37-Stunden-Woche für Textiler im Osten kommt

Bis 2027 sinkt die Arbeitszeit in der ostdeutschen Textilindustrie schrittweise von 40 auf 37 Stunden. Los geht es mit 39,5 Stunden ab 2020. Außerdem gibt es 6,2 Prozent mehr Geld über die nächsten drei Jahre.


In der ostdeutschen Textilindustrie sinkt die Arbeitszeit bis 2027 in sechs Schritten von derzeit 40 auf 37 Stunden in der Woche ― wie im Westen. Das hat die Tarifkommission der IG Metall in Verhandlungen mit den Arbeitgebern erreicht. In der ersten Stufe wird die Arbeitszeit ab Januar 2020 um eine halbe auf 39,5 Stunden in der Woche verkürzt. Dann geht es schrittweise weiter. Dieser Zeitplan ist erstmalig 2025 kündbar.


6,2 Prozent mehr über drei Jahre

Beim Geld gibt es 6,2 Prozent mehr in den nächsten 36 Monaten, in drei Stufen. Zunächst gibt es 2,6 Prozent am 1. Juni 2019. Das zusätzliche Urlaubsgeld steigt von 600 auf 625 Euro im Jahr 2019 und bis 2021 weiter auf 675 Euro. Der Tarifabschluss gilt für 16 000 Beschäftigte in der Textilindustrie Ost.


Perspektive für Jung und Alt

Auszubildende  erhalten nach erfolgreicher Ausbildung eine unbefristete Stelle. Die Arbeitgeber hatten die unbefristete Übernahme der Azubis gekündigt, trotz Fachkräfte- und Nachwuchsmangel. Der Tarifvertrag wird nun doch unverändert fortgeführt. Auch der Tarifvertrag zur Altersteilzeit, der den früheren Altersausstieg ermöglicht, wird unverändert fortgeführt. Die Arbeitgeber wollten ursprünglich an der Quote sparen.


Angleichung an den Westen

Mit der Einführung der 37-Stunden-Woche auch in der ostdeutschen Textilindustrie hat die IG Metall ein zentrales Ziel erreicht. Auch die Beschäftigten sind zufrieden. „Der Abschluss ist ein Kompromiss, wir hätten uns gewünscht, dass es schneller auf 37 Stunden geht“, erklärt Kai Hölzel, Betriebsratsvorsitzender des Tamponherstellers Ontex in Großpostwitz bei Bautzen und Mitglied der Tarifkommission. „Klar, der Arbeitgeber muss ja den Wegfall von Arbeitszeit ausgleichen. Und Fachkräfte sind bei uns in der Region knapp geworden. Viele gehen lieber in Metallbetriebe, wo die Tarife höher sind. Auf der anderen Seite war das auch unser wichtigstes Argument, um die Arbeitgeber zu überzeugen: Mit dem klaren Zeitplan zur 37-Stunden-Woche haben wir jetzt einen Vorteil, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.“

In einigen Betrieben kommt die 37 tatsächlich schneller ― beim VW-Zulieferer Adient im sächsischen Meerane etwa bereits 2023. „Das haben wir in einem Ergänzungstarif ausgehandelt“, sagt Heike Meyer, Tarifkommissionsmitglied und Leiterin der IG Metall-Vertrauensleute bei Adient. „Wir liefern just-in-sequence direkt ans VW-Montageband. Dort wird nach Metalltarif nur 38 Stunden gearbeitet. Das hat mit unseren 40 nie gepasst. Und demnächst soll in der Metallindustrie Ost ja sogar schrittweise auch die 35-Stunden-Woche kommen.“

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