Kfz: Arbeitgeber fordern weniger Urlaub und mehr Stunden

Bericht aus Geschäftsstelle Bad KreuznachNachdem im Januar die Tarifverträge im Kfz-Handwerk von Arbeitgeberseite gekündigt wurden, präsentierten diese Ende Juli ihre Forderungen – und die haben es in sich.

1. September 20201. 9. 2020


Nachdem im Januar die Tarifverträge im Kfz-Handwerk von Arbeitgeberseite gekündigt wurden, präsentierten diese Ende Juli ihre Forderungen – und die haben es in sich: Die Beschäftigten sollen zukünftig 40 Stunden pro Woche arbeiten, also vier Stunden mehr, und das ohne Entgeltausgleich.

Zudem soll die Sechs-Tage-Woche mit Samstagen als Regelarbeitstag kommen. Die Arbeitszeit soll zulasten der Beschäftigten flexibilisiert werden, sodass Arbeitszeiten von bis zu 45 Stunden pro Woche drohen. Obendrein sollen die kostbaren Mehrarbeitszuschläge erst ab der 46. Stunde ausgezahlt werden, damit greift man erneut in die Taschen der Beschäftigten. Doch damit nicht genug: Als Dank für kostenloses Arbeiten soll den Beschäftigten der Urlaub zusammengestrichen werden, und zwar auf vier anstatt sechs Wochen im Jahr. Um den Beschäftigten den Urlaub zu versüßen, soll das zusätzliche Urlaubsgeld ebenfalls gekürzt werden. Jedenfalls soll es nur nach den „wirtschaftlichen Möglichkeiten“ der Betriebe ausgezahlt werden. Und was wirtschaftlich möglich ist, entscheidet alleine der Arbeitgeber. Damit verlieren alle Beschäftigten ihr tariflich gesichertes und garantiertes Urlaubsgeld.

Zur Erinnerung: Als Argument für die Kündigung der Tarifverträge äußerte die Arbeitgeberseite den Bedarf nach modernen Tarifverträgen. „Die Forderungen der Arbeitgeber sind ein wahres Horror-Paket und ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten. Seit Jahren leisten unsere Kolleginnen und Kollegen in den Autohäusern und Werkstätten gute Arbeit und stehen dabei tagtäglich unter großem Druck. Viele leisten Überstunden. Aus Dank will man sie jetzt umsonst arbeiten lassen, ihnen das Urlaubsgeld kürzen, die Arbeitszeiten ausweiten und die Mehrarbeitszuschläge zusammenstreichen“, moniert Jonas Künkel von der IG Metall Bad Kreuznach.

Die IG Metall hat Verständnis für die schwierige Situation der Autohäuser und Werkstätten in der Corona-Krise. Aber die Krise ist vorgeschoben, denn die Tarifverträge wurden schon im Januar gekündigt. „Ich frage mich, welches Modernitätsverständnis die Arbeitgeber haben? Ihre Forderungen lösen die Probleme der Branche nicht und gehen zudem komplett an den Bedürfnissen der Beschäftigten vorbei“, so Jonas Künkel.

Gerade in der Corona-Zeit benötigen die Beschäftigten eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und keine 45-Stunden-Woche! „Wie soll sich ein Beschäftigter bei einem erneuten Lockdown von Schulen und Kindergärten um seine Kinder kümmern, wenn er 45 Stunden in der Woche arbeiten soll und auch samstags in die Werkstatt muss?

Dass dies auch anders geht, zeigen unsere Vereinbarungen in der Metallbranche. Dort haben die Beschäftigten zusätzliche bezahlte freie Tage für ihre Familien bekommen. Die Arbeitszeitverlängerungen werden letztlich zu massenhaften Kündigungen im Kfz-Handwerk führen, da die Arbeit von weniger Beschäftigten mit längeren, kostenlosen Arbeitszeiten geleistet werden kann“, vermutet Ingo Petzold, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bad Kreuznach.

Die IG Metall Bad Kreuznach kündigt Widerstand gegen das Horror-Paket der Arbeitgeber an.

alt
Foto: GregorBister/iStock
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