Die Lust auf Mitbestimmung wecken

Bericht aus Geschäftsstelle Alfeld-Hameln-HildesheimDas Erschließungsprojekt in der Geschäftsstelle: gemeinsam Themen umsetzen


In vier Projektbetrieben der IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim werden neue Zielgruppen angesprochen, um das Bild der IG Metall zu wandeln. Nachgefragt bei Projektsekretär Robert Wycislo.


 

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Frauentag 2019 bei Stiebel Eltron in Holzminden: Vorbereitung für die Verteilaktion. Rote Rosen und einen Euro-Taler mit Verlustzone. Denn Frauen verdienen oft weniger als Männer. Darum setzen sich Metallerinnen und Metaller weiter für „Gleiche Arbeit und gleiches Geld“ ein. Gemeinsam können wir etwas bewegen! (Foto: IG Metall, Betriebsrat Stüken)



Warum sollte ich Lust auf Mitbestimmung bekommen?

Robert Wycislo: Eine wesentliche Säule unserer Demokratie ist die betriebliche Mitbestimmung. Sie gibt uns Beschäftigten die Möglichkeit, unsere Arbeitsbedingungen mitzugestalten. All die tollen Sachen wie die 35-Stunden-Woche, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsund Weihnachtsgeld oder jährliche Tariferhöhungen, die wir als selbstverständlich hinnehmen, wurden über Jahrzehnte von engagierten Gewerkschaftern erstritten, von Menschen, die sich einmischen und die Tarifparteien unterstützen, gute Arbeitsbedingungen auszuhandeln.


Aber ist das heute noch notwendig?

Gerade jetzt ist unser solidarisches Engagement wieder stärker gefordert, um die Transformation der Arbeitswelt tariflich zu gestalten und damit für gute und sichere Beschäftigung zu sorgen.


Wie wollt Ihr die Beschäftigten zum Mitmachen motivieren?

Dialogorientiert. Wir befragen die Beschäftigten, zum Beispiel mit Kartenabfragen, welche Themen sie bewegen und was sie verändern möchten. Dann werden die gemeinsamen Schritte festgelegt, wie wir die Themen anpacken wollen.


Welche Themen brennen den Beschäftigten auf den Nägeln?

Der Wandel in eine digitale Arbeitswelt schürt bei vielen Ängste, die wollen wir umwandeln in die Lust, sich an der Gestaltung der neuen Arbeitsbedingungen zu beteiligen. Also zum Beispiel: Wie soll die Flexibilisierung der Arbeitszeit künftig gestaltet werden? Welche Regelungen sind für Arbeitsplätze im „Homeoffice“ oder für mobiles Arbeiten notwendig, um etwa ausreichende Erholzeiten zu sichern? Oder wie kann die zunehmende Schichtarbeit so gestaltet werden, dass die Beschäftigten mehr selbstbestimmte Zeit für sich haben? Ein positives Beispiel ist der Tarifabschluss „Tarifliches Zusatzgeld“, der eine Wahloption vorsieht. Statt des Zusatzgeldes können besonders belastete Personengruppen acht freie Tage wählen, um sie für die Kinderbetreuung, die Pflege von Angehörigen oder als Erholzeit zu nutzen.


Also eine zielgruppenorientierte Ansprache?

Wir wollen attraktiv werden für Angestellte und diejenigen, die noch nicht Mitglied der IG Metall sind. Wir wollen allen Beschäftigten ein Forum mit themenbezogenen Aktivitäten und Aktionen (siehe Foto) bieten, die nachhaltig und langfristig angelegt sind. Dabei sollen die Themen von den Beschäftigten kommen. Und auch die neuen Zielgruppen sollen die IG Metall als positiv empfinden. Ihnen soll das Gefühl vermittelt werden: Es macht Spaß, dabei zu sein! Die IG Metall soll für sie eine Plattform werden, um sich auszutauschen und zu engagieren. Es soll eine zielgerichtete Kommunikation erfolgen, die aufzeigt, dass es mehr bringt, wenn man kein Einzelkämpfer ist, sondern Teil einer Gemeinschaft, die die gleichen Interessen verfolgt. Sie sollen Demokratie in Streitkultur erleben. Welche Forderungen können wir aus den Themen ableiten? Wir wollen weg vom Bild: Die IG Metall ist immer auf Streik aus. Viel mehr ist die IG Metall auch ein Forum für die Interessen von Angestellten, dual Studierenden, Ingenieurinnen und Ingenieuren.


Wie soll das konkret laufen?

Wir bieten ein breites Angebot von Veranstaltungen, Workshops, Austauschforen und Seminaren.


Robert Wycislo setzt auf dialogorientierte Ansprache

Seit 1. Januar 2019 verstärkt Dr. Robert Wycislo das Team der IG Metall Alfeld- Hameln- Hildesheim im Rahmen des bezirklichen Erschließungsprojekts. Elf Projektsekretärinnen und Projektsekretäre sind in den Geschäftsstellen des IG Metall-Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt unterwegs, um in aus gewählten Betrieben Mitglieder zu gewinnen. Dabei soll das besondere Augenmerk auf Angestellte, Ingenieurinnen und Ingenieure, Meister und junge Beschäftigte gelegt werden. Robert Wycislo setzt die Arbeit von Timo Kwiatkowski fort, der die ersten drei Jahre des neunjährigen Projekts in der Geschäftsstelle gestaltet hat.
Der gebürtige Holsteiner ist im Ruhrgebiet aufgewachsen. Nach dem Abitur 2002 ist er für 16 Monate zur Bundeswehr gegangen. Anschließend hat er Politikwissenschaften, Neuere Geschichte und öffentliches Recht in Gießen und Nottingham (Großbritannien) studiert. Während eines dreijährigen Stipendiums hat der Politikwissenschaftler über das Thema „Arbeitsmarktprogramme für Langzeitarbeitslose“ promoviert.
Bereits in Gießen hat er sich ehrenamtlich engagiert. Wycislo war zwei Jahre DGB-Kreisvorsitzender und vier Jahre Vorsitzender des AWOJugendwerks. In dieser Funktion hat Wycislo neue Strukturen mit aufgebaut und Kontakte geknüpft.

Seit 2016 ist er Projektsekretär bei der IG Metall. Bis zu seinem Start in Hameln hat er im Bezirk Mitte die Angestelltenarbeit der saarländischen Geschäftsstellen Homburg-Saarpfalz und Neunkirchen betreut.
Robert Wycislo setzt auf eine dialogorientierte Ansprache: „Wir wollen Menschen dafür gewinnen, den Solidaritätsgedanken und die Mitbestimmung zu stärken.“

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