„Wir stärken unsere regionale Arbeit“

Die Einnahmen aus den Beiträgen der Mitglieder stiegen 2018 im neunten Jahr in Folge. Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall, erläutert, wie das Geld verwendet wurde – und warum Bildungsarbeit in Zeiten des Wandels elementar ist.

1. Mai 20191. 5. 2019
Jan Chaberny


Jürgen, die Einnahmen aus den Beiträgen der Mitglieder haben sich erneut erhöht ...

Jürgen Kerner: ... ja, weil wir gute Tarifabschlüsse erreicht haben und unsere Mitglieder dadurch mehr verdienen. Und weil sich wieder viele Menschen entschieden haben, Mitglied der IG Metall zu werden. Das ist eine positive Entwicklung, die auch unsere Finanzen stärkt. Das freut mich natürlich.


Was sind die Gründe für die weiter positive Entwicklung?

2018 stiegen unsere Beitragseinnahmen im neunten Jahr in Folge auf 586 Millionen Euro, das ist ein Plus von 4,3 Prozent. Im letzten Jahr haben wir über 133 000 Menschen für die IG Metall gewonnen, eine enorme Zahl. Wir wachsen dabei vor allem in den Betrieben. Bei den betriebsangehörigen Mitgliedern konnten wir 2018 zum achten Mal in Folge einen Zuwachs vermelden. Das macht uns schon ein bisschen stolz ― denn eins ist klar: Die Solidarität von insgesamt 2,3 Millionen Mitgliedern gibt uns politische Stärke sowie finanzielle Kraft und Unabhängigkeit.


Wofür wird das Geld verwendet?

Für uns ist es elementar wichtig, dass wir vor Ort handlungsfähig sind und immer nah bei unseren Mitgliedern. Deshalb investieren wir seit Jahren konsequent in unsere örtliche und regionale Arbeit. Deshalb haben wir unsere Mitgliederarbeit weiter ausgebaut. 


Wie sieht das konkret aus?

Im vergangenen Jahr haben wir unseren 155 Geschäftsstellen insgesamt 214 Millionen Euro für ihre Arbeit bereitgestellt, die zentralen Leistungen der Vorstandsverwaltung sind da nicht mitgerechnet. Es ist uns wichtig, unsere Präsenz in der Fläche auszubauen, vor Ort für unsere Mitglieder da zu sein. Weil das so ist, investieren wir in diesem Bereich jedes Jahr mehr.


15 Prozent der Einnahmen werden jedes Jahr zurückgelegt.

Das stimmt. Aber das heißt nicht, dass wir das Geld weglegen und unsere Mitglieder nichts davon haben. Ganz im Gegenteil. Die Rücklagen verwenden wir auch für Leistungen an unsere Mitglieder und für die betriebliche Altersversorgung unserer Beschäftigten. Unsere Mitglieder erhalten umfangreiche Unterstützungs- und Satzungsleistungen: Wir bieten ihnen Rechtsschutz, eine Freizeitunfallversicherung, finanzielle Hilfe bei außerordentlichen Notfällen, wir unterstützen Hinterbliebene im Todesfall. Im vergangenen Jahr haben insgesamt etwa 280 000 Kolleginnen und Kollegen eine Unterstützungsleistung von uns erhalten.   


Aus den Rücklagen werden auch Streiks finanziert …

Richtig, wir finanzieren hieraus auch Streiks und politische Aktivitäten. Aber, bevor Du fragst: Nein, ich werde nicht sagen, wie voll die Kasse ist. Ich kann Dir aber versichern, dass wir jeden Tarifkonflikt bestehen können. Wer sich mit uns anlegt, der wird sich die Zähne ausbeißen. Wir haben – auch finanziell – einen langen Atem.


Ist die Bildungsarbeit weiterhin ein Schwerpunkt?

Ja, das ist sie. Bildung war, ist und bleibt Kernaufgabe von uns. Wir unterstützen Vertrauensleute, Betriebsräte, Jugendvertreter und Schwerbehindertenvertreter bestmöglich bei ihrer Weiterbildung. Dazu bieten wir zahlreiche Seminare zur gewerkschaftlichen, betrieblichen oder persönlichen Qualifizierung an. Die Teilnahme ist kostenlos. Allein im Jahr 2018 nutzten über 100 000 Kolleginnen und Kollegen unsere Bildungsangebote. Insgesamt haben wir im vergangenen Jahr 32 Millionen Euro für die Bildungsarbeit aufgewendet.


Geld, das gut investiert ist.

Absolut. Gerade mit Blick auf die tief greifenden Veränderungen und Umbrüche, die die Arbeitswelt derzeit erreichen. Digitalisierung und Globalisierung, der Klimawandel und die Demografie ― das sind die Treiber einer umfassenden Transformation, die Leben und Arbeiten in den kommenden Jahren grundlegend wandeln werden. Qualifizierung und Weiterbildung sind Schlüssel, um diesen Wandel gut gestalten zu können. Und das ist unser Anspruch: Wir wollen die Transformation im Sinne der Beschäftigten mitgestalten, und wir müssen das deutlich machen.


Die IG Metall wird am 29. Juni in Berlin laut ihre Stimme erheben.

Ja. Wir planen eine große Kundgebung vor dem Brandenburger Tor. Wir rufen die Metallerinnen und Metaller dazu auf, am 29. Juni mit uns in die Hauptstadt zu kommen und vor dem Brandenburger Tor Flagge zu zeigen. Das soll ein eindrucksvoller Tag werden, von dem ein Aufbruch ausgeht. Wir machen klar: Wir werden die Transformation mit und im Sinne der Beschäftigten gestalten. Wir kämpfen für gute, mitbestimmte Arbeit. Wir wollen Indus­triearbeit erhalten. Die Einhaltung der Klimaziele und der Erhalt von Industriearbeit ist kein Widerspruch. Beides muss machbar sein. Damit das aber gelingt, brauchen wir einen fairen Wandel ― sozial, ökologisch, demokratisch.

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