Constellium: solidarisch gegen Tarifflucht

IG Metall-Mitglied Ingolf Meyer über den harten und letztlich erfolgreichen Kampf um die Tarifbindung.


Constellium

 

Wann und wie habt Ihr vom Austritt Eures Arbeitgebers aus dem Arbeitgeberverband erfahren?
Ingolf Meyer: Eine Woche vor dem Weihnachtsfest 2017 teilte der Arbeitgeber der Belegschaft den Verbandsaustritt mit. Ein tolles Weihnachtsgeschenk der Firma für unsere fleißige Arbeit der letzten Jahre. Uns war klar, was der Austritt aus dem Arbeitgeberverband für uns bedeutet: keine Entgelterhöhungen der Fläche, kein Anspruch auf die neuen Arbeitszeitregelungen in der Metallund Elektroindustrie und mittelfristig die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.

Wie waren die Reaktionen der Kolleginnen und Kollegen?
Die Beschäftigten waren geschockt. Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten seit vielen Jahren bei Constellium, einige haben das Werk mit aufgebaut. Sie konnten die Entscheidung des Arbeitgebers nicht nachvollziehen.

Ihr habt die Schockstarre schnell überwunden…
Ja. Wir waren uns einig, dass wir umgehend die IG Metall informieren müssen. Die Kollegen aus der Geschäftsstelle waren auch sofort zur Stelle. Es wurde in den Gesprächen klar, dass wir nur etwas erreichen können, wenn wir uns als Belegschaft in der IG Metall organisieren. Zu diesem Zeitpunkt waren nur wenige Kollegen Mitglied der IG Metall. Wir führten viele Gespräche mit unseren Kolleginnen und Kollegen. Über die Weihnachtsferien tauschten wir uns über Whatsapp intensiv untereinander aus, und wir stellten gemeinsam fest, dass wir uns das nicht gefallen lassen wollen. Wir vereinten uns, indem wir in die Gewerkschaft eintraten.

Am 6. März 2018 fand der erste Warnstreik in der Firmengeschichte statt. Wie hast Du die Aktion erlebt?
Die Reaktionen in der Belegschaft auf den Aufruf zum Warnstreik fielen unterschiedlich aus. Kaum jemand hatte Erfahrungen mit einem Arbeitskampf. Die Angst und Unsicherheit wurden uns zwar durch die sehr gute Betreuung der IG Metall genommen, aber etwas mulmig war uns trotzdem. Als wir jedoch feststellten, dass 100 Prozent der Beschäftigten an diesem Warnstreik teilnahmen, bekam das „Wir-Gefühl „einen großen Schub. Das war Gänsehaut pur. Trotz Schneeregen und eisigem Wind standen um 21 Uhr alle Kolleginnen und Kollegen vor dem Tor – das Werk stand. Eine großartige Erfahrung.

Auch nach drei weiteren Warnstreiks blieb der Arbeitgeber hart. Die IG Metall bereitete die Urabstimmung für Burg vor, die Kollegen an den Standorten Landau und Crailsheim waren bereits im Erzwingungsstreik. Dann kamen am 21. Juni Arbeitgeber und IG Metall zu einem Spitzengespräch zusammen. Wie sieht das Ergebnis aus?
Die Werke in Landau und Crailsheim waren ebenfalls vom Austritt des Arbeitgebers aus dem Verband betroffen. Die IG Metall arbeitete von Anfang an standortübergreifend zusammen. So konnten wir unsere Kräfte bündeln. Denn eines ist klar: Ohne die Solidarität unserer Kolleginnen und Kollegen in Landau und Crailsheim und umgekehrt wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen. Unser Motto lautete: „Landau, Crailsheim, Burg – wir sind eine Stimme!“ Der Arbeitgeber trat mit allen drei Werken rückwirkend zum 1. Januar 2018 wieder in die jeweiligen Verbände ein. Alle Entgeltrückstände wurden zwischenzeitlich nachgezahlt.

| Das könnte Dich auch interessieren
Kontakt zur IG Metall

Newsletter bestellen