Vereinbarkeit: Arbeitszeit muss zum Leben passen
Arbeit und Leben souverän vereinbaren

Die Arbeitszeit macht einen großen Teil des Lebens aus. Einen zu großen Teil finden immer mehr Beschäftigte. Sie wollen über ihre Arbeitszeit selbstbestimmter verfügen. Beispiele zeigen, wie der Deal der Zukunft aussehen könnte.

27. Juli 201527. 7. 2015


Bei kaum einem Thema klaffen Wunsch und Wirklichkeit so weit auseinander wie bei der Arbeitszeit. 82 Prozent wollen gerne ihre tägliche Arbeitszeit kurzfristig an private Bedürfnisse anpassen können, ergab die Beschäftigtenumfrage der IG Metall. 78 Prozent möchten vorübergehend kürzer treten, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben oder für Pflege in der Familie. Ebenfalls 78 Prozent wollen eine geregelte Arbeitszeit, bei der Beginn und Ende festgelegt sind.

Die Arbeitgeber ihrerseits fordern von ihren Mitarbeitern größtmögliche Flexibilität, vorgegeben vom Unternehmen und dessen Auftragslage. Die Konsequenz: Die Beschäftigten machen Überstunden, arbeiten abends, nachts oder auch am Wochenende. Selbst Schichtarbeit auf Abruf nimmt zu. Bei solch eng getakteten Verfügbarkeitszeiten bleiben persönliche Bedürfnisse sowie Vereinbarkeit von Beruf und Leben oft auf der Strecke.

„Wir sollten ein neues Normalarbeitsverhältnis anstreben, das eine unbefristete Vollzeitarbeit mit der Option der zeitweisen Absenkung von Arbeitszeiten für Pflege- und Betreuungsaufgaben, Zeit für berufliche Bildung und flexible Altersübergänge verbindet,“ sagt Jörg Hofmann, Zweiter Vorsitzender der IG Metall. Frauen und Männer wollen flexibel und selbstbestimmt Arbeit und Leben vereinbaren können. Sie wünschen sich Arbeitszeiten, die planbar und verlässlich sind und ihnen Zeitsouveränität gewähren. Und weil das so ist, nimmt die Bedeutung von Arbeitszeitmodellen zu, die im Sinne der Beschäftigten flexibel sind.


Vereinbarkeit ist möglich

Beispiele gibt es bereits. So können etwa Väter und Mütter beim Medizintechnikhersteller Quioptiq im bayerischen Regen ihre Arbeitszeitwünsche mit dem Betriebsrat und der Personalleitung abstimmen und zeitversetzt ihren Arbeitstag beginnen. Auch beim Softwaredienstleister Gothaer Systems kann jeder Mitarbeiter selbst entscheiden, wann und wie lange er arbeitet. Das bietet Vorteile – nicht nur für Eltern. Denn manche arbeiten lieber morgens, andere lieber abends und haben dafür mehr Zeit für private Dinge oder Hobbys.

Der Sportwagenhersteller Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen ermöglicht seinen Beschäftigten ebenfalls flexibles Arbeiten und Wahlfreiheiten entsprechend individueller Lebenssituationen. Und die Beschäftigten beim Wälzlagerhersteller SKF in Schweinfurt jonglieren mit fünf Arbeitszeitkonten, für jedes Bedürfnis oder Anliegen eins. Damit können Mitarbeiter ihre Zeit flexibel handhaben – etwa für eine kurze Auszeit für den Bau eines Häuschens, für Kinder oder Pflegebedarf.

Beispiele, die zeigen, was möglich ist. Die IG Metall will die Beschäftigen dazu motivieren, in den Betrieben darüber zu diskutieren, wie sie die Arbeitszeit und Vereinbarkeit gerne geregelt haben wollen. Auf dem Gewerkschaftstag im Oktober ist die Arbeitszeit ein großes Thema. Bis dahin und darüber hinaus lädt die IG Metall alle ein, sich an der Arbeitszeitdebatte zu beteiligen und ihre Wünsche anzumelden.

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