IG Metall unterstützt US-Gewerkschaften
Gewerkschaften können nur schwer Fuß fassen

Hohe Arbeitslosigkeit, eine gewerkschaftsfeindliche Stimmung in der Gesellschaft und knallharte antigewerkschaftliche Aktionen der Unternehmen – das Umfeld für das Organisieren der Belegschaften von deutschen Automobilherstellern in den Südstaaten der USA könnte nicht schwieriger sein.

26. Januar 201226. 1. 2012


Im vergangenen Jahrzehnt haben ausländische Unternehmen, insbesondere Automobilhersteller, in den Vereinigten Staaten eine Reihe neuer Produktionsstandorte eröffnet. Beliebte Region für die Ansiedelung neuer Fabriken: die erzkonservativen Südstaaten. Hier haben Gewerkschaften traditionell einen schweren Stand und zur Zurückhaltung der Mitarbeiter gegenüber einer organisierten Arbeitnehmervertretung kommt noch der offensive Widerstand der Unternehmen gegen die Gewerkschaft in ihren Werken. Bisher hatten sie damit auch Erfolg: Kein einziges Autowerk im Süden der USA ist bisher gewerkschaftlich organisiert.

Die Hürden sind hoch
Seit längerem bemühen sich die US-Automobilarbeitergewerkschaft und die der Stahlarbeiter, einen Fuß in eines der Automobil- und Stahlwerke zu bekommen, doch die Hürden sind hoch. Thomas Klebe, Mitglied im Aufsichtsrat von Daimler, erklärt, warum das so schwierig ist: „Viele deutsche Firmen tun in den USA alles, um die Gewerkschaften rauszuhalten, es gibt knallharte antigewerkschaftliche Aktionen – zum Teil sind das Handlungen, die in Deutschland strafbar wären. Im besten Falle üben sich die Unternehmen gegenüber der amerikanischen Gewerkschaft in einer negativen Neutralität.“

Dennoch, die United Automobile Workers (UAW) hat sich diese industrielle Wachstumsregion vorgenommen und will die Arbeiter organisieren – und die IG Metall unterstützt sie und auch die Stahlarbeiter dabei. So reisen deutsche Betriebsräte in die USA und machen gemeinsam mit der UAW Überzeugungsarbeit in den Werken deutscher Hersteller. Die Beschäftigten vor Ort sehen meist keine Notwendigkeit, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Klebe: „Die Unternehmen sind bewusst in den Süden gegangen, in Gegenden, wo die Arbeitslosigkeit hoch war. Dazu kommt, dass die Arbeitsbedingungen bei den deutschen Herstellern, verglichen mit dem, was man in den USA generell erwarten kann, relativ gut sind“.

Da kommt so mancher ins Staunen
Die deutschen Kollegen von der IG Metall berichten in den USA, wie die betriebliche Praxis hier in Deutschland aussieht, welche Mitsprache- und Gestaltungsmöglichkeiten Betriebsräte haben, wenn ein Werk einen guten Organisationsgrad hat. Da kommt so manch amerikanischer Kollege ins Staunen. Neu ist für die dortigen Arbeiter auch der Aspekt, dass Unternehmen die Belegschaften verschiedener Länder gegeneinander ausspielen, wenn die Globalisierung nur auf Seiten des Managements, nicht aber auf Seiten der Belegschaft stattfindet.

Die IG Metall macht auch ihren Einfluss in Deutschland geltend und setzt sich bei den Vorständen der deutschen Autokonzerne dafür ein, dass die US-Gewerkschaften wenigstens unter fairen Bedingungen arbeiten können. Thomas Klebe weiss, dass sich viele deutsche Firmen außerhalb Deutschlands ihre Gewerkschaften am liebsten selber backen würden. Die amerikanischen Organisationen wollten sie dort jedenfalls häufig nicht. Manche Unternehmen erinnerten an Dr. Jekyll und Mister Hyde: In Deutschland benehmen sie sich wie Dr. Jekyll, aber in den USA wie Mister Hyde.

Am Ende wird sich die UAW durchsetzen
Klebe erwartet, dass es ein längerer Prozess sein wird, bis die UAW in den ausländischen Werken im Süden der USA Fuß fassen kann. „Die UAW muss das selbst hinkriegen. Ich glaube, dass das nicht so ruckzuck geht. Es ist ja nicht eine Entscheidung, die ein Betriebsrat, die örtliche Unternehmensleitung und der Vorstand treffen, sondern die Menschen müssen da auch mitgenommen werden. Die UAW muss langfristig auf jeden Fall im Süden einen Fuß in die Tür bekommen. Aber auch wenn das länger dauern wird, aber am Ende wird sich die UAW durchsetzen, da bin ich mir sicher.“

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