Der Kampf um Schaudt Mikrosa

Bericht aus Geschäftsstelle Leipzig„Industrie und Kultur gehören zusammen“ - Mehrere Hundert demonstrierten gegen die geplante Schließung: Parade vom Werkstor durch Plagwitz bis zum Felsenkeller

1. Juli 20201. 7. 2020


Unterstützung gab es unter anderem von den Belegschaften von Siemens Compressor Systems Plagwitz, Siemens Schaltanlagenbau, Werkzeugbau Leipzig, Kirow Ardelt und Gusswerke Leipzig. Sie alle haben in den vergangenen Jahren erfolgreich für den Erhalt ihrer Unternehmen gekämpft. Sie nahmen zeitweise an der Parade teil und begrüßten die rund 200 Beschäf- tigten und Angehörigen von Mikrosa vor den Werktoren und an der Strecke.

Auch viele Zulieferbetriebe der Automobilindustrie aus der Region Chemnitz erklärten ihre Solidarität. Ebenso zeigten sich Kunst- und Kulturschaffende, die für das bunte und spektakuläre Erscheinungsbild der Parade sorgten, solidarisch. Auf der Kundgebung vor der Schaubühne Lindenfels sagte deren Geschäftsführer René Reinhard: „Natürlich muss das Werk bleiben. Wenn die Pandemie vorbei ist und ihr dann keine Arbeit habt, dann läuft es bei uns auch nicht.“ Kunst, Kultur und Theater hingen letztlich auch an Arbeitsplätzen wie bei Schaudt.

Der Leipziger Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht (CDU) kündigte auf einer Zwischenkundgebung an, das Thema im Stadtrat einzubringen und den Einfluss der Stadt gegenüber dem Freistaat Sachsen geltend zu machen.

Auch der ehemalige Pfarrer der Thomaskirche in Leipzig nahm teil. „Das ist das richtige Zeichen an die Bevölkerung. Das geht uns alle an!“, so Christian Wolff.

Betriebsratschef Frank Lorenz sagte auf der Abschlusskundgebung: „Wir bekräftigen hier noch einmal: Wir wollen hierbleiben und werden für unser erfolgversprechendes Unternehmenskonzept kämpfen.“

Die Schaudt Mikrosa GmbH zählt seit Jahren zu den wichtigsten Akteuren auf dem globalen Markt für spitzenlose Schleifmaschinen. Sie gehört zur United Grinding Group, ein international tätiges Maschinenbaukonsortium, das ein Weltmarktführer ist. Laut eigenen Angaben macht die Gruppe 700 Millionen Euro Jahresumsatz. Gekauft wurde sie 2018 von einem von der Schweizer BZ Bank organisierten Investorenpool. Die Entwicklung der United Grinding Group war bis zu dieser Übernahme sehr positiv. Die neuen Eigentümer versprachen, diesen Erfolgskurs fortzusetzen. Kaum zwei Jahre später passiert das Gegenteil: Schaudt Mikrosa soll Gewinninteressen geopfert werden, obwohl die Belegschaft ein zukunftsfähiges Unternehmenskonzept vorgelegt hat.

„Die Maßnahme folgt kurzsichtigen Interessen, ist phantasielos und geht auf Kosten der Beschäftigten“, so Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. Die IG Metall rechnet mit harten Auseinandersetzungen in den nächsten Wochen. „Wir gehen davon aus, dass Schaudt Mikrosa in Leipzig eine Zukunft haben wird, und dafür werden wir das Potential der gesamten Stadtgesellschaft mobilisieren“, so Kruppa.

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Fotos: Wolfgang Zeyen
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