Auch unter Corona-Bedingungen gilt: Beschäftigte wehren sich gegen Unternehmerwillkür

Daran glaubten die Beschäftigten des Standorts in Eichenzell bis zum 8. Mai diesen Jahres. An diesem Tag wurden sie über den Beschluss der Arbeitgeber informiert, den Standort zum 31. Dezember 2020 zu schließen und den Beschäftigten zu kündigen.

Eine Abfindung soll es nicht geben – dafür aber Mehrarbeit am Wochenende zur Abwicklung des Betriebs. Da in dem Betrieb noch kein Betriebsrat gebildet war, soll es keinen Sozialplan geben, der die wirtschaftlichen Nachteile der Beschäftigten bei dieser unternehmerischen Entscheidung ausgleicht. Bisher. Die Beschäftigten lassen sich dieses Vorgehen nicht gefallen und wehren sich: Gemeinsam mit der IG Metall wurden am 29. Mai 2020 die Betriebsratswahl eingeleitet und ein erster Warnstreik durchgeführt. Dabei wurden dem Fuldaer Arbeitsgericht die Kündigungsschutzklagen der Beschäftigten persönlich übergeben.

Ein Ergebnis der ersten Aktion: Der Arbeitgeber folgte der Verhandlungsaufforderung der IG Metall für einen Sozialtarifvertrag. Der erste Verhandlungstermin am 4. Juni 2020 blieb ergebnislos. Stattdessen versuchte das Unternehmen, potenzielle Streikbrecher aus anderen Werken einarbeiten zu lassen. Die Reaktion der Beschäftigten: Der zweite Warnstreik folgte am 8. Juni, der dritte am 10. Juni.

IG Metall-Verhandlungsführer Uwe Zabel von der IG Metall-Bezirksleitung Mitte fordert Wirthwein „nachdrücklich zu einer Vernunftlösung am Verhandlungstisch“ auf. Die Beschäftigten, von denen viele seit mehr als 20 Jahren bei Wirthwein in Eichenzell arbeiten, sind entschlossen: „Wir lassen uns nicht ohne einen Cent Abfindung vor die Tür setzen! Kämpfen geht auch unter Corona-Bedingungen!“