„Zeit statt Geld“ ist der Renner

Bericht aus Bezirk Nordrhein-WestfalenIn der Metall- und Elektroindustrie kann 2019 erstmals Geld in freie Tage umgewandelt werden. Das sieht der neue Tarifvertrag vor. Das Interesse der Beschäftigten ist riesengroß – und stellt die Betriebe vor Probleme. Interview mit IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler.

1. Dezember 20181. 12. 2018


In der Metall- und Elektroindustrie kann 2019 erstmals Geld in freie Tage umgewandelt werden. Das sieht der neue Tarifvertrag vor. Das Interesse der Beschäftigten ist riesengroß – und stellt die Betriebe vor Probleme. Interview mit IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler.

Knut Giesler Norbert Hüsson

Hast Du noch Vertrauen in Deinen Verhandlungspartner?

Giesler: Warum nicht?


Weil der Arbeitgeberverband Gesamtmetall das Verhandlungsergebnis vom 14. Februar torpediert und in den Betrieben plakatiert, freie Tage statt Geld solle es nur geben, „wenn die Arbeit trotzdem gemacht wird“.

Wer im November nicht mehr weiß, was er Mitte Februar unterschrieben hat, sollte an seiner Gedächtnisleistung arbeiten – es gibt da bewährte Mittel. Die acht freien Tage, die beispielsweise ein Schichtarbeiter bekommen kann, wenn er auf das sogenannte Tarifliche Zusatzgeld verzichtet, sind der absolute Renner.


Hat Dich das überrascht?

Niemand hat damit gerechnet, umsomehr freue ich mich darüber. Was gibt es Schöneres als ein Tarifergebnis, das die Beschäftigten begeistert? In den Schichtbetrieben haben bis Ende Oktober zum Teil 80 bis 90 Prozent der Kolleginnen und Kollegen gesagt, wir möchten lieber Zeit statt Geld. Und die IG Metall sagt, „wer will, der kann“.


Bläst sie damit die Backen nicht zu dick auf?

Betriebe, die etwas von Personalplanung verstehen, werden mit Fantasie und gutem Willen kreative Lösungen finden, die beiden Seiten – den Beschäftigten und dem Unternehmen – gerecht werden. Außerdem können diese Betriebe jetzt, wo alle Welt um Fachkräfte buhlt, damit für sich werben.


Wäre eine kreative Lösung die, dass nur IG Metall-Mitglieder von dieser Tarifleistung profitieren?

Natürlich! Nur IG Metall- Mitglieder haben einen Rechtsanspruch darauf. Es kann doch nicht sein, dass Beschäftigte, die nichts zu demTariferfolg beigetragen haben, davon profitieren. Ganz klar: IG Metall-Mitglieder haben Vorrang.


Es wird Konflikte geben, es gibt für diese Fälle aber keinen Konfliktlösungsmechanismus.

Wir hätten ihn damals gerne vereinbart, die Arbeitgeber wollten das aber nicht.


Und nun?

Wo es Probleme gibt, sollten die Betriebsparteien die Tarifvertragsparteien – also den Arbeitgeberverband oder die IGMetall – hinzuziehen.Wir helfen gerne.Wo aber der Arbeitgeber stur alle Vorschläge ablehnt und sich strikt weigert, konstruktiv mitzuarbeiten, da gibt es Ärger. Das verspreche ich.

| Das könnte Dich auch interessieren
Kontakt zur IG Metall

Newsletter bestellen