„Zukunftsvertrag“ lässt aufatmen

Erfolgreich bei S+C verhandelt: Vorteile für Belegschaft und Unternehmen


Nach dem Tarifabschluss im Frühjahr 2018 spielte der Edelstahlspezialist Schmidt Clemens (S C) mit dem Gedanken, die Tarifbindung zu verlassen. Das Bekenntnis zur Arbeitsplatzsicherung am Standort Lindlar-Kaiserau stand auf der Kippe. Doch jetzt können die über 600 Beschäftigten aufatmen: Nach sechsmonatigen Verhandlungen von Betriebsrat, IG Metall und Geschäftsführung gibt ein bis 2024 geltender Zukunftsvertrag wieder Sicherheit.

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Erleichtert nach erfolgreichen Verhandlungen: Personalleiter Ralf Welters, IG Metall-Bevollmächtigter Werner Kusel, geschäftsführender Gesellschafter Jan Schmidt Krayer, Betriebsratsvorsitzender Thomas Geilhaupt, Geschäftsführer Dominic Otte (von links)

 

Modern und gerecht

Die auf neun Seiten fixierte Vereinbarung enthält ein modernes und gerechtes Entgeltsystem auf der Basis des Entgeltrahmenabkommens zum Entgeltgrundsatz Zeitentgelt. So wird allen Anträgen auf Umwandlung des T-ZUG A in acht Tage Freizeit entsprochen. Davon profitieren 141 Beschäftigte aus dem Schicht- und annähernd 100 aus dem kaufmännischen Bereich. „Diese Zahlen basieren auf der Beschäftigtenbefragung, die unsere Vertrauensleute während der Verhandlungen durchgeführt haben“, erklärte Betriebsratsvorsitzender Thomas Geilhaupt.

Belastende Arbeitsplätze

Zusätzlich wird die Quote für Altersteilzeitler auf fünf Prozent angehoben. Dadurch können ältere Arbeitnehmer bei S C ab dem 58. Lebensjahr in Altersteilzeit gehen. „Diese Regelung war uns besonders wichtig, weil es doch auch um schwer belastende Arbeitsplätze geht“, so Geilhaupts Stellvertreter Andreas Aprile. Darüber hinaus verpflichtet sich das Unternehmen, die Zahl der Auszubildenden um jährlich 30 Prozent anzuheben. Mindestens 75 Prozent von ihnen sollen nach der Ausbildungszeit ein Angebot zur unbefristeten Übernahme erhalten, 25 Prozent einen auf mindestens zwölf Monate befristeten Vertrag. Damit gibt S C im Ergebnis eine Jobgarantie.

Maßgeschneidert

Dem Unternehmen bietet die Vereinbarung Planungssicherheit. So sprach Geschäftsführer Dominic Otte von einem „auf unsere Situation maßgeschneiderten Vertrag“. Personalleiter Ralf Welters stellte die fest vereinbarten „Spielregeln“ für Investitionen am Standort Kaiserau heraus: 55 Prozent aller Investitionen der S C Gruppe sollen auf Kaiserau entfallen. Dieser Punkt war auch dem Ersten Bevollmächtigten der IG Metall, Werner Kusel, besonders wichtig. Mit Kindergarten, Akademie, Kantine, Gesundheitsmanagement und firmeneigenem Fitnessstudio habe der Standort Kaiserau Alleinstellungsmerkmale, für die jetzt Bestandsschutz gelte.

Spielraum genutzt

Mit seiner verantwortlichen und zukunfts gerichteten Personalpolitik sei S C einer der „Leuchttürme“ in Oberberg“, so Kusel. „Auf diesem Weg können wir auch dem drohenden Fachkräftemangel entgegenwirken.“ Der Flächentarifvertrag gelte weiter. Man habe lediglich den Spielraum, den er biete, genutzt. „Ich war selbst ein bisschen überrascht, welche Handlungsoptionen es gibt“, erklärte Jan Schmidt- Krayer, geschäftsführender Gesellschafter, dazu.

Leiharbeit begrenzt

Auch die IG Metall-Vertrauensleute zeigten sich zufrieden – mit der Beschränkung von Leiharbeit auf 2,5 Prozent und der Möglichkeit, jedes Jahr ein fünftägiges Grundlagenseminar besuchen zu können. Nun müsse alles getan werden, um die Folgen der demografischen Entwicklung abzufedern, betonte Thomas Geilhaupt abschließend. In den nächsten fünf Jahren werden zwölf Prozent der Belegschaft aus Altersgründen ausscheiden.

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