Porsche: Lebensphasenorientiertes Arbeitszeitmodell
Flexiblere Arbeitszeiten im Sinne der Beschäftigten

Mit dem „Arbeitsmarkt der Zukunft“ wurde bei Porsche ein Modell eingeführt, das sich an den Bedürfnissen der Beschäftigten in verschiedenen Lebensphasen orientiert. Denn ohne mehr Flexibilität wird es in Zukunft nicht mehr gehen, ist sich der Betriebsrat sicher.

1. Oktober 20151. 10. 2015


Im Juli haben IG Metall, Betriebsrat und Management bei Porsche eine neue Vereinbarung zur Standortsicherung abgeschlossen. Diese schließt für die über 13 000 Beschäftigten an den Standorten Zuffenhausen und Weissach betriebsbedingte Kündigungen bis 2020 aus. Zudem investiert Porsche 1,1 Milliarden Euro in Produktion und Entwicklung. Im Gegenzug war der Betriebsrat bereit, die Arbeitszeiten zu flexibilisieren.
 

Für den Porsche-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Uwe Hück ist es Fakt, dass es auf Grund des demographischen Wandels immer schwerer ist, Fachkräfte zu finden. „Wir brauchen eine flexible Arbeitszeitgestaltung, die den unterschiedlichen Lebensphasen der Kolleginnen und Kollegen gerecht wird und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht.“


Mehr Zeit für Bildung, Kinder und Pflege

Mit einer neuen Gleitzeitregelung wird bei Porsche die bislang geltende Kernarbeitszeit von 9 bis 15 Uhr abgeschafft. Für die Beschäftigten soll ab 2016 stattdessen ein Gleitzeitrahmen von 6.30 bis 20 Uhr gelten. Damit hat Porsche den seit 2012 geltenden Modellen zu „lebensphasenorientierten“ Arbeitszeiten einen weiteren Baustein hinzugefügt. Sinn und Zweck ist es, den Beschäftigten größere Flexibilität und Wahlfreiheiten für individuelle Lebenssituationen zu ermöglichen. Dazu kann unter anderem die individuelle Arbeitszeit für einen befristeten Zeitraum von bis zu zwei Jahren in einem Korridor von 20 bis 35 Wochenstunden abgesenkt werden.

+Beschäftigte können sich außerdem dafür entscheiden, an zwei Tagen pro Woche Home Office zu machen. Die dafür notwendigen Arbeits- und Kommunikationsmittel stellt Porsche, so dass den Mitarbeitern keine finanziellen Zusatzbelastungen entstehen. Wer gerne eine längere Auszeit nehmen möchte, kann dies ebenfalls konkret planen. Hierfür können Mitarbeiter im Rahmen einer „freiwilligen persönlichen Auszeit“ in der Ansparphase ihr Entgelt im Rahmen verschiedener Modelle absenken und bekommen dann während einer Freistellungsphase dieses Entgelt weiter gezahlt.


Ansparen für eine Auszeit

So kann zum Beispiel nach drei Monaten Ansparphase ein Monat Auszeit genommen werden, im Höchstfall nach drei Jahren Ansparen, sogar ein ganzes Jahr Auszeit. Und mit der Porsche Pflegezeit können Beschäftigte bis zu drei Monate um ihre Angehörigen kümmern, sollte in der Familie ein akuter Pflegefall auftreten. Sie erhalten während dieser Zeit 75 Prozent ihres monatlichen Bruttoentgelts.

Immer häufiger sind beide Elternteile berufstätig. Darauf muss man als Arbeitgeber reagieren und stärker unterstützen. Deshalb gibt es in Zuffenhausen, Weissach, Ludwigsburg und Sachsenheim spezielle Kinderbetreuungsplätze. Porsche kooperiert außerdem mit dem Familienservice. Das bedeutet, dass Beschäftigte professionelle Hilfe für die ganze Familie bei Fragen der Kinderbetreuung, aber auch bei Not- und Pflegefällen bekommen können.


Unterschiedliche Ausgangslagen

Ebenfalls im Arbeitsmarkt der Zukunft wurde 2012 die Verkürzung der Arbeitszeit auf 34 Stunden für die inzwischen fast 4000 Beschäftigten in der Produktion vereinbart. Im Gegenzug wurde vereinbart, dass mehr Ingenieure in der Entwicklung als bis dahin 40 Stunden pro Woche arbeiten können. Die Weiterentwicklung der Arbeitszeitmodelle leistet somit seit einigen Jahren bei Porsche einen wichtigen Beitrag, unterschiedlichen Ausgangslagen in den betrieblichen Bereichen und veränderten Flexibilitätsbedürfnissen von Mitarbeitern und Vorgesetzten entgegenzukommen.

Neben dem neuen Gleitzeitrahmen wurde nun aber auch eine neue Regelung der Altersteilzeit vereinbart. So wird künftig unter Berücksichtigung des demografischen Wandels und des damit einhergehenden Fachkräftemangels – gerade besonders belasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein früherer Renteneintritt ermöglicht. Dagegen bekommen Beschäftigte die Möglichkeit, auch über das Erreichen der individuellen Regelaltersgrenze hinaus zu arbeiten – aber nur, wenn sie es auch wirklich wollen. Es gilt das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit. Auch damit reagiert Porsche auf die demografische Entwicklung und den Fachkräftemangel.

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