Respekt Person im Januar 2015
Wir sorgen dafür, dass es nie wieder passiert

Eine Zeitzeugin der Reichspogromnacht hat Frank Hauck tief beeindruckt. „Ihr könnt nichts dafür“, hatte die alte Dame gesagt, „aber ihr sorgt dafür, dass es nie wieder passiert“. Seither engagiert sich der Metaller gegen Rassismus.

29. Januar 201529. 1. 2015


Angefangen hat es 2009 in Mannheim. Auf einer Veranstaltung zur Pogromnacht sprach eine Zeitzeugin. Frank Hauck hörte zu, diskutierte mit. Eine ihrer Aussagen ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben: „Ihr wart nicht dabei. Ihr könnt nichts dafür. Aber ihr sorgt dafür, dass es nie wieder passiert.“ Das hat Frank Hauck tief bewegt und festigte seinen Wunsch, sich zu ehrenamtlich zu engagieren.

Fängst du schon wieder damit an?

Das Thema interessiert ihn schon länger, etwa die Auswirkungen des dritten Reiches auf das Gedankengut der Menschen. „Ich haben schon immer versucht mich gegen Rassismus und Diffamierung zu stellen – dagegenzuhalten“, sagt er. Auch im privaten Umfeld, etwa am Stammtisch, wenn es um Politik geht, beispielsweise um Bootsflüchtlinge, argumentiert er: „Erstmal sind das nur Menschen und Menschen muss man retten wenn sie in Seenot sind.“ Nicht selten würde dann mit den Augen gerollt und Frank Hauck in die altbekannte Schublade gesteckt. Alltagsrassismus, an den sich Frank Hauck gewöhnt hat.

Identifizieren, glauben, verändern

Frank Hauck möchte dazu beitragen, offensiver mit dem Thema umzugehen. „Gerade in Deutschland haben wir Erfahrung mit der Aufarbeitung rassistischer Themen. Ich möchte ein Teil von denen sein, die sagen, wir wollen das in Deutschland nie mehr haben.“ Seit er als IG Metall Vertrauensmann und „Respekt!“ Botschafter im Mercedes Benz Werk in Wörth unterwegs ist, sind seine Einflussmöglichkeiten wesentlich höher als vorher. Ob er das Gedankengut von einem Menschen ändern kann, glaubt er nicht, „aber vielleicht kann ich es verhindern, dass es auf dem Werksgelände weiter ausgelebt wird.“

Rassismus? Bei uns doch nicht

Das Shirt und das kleine Blechschild, beides mit der Aufschrift „Respekt! Kein Platz für Rassismus“ trägt er eigentlich immer bei sich. „Wenn ich mich so im Werk zeige“, beschreibt er, „dann fragen sich die Leute schon ’Haben wir hier ein Problem mit Rassismus?’“. Dabei will Frank Hauck erst mal nur reden. Habt ihr Schwierigkeiten untereinander? Was sind aktuelle Themen? Worüber sprecht ihr in der Kantine?

Rassismus kann man an den Toilettenwänden ablesen

Der letzte Vorfall war schlimm. Frank Hauck wurde angesprochen, auf Hakenkreuz-Schmierereien an Toilettentüren im Werk. Der Fall ging hoch bis zur Werksleitung, mit dem Ergebnis dass die Tür abgehängt, für Ermittlungen mitgenommen und eine neue Tür eingehängt wurde. Die Botschaft von oben war deutlich: Wenn man den Verursacher findet, gibt es Konsequenzen, und zwar in aller Schärfe. „Solche Schmierereien haben im Werk und in unserer Realität nichts verloren und es zeigt, dass man “Respekt!„ Botschafter nicht nur bei Mercedes braucht, sondern überall“, sagt Hauck.

Ein emotionaler Profit

„Wenn man Menschen mit dem was man tut erreicht, ist es immer ein Profit und zwar immer für beide“, sagt Hauck. Das könne man in finanzieller Hinsicht auf keiner Weise beziffern. „Das ist emotional, das ist für mich, für meine Bildung, meinen Horizont. Das Ehrenamt ist mein Ding.“ Diese Überzeugung hat er, weil er sich verstanden fühlt. Und Kollegen bestätigen es: „Jawohl Frank, gut, dass du das machst. Schade, dass wir es nötig haben, aber wir haben es nötig.“


VITA

Frank Hauck (*20.01.1968) ist gelernter KFZ-Mechaniker und arbeitet bei Mercedes Benz in Wörth als Kabelmonteur in der Ersatzteilfertigung. Seit 2000 ist er IG Metall Vertrauensmann und seit 2011 „Respekt!“ Botschafter. Er arbeitet mit im Redaktionsteam von „durchblick“, dem Magazin der Vertrauensleute bei Mercedes-Benz Wörth. 2015 will er eine gewerkschaftliche Referentenausbildung machen und sein Wissen über den Umgang mit Rassismus und Diskriminierung im Betrieb weitergeben.

Text: Hendrikje Borschke

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