Mehr freie Zeit (auch) für Schichtarbeiter

Bericht aus Geschäftsstelle NordhessenDie neuen Tarifverträge ermöglichen besonders belasteten Beschäftigten acht Tage mehr Freizeit.


1. September 20181. 9. 2018


Die neuen Tarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie sorgen für mehr Geld auf den Konten der Beschäftigten und für mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit.

Eine neue Regelung ermöglicht zudem bestimmten Schichtbeschäftigten, Eltern und Pflegenden ab dem 1. Januar 2019 acht zusätzliche Freistellungstage im Jahr zu nehmen. Dafür verzichten sie auf das tarifliche Zusatzgeld in Höhe von 27,5 Prozent eines Monatsentgelts, was umgerechnet sechs freie Tage wären. Zwei der acht freien Tage kommen also „oben drauf“ und werden allein vom Arbeitgeber finanziert.


Schichtarbeit bei Daimler  

„Die Maschinen laufen bei uns in mehreren Bereichen 24 Stunden pro Tag und sieben Tage pro Woche“, erklärt der Vorsitzende des Betriebsrats von Daimler in Kassel, Jörg Lorz (IG Metall). Daher gibt es nach seiner Einschätzung viele Beschäftigte, die berechtigt sind, das tarifliche Zusatzgeld in acht freie Tage umzuwandeln. Der Betriebsrat habe deshalb über persönliche Gespräche, eine Vollversammlung und Infobroschüren über die neue Regelung informiert. „Die Resonanz ist groß, viele wollen das nutzen und freuen sich auf die Umsetzung dieses wichtigen Aspekts des Tarifabschlusses“, berichtet Lorz. Beantragen können die Beschäftigten die Umsetzung erstmals für das Jahr 2019, Stichtag für die Einreichung der Anträge ist der 31. Oktober.

Einer der ersten Anträge wurde von Daimler-Mitarbeiter Steve Dewenter gestellt. Der Maschinenbediener arbeitet seit über fünf Jahren in Schichtmodellen und erfüllt die Voraussetzung für die Umwandlung des tariflichen Zusatzgeldes in acht freie Tage. Über mehr Freizeit würde sich der 30-Jährige vor allem im Sommer freuen. „Wenn mein Antrag durchgeht, werde ich im Sommer ein paar Spätschichten gegen Freizeit tauschen und mich schön an einen See legen und entspannen“, sagt Dewenter.


Umsetzung ist Neuland 

Probleme bei der Genehmigung könnten vor allem dann auftreten, wenn sehr viele Beschäftigte die tarifliche Freistellungszeit beantragen. „Die Umsetzung des neuen Anspruchs ist Neuland für die betriebliche Organisation“, sagt Jörg Lorz. „Wir müssen jetzt zunächst abwarten, wie viele Anträge bis Ende Oktober eingehen ― und dann geht es darum, die Umsetzung so stark wie möglich an den Interessen der Beschäftigten auszurichten“. Entsprechende Verhandlungen mit dem Arbeitgeber sind für November und Dezember geplant.

Für Schichtbeschäftigte wie Steve Dewenter heißt es also derzeit noch, nach erfolgter Antragstellung abzuwarten. Eins aber ist jetzt schon klar: Es hat sich gelohnt, Anfang des Jahres zu den ganztägigen Warnstreiks vor das Werktor zu gehen!

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