Infinera: Wer sich wehrt, lebt nicht verkehrt

Bericht aus Geschäftsstelle BerlinEs ist ein Dauerritt: Nachdem Infinera, der neue US-amerikanische Eigentümer von Coriant, im Januar die Schließung des Berliner Standortes verkündet hatte, war der Schreck groß.

1. April 20191. 4. 2019


Schließlich will der Neu-Eigentümer einfach mal so 400 teilweise jahrzehntelang Beschäftigte in die Arbeitslosigkeit entlassen und die Produktion nach Asien verlagern.

Gegen diese Verantwortungslosigkeit haben Betriebsrat, Beschäftigte und IG Metall Berlin über Wochen viele Aktionen gestartet: einen Autokorso zur US-amerikanischen Botschaft, eine Kundgebung am Brandenburger Tor, eine Aktion an der Gedächtniskirche oder eine Unterschriftensammlung gegen die Schließung.

 

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Autokorso vor der US-Botschaft

 

Innerhalb weniger Wochen haben fast 5000 Berlinerinnen und Berliner für den Erhalt des Hochtechnologie- Standortes unterschrieben, der 5G- und Breitbandnetze baut: die sogenannten Datenautobahnen, die größte Datenmengen optisch in Echtzeit um die Welt schicken. Gleich mehrere Bundestagsabgeordnete haben sich im Bundestag und in den betroffenen Bundesministerien für den Erhalt von Infinera am Standort Deutschland ausgesprochen. Schließlich geht es um hochsensible Sicherheitstechnik, die auch deutsche Ministerien, die Bundeswehr oder Energieversorger nutzen – was passiert, wenn deren Datensicherheit nicht mehr vor Ort gewährleistet werden kann?

Jetzt prüft das Bundeswirtschaftsministerium, ob Infinera aufgrund der sicherheitsrelevanten Produktion beim Kauf gegen die Außenwirtschaftsverordnung verstoßen hat. Auch der US-amerikanische Neu-Eigentümer bewegt sich. Nachdem er die Verhandlungen mit dem Betriebsrat bereits für gescheitert erklärt hatte, ist er nun an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. „Dank der Aktionen der Beschäftigten sind wir soweit gekommen“, sagt Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. Mit welchem Ergebnis, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Sicher ist aber schon jetzt: „Wir haben als Belegschaft noch nie so eng und entschlossen gemeinsam zusammengestanden „, sagt Jörg Wichert, der Betriebsratsvorsitzende.

Was die Politik aus dem Coriant- Verkauf lernen sollte, beschreibt Regina Katerndahl: „Wir brauchen gesetzliche Regelungen, damit sicherheitsrelevante Technologien in der Bundesrepublik bleiben müssen. Dann gäbe es viel weniger Ausverkauf wichtiger Technologien und die Beschäftigten behielten ihre Arbeit.“  

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