Betriebsrätepreis 2015: Beschäftigungssicherung bei Bosch Rexroth
Neue Vertriebsstruktur statt Arbeitsplatzabbau

Nicht immer sorgen Umstrukturierungen für bessere Prozesse und Abläufe – im Gegenteil. Bei Bosch Rexroth in Schweinfurt brachen durch die Zentralisierung des Vertriebs Aufträge ein, Stellenabbau drohte. Das brachte den Betriebsrat auf den Plan. Zusammen mit der Belegschaft entwickelte er einen ...

17. September 201517. 9. 2015


... Maßnahmenkatalog für eine Vertriebsoffensive – mit Erfolg.

Als die Situation sich immer weiter zuspitzte, als die Aufträge immer stärker einbrach und Arbeitsplätze abgebaut werden sollten, da war Sebastian Schierling klar: Jetzt müssen wir vor allem einen kühlen Kopf bewahren und ein eigenes Konzept erarbeiten. „Ständig haben wir gesagt bekommen, dass wir zu langsam sind und zu teuer produzieren“, sagt der Betriebsrat von Bosch Rexroth in Schweinfurt, „aber das haben wir nicht geglaubt. Das konnte nicht das Problem sein“.

War es auch nicht. Der Betriebsrat lud zu einer Betriebsratsinformation vors Werksgelände und installierte vier Arbeitskreise. Die Beteiligten überlegten, wie sie die Fertigung erfolgreicher ausrichten könnten und was sie an zusätzlicher Flexibilität brauchten, sie fragten sich, wie sie mit neuen Produkten und einem starken Vertrieb Kunden gewinnen könnten – und stellten fest, dass genau hier das Problem lag: in den gekappten Vertriebsstrukturen. „Ende 2010 wurde der Vertrieb bei Bosch Rexroth zentralisiert. Dadurch sind Kundenbeziehungen und Kontakte zum internen technischen Support weggebrochen, die Qualität der Beratung hat extrem gelitten“. Der Standort, sagt Sebastian Schierling, brauchte dringend eine „Vertriebsoffensive“.

Zweiter Anlauf mobilisiert die Geschäftsleitung

Die hat der Schweinfurter Betriebsrat entwickelt. Und stieß bei der Geschäftsführung damit zunächst auf taube Ohren. „Wir haben dann die Kolleginnen und Kollegen aktiviert und sie gebeten, die Forderungen unseres Maßnahmenplans zu unterstützen“, sagt Sebastian Schierling. Ein weiteres Mal hielt der Betriebsrat eine Informationsveranstaltung vor dem Werkstor ab, ein weiteres Mal war der Platz überfüllt – erst nach dieser Aktion war die Geschäftsführung kooperationsbereit und begann, die Ideen des Betriebsrates umzusetzen: Der Aufbau eines neuen Vertriebskanals im Internet, die Stärkung des technische Supports und der Aufbau von Partnern für kundenspezifische Anwendungen.

Vor allem aber: Meister und Techniker aus der Produktion in Schweinfurt und Volkach wurden nun in Vertriebsniederlassungen versetzt und unterstützten die Mitarbeiter vor Ort direkt bei Kundenterminen. „Auf diese Weise haben wir die für uns zuständige Vertriebsmannschaft um zehn Prozent aufgestockt und mit unseren Maßnahmen innerhalb der ersten zwei Monate eine deutliche Auftragssteigerung eingefahren“, sagt Sebastian Schierling. „Das Konzept war ein voller Erfolg.“

Der Betriebsrat von Bosch Rexroth in Schweinfurt ist einer der sieben nominierten IG Metall-Betriebsräte für den diesjährigen Betriebsrätepreis.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen