Tarif statt Ungleichheit

Bericht aus Bezirk Baden-WürttembergLeiharbeit, Befristungen, Verlagerungen. Damit werden Betriebsräte tagtäglich konfrontiert. Welche Strategien gegen diese und andere Ungerechtigkeiten helfen – das ist Thema der ersten Gerechtigkeitskonferenz Mitte Oktober.

1. Oktober 20181. 10. 2018
Petra Otte


Sichere Arbeitplätze, faire Bezahlung, gesunde Arbeitsbedingungen ― das haben sich die Beschäftigten beim Autozulieferer Magna in Heilbronn 2016 in einer Befragung gewünscht. Zwei Jahre später sind sie fast am Ziel: Die Verhandlungen über eine Anerkennung der M E-Tarifverträge stehen kurz vor dem Abschluss, die Entgelterhöhung aus der Tarifrunde 2018 haben die Beschäftigten bereits bekommen. Bis dahin war es ein langer Weg, der deswegen Erfolg hatte, weil der überwiegende Teil der Belegschaft gemeinsam mit Betriebsrat und IG Metall dafür gekämpft hat. Betriebsratsvorsitzender Benjamin Schmidt: „Wir haben klein angefangen, aber nach und nach immer mehr Unterstützer gewonnen. Die vielen Proteste und Aktionen haben sich in jedem Fall gelohnt.“ Rund zwei Drittel der Beschäftigten sind heute IG Metall-Mitglied.

Die Geschichte von Magna in Heilbronn ist beispielhaft für erfolgreichen Widerstand gegen schlechte Arbeitsbedingungen im Betrieb. Auf der ersten Gerechtigkeitskonferenz der IG Metall Baden-Württemberg werden noch mehr solcher Beispiele vorgestellt ― samt Erfahrungen und Strategien zum Umgang mit unfairer Bezahlung, Leiharbeit und Befristungen oder zunehmenden Flexibilisierungswünschen der Arbeitgeber auf dem Rücken der Beschäftigten. Ein Patentrezept wird dabei sicher nicht herauskommen. Aber viele neue und auch ungewöhnliche Aktionsideen aus Betrieben in und außerhalb der Zuständigkeit der IG Metall, dem Bezirk, ganz Deutschland und den Nachbarländern.

„Auf der Konferenz zeigen wir, dass es sich lohnt, für Tarifverträge und Gerechtigkeit im Betrieb einzustehen“, so Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg. „Bis Ende nächsten Jahreswollen wir 30 000 Beschäftigte mehr in Tarifbindung bringen, bis 2025 insgesamt 100 000.“ In der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten arbeiten rund 43 Prozent der Beschäftigten in Betrieben ohne Tarifbindung; sie verdienen bis zu einem Drittelweniger, müssen dafür länger arbeiten und haben weniger Urlaub.


Viele neue Mitglieder

Neben dem Bezirksleiter sprechen die zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, sowie der Politikwissenschaftler Frank Deppe. Den Kern der 2-tägigen Konferenz bilden aber die zahlreichen Workshops von betrieblichen Aktiven; beendet wird die Veranstaltung mit einer konkreten Aktionsplanung für die nächste Monate.

Dass sich in vielen Betrieben im Land etwas bewegt, dafür spricht auch die positive Mitgliederentwicklung seit der Tarifrunde
2018. Diesen Schwung wird der Bezirk mit einer großangelegten Kampagne zur Tarifbindung weiter unterstützen.

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