Recht auf Bildung
Fürs Leben lernen

Bildung ist der Schlüssel zum individuellen Menschsein, aber auch Voraussetzung für das Funktionieren einer Gesellschaft als Ganzes. Bildung entscheidet über Chancen im Leben jedes Einzelnen. Auf der anderen Seite ist die Leistung der Wirtschaft abhängig von der Qualifikation der Menschen. Und ...

20. Oktober 201020. 10. 2010


... in Zeiten permanenten Wandels ist auch „lebenslanges Lernen“ längst als Herausforderung erkannt. Die Realität wird diesen Anforderungen aber nicht gerecht.

Die Unzulänglichkeiten unseres Bildungssystems werden immer deutlicher. Angefangen bei der frühkindlichen Erziehung reichen sie bis ins Hochschulwesen. Dabei ist das Grundübel die chronische Unterfinanzierung des öffentlichen Bildungs- und Erziehungswesens.

Dabei fordern 71 Prozent der Menschen in Deutschland eine bessere Ausstattung und mehr Personal für Kindergärten, Schulen und Hochschulen. Das ergab die repräsentative Umfrage der IG Metall „Gemeinsam für ein gutes Leben“. Derzeit wird die soziale Selektion immer stärker und setzt immer früher ein. Denn am gravierendsten wirkt sich die Unterfinanzierung da aus, wo die Kinder mit den ohnehin schlechtesten Startbedingungen zusammenkommen.

Recht auf Bildung – immer noch Forderung statt Realität
So erklärt sich auch, dass die Bildungschancen in keinem anderen Land in Europa so sehr vom Geldbeutel der Eltern abhängen wie in Deutschland: 75 Prozent aller Akademikerkinder mit Hochschulreife besuchen eine Universität. Kinder aus Arbeiterhaushalten schaffen es immer seltener bis zum Abitur. Und von denen, die sich bis dahin durchgeschlagen haben, schreiben sich weniger als 60 Prozent in einer Hochschule ein.

Gute Bildung wird zum Privileg Weniger. Wir setzen daher auf „Gute Bildung für alle“! Und damit sind wir nicht allein. Laut der Umfrage der IG Metall fordern 69,7 Prozent gleiche Bildungschancen für alle.

Bildung kostet
Sogar 72,2 Prozent der Befragten gaben an, es sei ihnen sehr wichtig, die Freiheit zu haben, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Eine solche Freiheit setzt ein hohes Maß an Bildung und Ausbildung voraus. Denn davon hängen nicht zuletzt auch der Verdienst und die Möglichkeiten zur Beteiligung am gesellschaftlichen und kulturellen Leben ab.



Gute Bildung zu organisieren und zu finanzieren ist daher die Schlüsselaufgabe einer demokratischen Gesellschaft. Bildung muss für alle gleichermaßen und bereitgestellt werden, unabhängig von ihrer sozialen und ethnischen Herkunft. Doch statt in die Zukunft der gesamten Gesellschaft zu investieren, wird ist der Bildungsetat in Deutschland auf ein unerträgliches Maß gekürzt worden. Die öffentlichen Ausgaben für Bildung in Deutschland liegen ohnehin schon unter dem Durchschnitt der OECD-Länder und sind sogar noch rückläufig.

Um mit den Spitzenreitern Norwegen und Schweden gleichzuziehen, wären ab sofort bis zu 63 Milliarden Euro jährlich erforderlich. Dabei wäre die Investition jeden einzelnen Euro wert. Denn gute Bildung nutzt der gesamten Gesellschaft und ermöglicht jedem Einzelnen ein Gutes Leben.

Wie nötig diese Investitionen wären, haben die PISA-Ergebnisse deutlich gezeigt. Doch auf die Lippenbekenntnisse und vollmundigen Versprechungen der Politik folgten bisher kaum konkrete Maßnahmen. So verkümmert unser Zukunftspotenzial, während Banken und Unternehmen mit Milliarden aus Steuergeldern unterstützt werden. Mehr Geld für Bildung heißt, die wichtigste „Ressource“ unserer Wirtschaft zu fördern: qualifizierte Menschen.

Gute Bildung stärkt die Sozialsysteme
Wer an der Bildung spart, zahlt später doppelt drauf. Denn Menschen ohne beruflichen Abschluss sind besonders von Arbeitslosigkeit bedroht. Während die Arbeitslosenquote unter Hochschulabgängern bei gerade mal vier Prozent liegt, sind fast ein Viertel der Menschen ohne beruflichen Abschluss von Arbeitslosigkeit betroffen.

Bildung und Ausbildung ist also der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben und kommt der gesamten Gesellschaft zugute. Gerade in Zeiten der Krise müssen deshalb genügend Ausbildungsplätze für die jungen Menschen zur Verfügung stehen. Denn jeder hat das Recht auf eine Zukunft. Dass für mehr Ausbildungsplätze die Unternehmen mehr in die Pflicht genommen werden müssen, fordern nach der IG Metall-Studie „Gemeinsam für ein gutes Leben“ 74,4 Prozent der Menschen in Deutschland.

Weiterbildung – Notwendigkeit und Chance
Doch auch nach Ausbildung oder Studium darf Bildung nicht aufhören. Eine gute Qualifikation, die vor Arbeitslosigkeit schützt, muss immer wieder auf den neuesten Stand gebracht und weiterentwickelt werden. Sie bedarf also permanenter Weiterbildung. Die Mehrheit der Beschäftigten ist bereit für solche Maßnahmen und Fortbildungen, doch die meisten Unternehmen investieren zu wenig in ihre Belegschaften. Sie erklären Weiterbildung lieber zur Privatsache.

Doch jeder Beschäftigte sollte die Möglichkeit haben, sich beruflich weiter zu qualifizieren. Wenn es um betriebliche Belange geht, müssen die Unternehmen für Angebote sorgen. Individuelle Wünsche nach Weiterbildung sollten vom Staat unterstützt werden. Das nutzt den Beschäftigten und den Unternehmen gleichermaßen.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen