IG Metall sichert in immer mehr Betrieben Zukunft. Bisher gelingt das oft noch zu spät, sodass viele Arbeitsplätze am Ende abgebaut werden. Der neue Metall-Tarifabschluss soll das ändern.


Zukunft klar bei Continental in Rheinböllen! Die IG Metall-Mitglieder haben mit 24-Stunden-Warnstreiks ihren Zukunfts- und Sozialtarifvertrag erkämpft. Ihr Standort ist bis mindestens 2028 tariflich gesichert. Conti wollte die Bremsenfertigung verlagern und über die Hälfte der Arbeitsplätze abbauen, ohne klare Perspektive.

Doch jetzt ist im neuen Zukunftstarifvertrag ein „Zielbild“ vereinbart: Sie entwickeln und bauen hier künftig autonome Transportroboter (autonomous Automated Guided Vehicles, aAGVs) für die Werkshalle. Rheinböllen wird Technologiecenter für künftige Bremsengenerationen. Außerdem gibt es ein Transformationsprojekt. Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall sind dabei. 

Zur Überbrückung baut Continental weiterhin Bremsen in Rheinböllen – mit einer garantierten Mindestpersonalbemessung. Sie haben es geschafft – in letzter Sekunde vor der Urabstimmung über einen Streik.  „Das war nur durch die Beteiligung der über 80 Prozent organisierten Beschäftigten möglich, die zum Arbeitskampf bereit sind“, betont Verhandlungsführer Uwe Zabel von der IG Metall Mitte.

„Die bittere Pille ist: Trotzdem werden Arbeitsplätze abgebaut“, erklärt Ingo Petzold, Geschäftsführer der IG Metall Bad Kreuznach. Auch wenn der Sozialtarifvertrag in Rheinböllen exklusiv die IG Metall-Mitglieder vor Kündigungen schützt, mit einer verbesserten Altersteilzeit und mehr Geld.

Trotzdem Abbau. Das ist bisher noch oft so. Die IG Metall kann Zukunftstarifverträge in der Regel erst dann durchsetzen, wenn der Arbeitgeber abbauen will. Denn Zukunftspläne unterliegen laut Grundgesetz der „unternehmerischen Freiheit“.


Beschäftigte sichern ihre Zukunft mit ihren Ideen

953 von 2000 Arbeitsplätzen sollten weg beim Tabakmaschinenhersteller Hauni in Hamburg. Die Fertigung sollte geschlossen und die Serienkonstruktion verlagert werden. „Sie haben eine Unternehmensberatung geholt, die über uns drübergeflogen ist und aus der Helikopterperspektive betrachtet hat“, erinnert sich der Betriebsrats­vorsitzende Uwe Zebrowski. Früher war er Abteilungsleiter und hat oft mit Unternehmensberatern gearbeitet. „Das läuft immer auf Kosten senken durch Köpfe zählen raus. Auf die Prozessebene gehen die nie runter.“

Zebrowski kandidierte 2018 für den Betriebsrat. Sie warben fast 300 Mitglieder für die IG Metall, bis sie stark genug waren.

Jetzt haben sie sich ihren Zukunftstarifvertrag geholt: Die Beschäftigten gestalten ihre „Fabrik der Zukunft“ mit, mit ihren Ideen. Geschäftsleitung und Betriebsrat entscheiden, welche Projekte verfolgt werden. Hauni stellt dafür eine Million Euro im Jahr zur Verfügung. Der Betriebsrat bestimmt mit bei Personalplanung und Qualifizierung. 

„Anfangs weigerte sich die Geschäftsleitung, über die Zukunft zu verhandeln“, erinnert sich Ina Mewes von der IG Metall Region Hamburg. „Das schaffst Du nur mit starken, innovativen Betriebsräten und einer gut organisierten Belegschaft.“

Auch bei Hauni müssen 690 Stellen über vier Jahre abgebaut werden, aber ohne Entlassungen, über Altersteilzeit und hohe Abfindungen. Die Fertigung bleibt. Produkte werden zurückverlagert. 1610 Arbeitsplätze sind sicher. Die Suche nach den besten Ideen läuft.

Zukunft gestalten

Zukunftstarifverträge sind ein starkes Mittel, mit dem die IG Metall die Transformation in Betrieben und Unternehmen gestalten kann. Der Film zeigt drei Beispiele dafür, warum ein Zukunftstarifvertrag sich lohnt.

Fünf Jahre Kampf für Zukunft

Bei Bosch in Homburg sind die Produkte für die Zukunft klar. Bislang haben sie vor allem Dieseleinspritzpumpen hergestellt. 1000 von ursprünglich 4700 Arbeitsplätzen hatte Bosch bereits abgebaut.

Doch jetzt kommt die Wasserstoffbrennstoffzelle. Die Maschinen sind bestellt, die Fertigungskapazitäten festgeschrieben. Das haben Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall durchgesetzt. Bis die Brennstoffzelle für genug Arbeit sorgt, sind Arbeitsplätze durch Reduzierung der Arbeitszeiten gesichert und betriebsbedingte Kündigungen bis 2026 ausgeschlossen.

Fünf Jahre lang haben sie für ihre Zukunft gekämpft, unter dem Motto „Bosch bleibt“. „Wir wussten, dass wir etwas tun müssen“, erinnert sich Damian Kroj, Leiter der IG Metall-Vertrauensleute. „Die Aufträge gingen zurück. Und fast überall auf der Welt ist es politischer Wille, aus dem Diesel auszusteigen.“

Sie forderten die Geschäftsleitung auf, mit ihnen gemeinsam ein Zukunftskonzept zu erstellen. Sie demonstrierten, waren in Berlin, in Brüssel. Ingenieure aus der Belegschaft berieten den Betriebsrat zu Technik und Qualifizierung. Bis sie schließlich die Konzernleitung in Stuttgart überzeugten.

Aber warum erst so spät, nachdem die Aufträge bereits fünf Jahre lang gesunken waren? „Die Konzernleitung hat all die Jahre null Druck gehabt, mit uns zu verhandeln. Zukunftskonzepte sind Sache des Unternehmers“, kritisiert der Betriebsratsvorsitzende Oliver Simon. „Deshalb ist es gut, dass wir jetzt mit dem neuen Metall-Tarifabschluss mehr in die Transformation reinkommen. Wir haben die Erfahrung gemacht, wie mühsam es ist, ohne tariflichen Rahmen betriebliche Zukunftsperspektiven zu verhandeln. Doch jetzt gibt es ein konkretes Verfahren für Zukunftstarifverträge. Das müssen wir jetzt in unseren Betrieben umsetzen und unsere tariflichen Regelungen ausbauen.“

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