Ist Arbeitsplatzabbau bei ZF die richtige Strategie?

Bericht aus Geschäftsstelle SchweinfurtJetzt gibt es also die ersten Pläne zum Personalabbau für ein Unternehmen, das einen großen Standort im Einzugsbereich der IG Metall Schweinfurt hat.

1. Juli 20201. 7. 2020


Jetzt gibt es also die ersten Pläne zum Personalabbau für ein Unternehmen, das einen großen Standort im Einzugsbereich der IG Metall Schweinfurt hat: ZF!

In einem Brief an alle Kolleginnen und Kollegen beschreibt der Vorstandsvorsitzende Wolf-Henning Scheider ein Szenario, dass für die Zukunft so gar nichts Gutes beinhaltet.

Für die meisten Beschäftigten bei ZF haben sich die vergangenen Monate mit Corona-bedingten Absatzeinbrüchen bemerkbar gemacht. Alle haben aber bisher einen – wie sogar Herr Scheider einräumt – wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise geleistet.

Wenn Herr Scheider jetzt aber trotzdem weitere Zugeständnisse – zunächst ohne dazu konkreter zu werden – fordert, sehen wir uns gezwungen, schon jetzt ein paar Bemerkungen zu dieser Vorgehensweise beitragen zu müssen.

Da ist zum einen die konkrete Zahl von Personalanpassungen bis 2025. Wenn Herr Scheider jetzt schon abschätzen kann, dass das Unternehmen bis 2025 Personal in der Größenordnung von 12 000 bis 15 000 Menschen nicht mehr braucht, ist derzeit noch nicht erkennbar, worauf sich diese Prognose beruft.

Zumindest was die Auswirkungen der Corona-Krise angeht kann weder Herr Scheider – noch sonst jemand – zum Zeitpunkt Juni 2020 seriös vorhersagen, wie lange die Corona-bedingten Einschränkungen andauern und wie sich die von fast allen Regierungen eingeleiteten oder angekündigten Maßnahmen zur Stützung und Wiederbelebung der Konjunktur auswirken.

Natürlich ist die derzeitige Krise von ihrer Ausgangslage nicht einfach mit der Bankenkrise 2009 vergleichbar. Aber es muss schon der Hinweis erlaubt sein, dass auch 2009 nahezu keine ökonomische Prognose für die Folgejahre eingetreten ist.

Wir als Gewerkschaften haben damals großen Wert darauf gelegt, dass niemand in der Krise seinen Arbeitsplatz verliert.

Mit Kurzarbeit und cleveren Arbeitszeitmodellen hat die gesamte Industrie den allergrößten Teil ihrer hoch qualifizierten und leistungsbereiten Beschäftigten in den Unternehmen gehalten und konnte deshalb anders als in anderen Industrienationen die schnell steigende Nachfrage wieder befriedigen.

Wenn Herr Scheider jetzt für ZF einen anderen Weg gehen will, möchten wir schon heute darauf hinweisen, dass wir auch in den nächsten Jahren um jeden Arbeitsplatz in der Region und bei ZF kämpfen werden.

Wir werden es natürlich auch nicht einfach so hinnehmen, wenn Argumente und Begründungen für bestimmte Entscheidungen unzureichend oder gar falsch genutzt werden.

Die IG Metall wird jetzt zusammen mit ihren Betriebsräten und den Beschäftigten bei ZF einige Rahmenbedingungen für Gespräche mit der Arbeitgeberseite beschreiben.

Vom Unternehmen erwarten wir die grundsätzliche Bereitschaft und den Willen, alles Notwendige zu tun, um die Existenzgrundlage für alle Beschäftigten bei ZF langfristig zukunftssicher zu machen.

Das galt im Übrigen auch schon vor Corona im Zusammenhang mit den befürchteten Auswirkungen der anstehenden Transformation und der zu erwartenden Veränderung des Mobilitätsverhaltens der Menschen.

Sollte das Unternehmen aber – entgegen unseren Erwartungen – nicht zu konstruktiven und zielführenden Verhandlungen und Gesprächen mit den Interessenvertretern und der IG Metall bereit sein, werden wir uns gemeinsam so aufstellen, dass das Unternehmen seine Strategie überdenkt.

Wenn wir zusammenhalten – ist alles möglich.

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