Musa Kirbas ist die Respekt-Person im Juli 2015
Ehrenamt ist, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen

Musa Kirbas hat sich seine Herausforderungen immer selbst gesucht. In über 30 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit hat er nie weggeschaut. Besonders zu Fragen der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund hat er sich eingemischt – in seinem Betrieb bei BMW Dingolfing, in der Gewerkschaft ...

27. Juli 201527. 7. 2015


... und auf der kommunalpolitischen Ebene.

Diskriminierung findet überall statt. Sei es im Biergarten, wenn man sich am Nebentisch über Ausländer lustig macht, sei es im Betrieb, wenn an den Toilettenwänden „Türken raus“ zu lesen ist. Dass sich Musa Kirbas einmal damit auseinandersetzen muss, damit hat er nicht gerechnet. Als er im Oktober 1966 mit seinem Vater aus der Türkei nach Deutschland emigrierte, herrschte eine andere Willkommenskultur. „Es gab oft Feste, wo wir eingeladen und herzlich aufgenommen wurden“, erinnert er sich. Dann Anfang der 80er Jahre, als er bei BMW Dingolfing anfing, musste er sich plötzlich mit Fremdenfeindlichkeit beschäftigen. „Das hat mich getroffen, denn vorher habe ich nie etwas damit zu tun gehabt. Aber ich spürte von nun an den Konkurrenzkampf unter den Schwachen und Starken“, sagt er. Seitdem mischt er sich ein. In Diskussionen unter Kollegen, Freunden und Bekannten. Besonders wenn es um Ausländerfragen geht.

Engagement erzeugt Akzeptanz

Viele seiner türkischen Kollegen der ersten Generation hatten sprachliche Defizite und waren gewerkschaftlich nicht vertreten. Also fing Musa Kirbas 1981 an zu dolmetschen. „Damals gab es nicht diese Möglichkeiten der Computertechnik. Ich habe alles von Hand gemacht.“ Ein Jahr später wurde er erstmals zum Vertrauensmann gewählt. „Anfangs war ich nicht so begeistert, weil ich keine Ahnung hatte, was ein Vertrauensmann macht. Welche Aufgaben, Rechte und Pflichten er hat. Dann habe ich mich informiert und gespürt, dass viele Kollegen hinter mir stehen“, sagt er.

Musa, weiter so!

Musa Kirbas musste viel Überzeugungsarbeit leisten. „Akzeptanz bekommst du nicht ohne Weiteres“, sagt er. Dadurch, dass er sich für die Belegschaft einsetzte, ist seine Akzeptanz gestiegen. Er machte keine Unterschiede und vermittelt zwischen den verschiedenen Kulturen. „Du spürst, da muss sich nur jemand engagieren, durchsetzen, und kämpfen. Und gerade das Kämpfen macht mir Spaß, denn dadurch erreicht man auch etwas“, sagt er. Viele ausländische Kollegen haben ihn gerade am Wochenende angerufen. Es ging um das Ausländerrecht, betriebliche und auch private Probleme. „Ich weiß nicht, ob ich das heute wieder so schaffen würde aber es hat mir Mut gegeben, denn ich wurde akzeptiert und bekam bei den Wahlen wieder viele Stimmen. Dann vergisst du natürlich den Stress und bekommst noch mal einen Motivationsschub. Musa, weiter so!“

Etwas bewegen und Weitergeben

1986 gründete Musa Kirbas den ersten Migrationsausschuss in der IG Metall Landshut, der damals noch Ausländerausschuss hieß. Seit dem bekleidet er auch den Vorsitz. „Erst gab es nur Arbeitsgruppen in der IG Metall, die weniger Rechte hatten als ein Ausschuss. Seit der Gründung des Ausländerausschusses in der IG Metall Landshut gibt es überhaupt erst dieses Gremium.“ Das Thema ist relevant geblieben. „Ausländerfeindlichkeit existiert nach wie vor in den Betrieben. Es hat sich mit der Zeit gewandelt – ist heimtückischer geworden. Es war nicht einfach“, resümiert er. Das müsse auch seiner seinem Nachfolger klar sein. „Irgendwann möchte ich den Vorsitz einem jungen Kollegen abgeben. Engagiert sollte er sein, das ist wichtig, denn viele Jugendlichen fühlen sich nicht angesprochen, obwohl sie heute genauso von Diskriminierung betroffen sind“, sagt er.

Text: Hendrikje Borschke

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