Der Röntgenblick

Bericht aus Bezirk Nordrhein-WestfalenMan nehme: Zeit für einen Workshop, gründe eine Arbeitsgruppe aus Betriebsratsmitgliedern, Vertrauensleuten und einem IG Metall-Sekretär/einer IG Metall-Sekretärin – und beantworte 130 Fragen.

1. März 20191. 3. 2019
Norbert Hüsson


So viele umfasst der zwölfseitige Fragebogen der IG Metall zum Thema Transformation. Alle kreisen beispielsweise um den Einsatz neuer Technologien, um den Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeitsbelastung, um den Qualifizierungsbedarf und die Personalplanung. Die Antworten werden von einem Computerprogramm in Grafiken umgewandelt, die das Ausmaß, die Struktur und die Auswirkungen der Transformation im Betrieb sichtbar machen. Das kommt einem Röntgenblick gleich. Transformation ist nichts Neues. Sie gibt es länger als das Wort dafür. Siehe Trilux, der Leuchtenhersteller aus Arnsberg hatte die Zeitenwende von der Neonröhre zur Leuchtdiode verpennt und rutschte in die Krise. Die Geschäftsführung wollte die Belegschaft deshalb fünf Stunden in der Woche umsonst arbeiten lassen. Viele Beschäftigte traten daraufhin der IG Metall bei, die Forderung des Arbeitgebers wurde abgewehrt. Die IG Metall NRW entwickelte damals, Mitte der Nuller-Jahre des 21. Jahrhunderts, ihre Modernisierungsoffensive „besser statt billiger“.
 

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Früher mit Schraubenschlüssel unterwegs, heute mit Laptop: der Kfz-Mechaniker (Foto: Auremar/Panthermedia)


Die Idee dahinter lautet: Es gibt Besseres als Personalabbau und Lohnverzicht, um eine Krise zu bewältigen, nämlich innovative Ideen, qualifizierte Belegschaften, optimierte Arbeitsprozesse sowie eine höhere Produkt- und Dienstleistungsqualität. Gemeinsam mit den Trilux-Betriebsräten schauten sich IG Metall-Sekretäre in der Branche um. Rasch wurde klar: Die Produktpalette von Trilux stimmt nicht mehr. 2010 schließt die Firma mit der IG Metall einen Zukunftstarifvertrag ab. Die Beschäftigten erhalten einen Anspruch auf Qualifizierung, ihre Fortbildung findet während der Arbeitszeit statt. Und tatsächlich schafft Trilux die 180-Grad-Wende: Das Unternehmen blüht auf, wird Marktführer für technische Leuchten in Deutschland. Der Wandel in den Betrieben hat sich seitdem erheblich beschleunigt, längst ist von Industrie 4.0 und Digitalisierung die Rede. Die IG Metall NRW entwickelte die sogenannte Betriebslandkarte „Arbeit und Industrie 4.0“, eine Art Vorläufer des Transformationsatlasses, und ist seit Jahren mit dem Projekt „Arbeit 2020“ unterwegs, gestaltet gemeinsam mit Betriebsräten, Beschäftigten und Geschäftsführern Arbeit 4.0, die digitalisierte Arbeitswelt. Das Ausmaß der Transformation ist mittlerweile riesig, Stichwort Elektromobilität. Sie macht den Verbrennungsmotor überflüssig, auch wesentliche Teile des Antriebstrangs wie Kupplung und Schaltgetriebe. Allein in NRW sind 200 000 industrielle Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der Automobilindustrie abhängig. Nach Einschätzung der IG Metall sind davon 15 000 gefährdet. Beispielsweise bei Ford in Köln, Federal-Mogul in Burscheid und im Eisenwerk Brühl.

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