Ein Erfolg mit bitterem Beigeschmack

Bericht aus Geschäftsstelle OffenbachInteressenausgleich für Siemens: Standort bleibt, aber mehr als 300 Arbeitsplätze gehen verloren.


Rund ein Jahr ist es her, dass die Beschäftigten von Siemens aus der Presse erfuhren, dass der Konzern Standorte schließen und Tausende von Stellen streichen will. Auf der Liste stand auch Offenbach. Kaum einer hätte gedacht, was sich in diesem Jahr alles tun würde – schon die erste Demonstration mit rund 600 Teilnehmenden war machtvoll. Die Beschäftigten trugen ihren Protest auf die Straße, zeigten der Konzernleitung die rote Karte, sie entwarfen Transparente, machten mit bei der öffentlichen Weihnachtsfeier und erlebten viele Solidaritätsbekundungen aus anderen Betrieben, von Kirchenvertretern, Politikern und Gewerkschaftern
„Im November 2017 wollten sie uns ganz platt machen, jetzt überlebt die Hälfte. Zweifellos ein Erfolg – wenn auch ein sehr bitterer.“ Heiko Janssen, Betriebsratsmitglied

Viel ist erreicht worden: Niemandem wird betriebsbedingt gekündigt, mindestens 423 der 750 Arbeitsplätze bleiben erhalten und der Standort Offenbach wird nicht geschlossen – vermutlich aber in den Großraum Frankfurt verlagert.

 

Vertrauensverlust

Siemens spaltet den Standort in zwei Betriebe – die Kaiserleistraße 10 wird es ab 1. Oktober 2020 nicht mehr geben. Den rund 300 Beschäftigten sollen Aufhebungsverträge, ein Wechsel in die Transfergesellschaft, Versetzungen und Altersteilzeit angeboten werden, sagt der Betriebsratsvorsitzende Matthias Tiessen. Im Januar begänne die Umsetzung der Maßnahmen, doch schon jetzt würden etliche Beschäftigte das Unternehmen verlassen. „In dem Jahr ist viel Vertrauen verloren gegangen. Die Stimmung ist alles andere als positiv.“ Verglichen mit den Schließungsabsichten sei viel erreicht worden. Aber richtig freuen kann sich keiner, wenn rund 300 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren.

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