„Die IG Metall muss bei den Beschäftigten im Büro ein Gesicht haben“

Bericht aus Bezirk Baden-WürttembergLange Zeit galt die Arbeit im Büro als sicher, jetzt häufen sich auch hier die Herausforderungen. Helmut Meyer von Bosch in Abstatt erklärt, was sich verändert und noch ändern muss.

1. November 20191. 11. 2019


Was passiert in den Büros?

Helmut Meyer: Vielfältige Entwicklungen kommen zusammen. Digitalisierung zieht in die Büros ein. Es gibt eine neue Welle der Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen. Diese geht einher mit neuen Gestaltungschancen für Beschäftigte und neuen Kompetenzanforderungen. Es gibt ein gewaltiges Risiko der Verdichtung der Arbeit und der Entgrenzung von Arbeitszeit. Lange Zeit galt Büroarbeit als sicher, jüngst zeigt sich auch eine Verlagerung von Bürotätigkeiten. Insbesondere Forschungs- und Entwicklungsaufgaben sollen beispielsweise nach Rumänien, Ungarn oder auch nach Indien und China abwandern.

Du bist Betriebsratsvorsitzender an einem Entwicklungsstandort. Wie überzeugst du hochqualifizierte Beschäftigte von der IG Metall?

Meyer: Unser Konzept heißt individuelle Ansprache und Beteiligung. Die Beschäftigten haben Interesse an guten Arbeitsbedingungen. In Gesprächen arbeiten wir heraus: Auch individuelle Ansprüche an gute Arbeit benötigen einen kollektiven Rahmen, deshalb geht es nur gemeinsam. Jede und Jeder hat Verantwortung und sollte diese auch wahrnehmen. Das geht durch Einmischung und durch die Stärkung der demokratischen Vertretungen, also für den Betriebsrat und die Mitgliedschaft in der IG Metall.

Wo siehst du in punkto Angestellte Nachholbedarf?

Meyer: Beschäftigte im Büro sind keine anderen Menschen. Die IG Metall muss direkt bei den Beschäftigten ein Gesicht haben. Das ist eine riesige Aufgabe. Gewerkschaftssekretäre, Betriebsräte und Vertrauensleute müssen ran an den Arbeitsalltag. Das kostet Zeit und ist eine Ressourcenfrage. Aber da müssen wir noch besser werden. Daneben muss die IG Metall bei den großen Veränderungen rund um Klimawandel, Digitalisierung und Transformation mit klaren Standpunkten auch in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik zu sehen sein. Schließlich entscheidet sich an diesen Fragen auch die Zukunft der Arbeit.

Im November tagt der bezirkliche Angestelltenausschuss. Was nehmt ihr Euch vor?

Meyer: Ein Schwerpunkt ist die veränderte Arbeitsorganisation in den Büros – Stichwort agiles Arbeiten. Wir tauschen uns in den Betrieben untereinander aus und suchen gemeinsam nach Wegen für gute Arbeit im Büro. Ganz nebenbei: Das macht eine Menge Spaß!

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Foto: Jochen Faber
Helmut Meyer Der 56-Jährige ist Betriebsratsvorsitzender von Bosch Abstatt und Vorsitzender des bezirklichen Angestellten-Ausschusses
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