Nur das Beste

Bericht aus Bezirk Nordrhein-WestfalenDie IGMetall hat für die 5000 Beschäftigten der Thyssenkrupp-Aufzugsparte eine vorbildliche Einigung mit den neuen Eigentümern erzielt: Die Arbeitsplätze sind für mindestens sieben Jahre gesichert – und alle Tarifverträge bleiben in Kraft.

1. April 20201. 4. 2020


Über Monate zog sich das Schauspiel hin. Ein Investor nach dem nächsten klopfte an die Tür und zeigte Interesse. Etliche Konzerne oder Finanzinvestoren wollten den Zuschlag. Zum Verkauf stand schließlich ein appetitlicher Happen: Thyssenkrupp Elevator, die Aufzugsparte des altehrwürdigen und in Schieflage geratenen Thyssenkrupp-Konzerns mit Sitz in Essen. Das Unternehmen war der Gewinnbringer im Konzern, es verdient mit Aufzügen gutes Geld – auch dank guter und qualifizierter Arbeit von den Beschäftigten in Deutschland, davon 1000 in Nordrhein-Westfalen. Der Thyssenkrupp-Konzern musste sich von der Sparte trennen, weil er den Verkaufs-Erlös braucht, um Schulden zu tilgen und das Gesamtunternehmen zukunftsfähig aufzustellen.

Die Sorge war groß, bei Beschäftigten von Thyssenkrupp Elevator wie bei der IG Metall: Was passiert, wenn ein skrupelloser Finanzinvestor den Zuschlag erhält? Einer, dem es nur um die Zahlen geht, nicht um die Menschen? Einer, der das Unternehmen ausschlachtet?

Die IG Metall ließ es so weit nicht kommen. Beschäftigte demonstrierten für ihre Rechte und machten Druck. Im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp vertrat die IG Metall eine glasklare Position: Einem Verkauf würden die Vertreter der Gewerkschaft in dem Gremium nur zustimmen, wenn der neue Eigentümer umfangreiche Verpflichtungen eingeht. Nur der beste und fairste Bieter sollte den Zuschlag erhalten.

Die Finanzinvestoren Advent und Cinven haben nun für 17,2 Milliarden Euro den Zuschlag erhalten – und eine „Fair und Best-Owner-Vereinbarung“ unterschrieben. In einem Tarifvertrag und einer weiteren Vereinbarung sind Eckpunkte festgeschrieben, die mindestens bis Ende März 2027 gelten. Die wichtigsten sind:

  • Diese sieben Jahre lang gilt eine Beschäftigungsgarantie;
  • Alle Tarifverträge bleiben in Kraft.
  • Die Altersversorgung wird fortgeführt.
  • Die Mitbestimmungsstrukturen bleiben bestehen.
  • Ausbildung und Investitionen in Forschung und Entwicklung werden fortgeführt – mindestens auf gleichem Niveau wie bislang.
  • Der Sitz bleibt in Deutschland, der Elevator-Konzern als Ganzes erhalten.

Selbst für den Fall, dass Elevator weiterverkauft wird, ist vorgesorgt: Dann muss der neue Eigentümer wieder eine „Fair- und Best-Owner“-Vereinbarung unterschreiben. Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW, ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Weder in dieser Detailtiefe noch mit einer solchen Laufzeit“, sagt er, „gibt es bisher ähnliche Vereinbarungen, wenn ein Unternehmen an ein Finanzinvestoren-Konsortium verkauft wurde.“

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Foto: Thomas Range
Beschäftigte der Thyssenkrupp- Aufzugsparte demonstrierten im Dezember in Essen vor der Konzernzentrale. Ihr Einsatz hat sich gelohnt.
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