Übernahme, Ausbildungsplätze, dual Studierende!

Die Tarifbewegung der IG Metall hat begonnen und die Forderungen der Jugend sind dabei lautstark vertreten. Zwei junge Aktive erzählen im Gespräch mit metallzeitung, warum die Forderungen für sie wichtig sind, ­welche Aktionen sie planen – und wie sie dafür mobilisieren wollen.

1. Januar 20211. 1. 2021


Nadine und Okan, Ihr vertretet beide in den Verhandlungskommissionen die Jugend und ihre Forderungen. Welche Forderungen der Tarifbewegung sind für Euch persönlich besonders wichtig und warum?

Nadine Krenn: Für mich ist es besonders wichtig, Perspektiven für junge Menschen zu schaffen. Perspektive bedeutet für uns Übernahme! Wir ­möchten die Übernahme der Auszubildenden sichern und die der dual Studierenden tariflich regeln. Darüber hinaus hat uns die Coronapandemie gezeigt, dass wir Nachholbedarf bei der Modernisierung und Digitalisierung der Ausbildungen und dualen Studiengängen haben. Eine moderne Lehr- und Lernmittelfreiheit darf hier nicht zu kurz kommen! 

Okan Firat: Sichere Beschäftigung und Möglichkeiten zur Weiterbildung sind auch für mich ausschlaggebend. Durch gute Ausbildungen verhindern wir eine Ellbogengesellschaft und nur, wenn wir die Fachkräfte von morgen halten, können wir noch innovativer werden. Weil ich selbst bis vor Kurzem noch ein duales Studium gemacht habe, liegt mir die Forderung, die dual Studierenden in die Tarifbindung einzubeziehen, besonders am Herzen. Die Zahl derjenigen, die im Rahmen des praxisintegrierten Studiums bei den Unternehmen lernen, steigt jedes Jahr. Denen wollen wir die gleiche Sicherheit bieten, die wir auch für die Auszubildenden fordern.
 

Nadine Krenn ist Mitglied in der Verhandlungskommission in Baden-Württemberg. (Foto: Daniel Nasse)


Wie seht Ihr das Mobilisierungspotenzial bei der Jugend für die anstehende Tarifbewegung? Seid Ihr motiviert?

Okan: Wir sind definitiv darauf aus, unsere Forderungen durchzusetzen und nur allzu gern bereit, dafür auch auf die Barrikaden zu steigen.

Nadine: Auf die IG Metall Jugend war und ist auch in Zukunft immer Verlass!


Wie plant Ihr noch weiter zu mobilisieren? Habt Ihr Aktionen geplant?

Nadine: Wir haben zahlreiche Aktionen geplant, um auch in Zeiten von Corona alle Mitglieder, aber auch Nichtmitglieder zu erreichen. Mein persönliches Highlight ist die anstehende Unimogtour. Betriebe in unserer Umgebung können sich bei uns bewerben und dann werden wir 15 Standorte in Baden-Württemberg mit dem Truck besuchen. Mit aufgedrehter Musik wollen wir dort richtig Stimmung machen, Plätzchen verschenken und Flyer verteilen – ­alles mit Mundschutz und unter Einhaltung der ­Hygienebestimmungen natürlich. Mit unseren Aktionen möchten wir alle heiß auf die Tarifrunde machen!

Okan: Überbetrieblich planen wir Podcasts und eine hohe Präsenz in den sozialen Netzwerken. Dort wollen wir, nett ausgedrückt, die Forderungen der Arbeitgeber durchleuchten, wie zum Beispiel deren Vorschlag, Überstunden ohne vollen Lohnausgleich einzuführen. Wir haben auch viele Aktionen in Planung, die wir selbstverständlich den Pandemieumständen entsprechend anpassen. Wir werden auch über unsere Jugend- und Auszubildendenversammlung mobilisieren, die wir hybrid anbieten, also in Präsenz und gleichzeitig digital.

Okan Firat ist Mitglied der Verhandlungskommission Metall- und ­Elektroindustrie Niedersachsen. (Foto: Foto: Janto Trappe)


Wie blickt Ihr in die Zukunft und wie sehen die Auszubildenden und dual Studierenden in Eurem Umfeld ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Okan: Aufgrund bestehender Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge können wir positiv in die Zukunft schauen – solange die Arbeitgeber sich an die Vereinbarungen halten. Ich kann nur jedem Arbeitgeber raten, den dual Studierenden und den Auszubildenden unbefristete Arbeitsverträge anzubieten. Wir in der Gewerkschaft wissen: Personalminderung durch eine kurzfristige Sicht auf Kennzahlen sorgt im Nachhinein für viele Kopfschmerzen, denn die Arbeit kommt wieder und dann fehlen die Fachkräfte.

Nadine: Mit einer starken Gewerkschaft, vor allem mit einer mitgliederstarken IG Metall im Rücken sehen meine Kolleginnen und Kollegen und ich mit Zuversicht in die Zukunft. Wir wissen, dass es jetzt darum geht, geschlossen für unsere Forderungen in der Tarifbewegung zu kämpfen.


Was muss geschehen, um Nachteile für die Generation Corona zu verhindern?

Nadine: Generell steht Übernahme hier natürlich an erster Stelle, damit wir Sicherheiten schaffen. Aber auch die Ausbildungsqualität wird weiterhin wichtig bleiben, um mit der Digitalisierung und Modernisierung Schritt zu halten. Dafür brauchen wir zum Beispiel moderne Lehr- und Lernmittel. Wir wollen das Beste für alle, deshalb brauchen wir auch die tariflichen Regelungen für dual Studierende.

Okan: Das deckt sich sehr mit den Forderungen aus unserer Tarifbewegung. Auch hier würde ich sagen: Wir brauchen Sicherheit, um nach der Coronakrise nicht in ein Loch zu fallen. Bei uns im Betrieb werden Übernahmeregelungen zum Glück noch nicht vom Arbeitgeber angegriffen, aber unser Betriebsrat und unsere JAV bereiten sich trotzdem darauf vor, solche Bestrebungen dann direkt abwehren zu können. Währenddessen sollten die Verantwortlichen die Qualität der Ausbildung natürlich auch nicht runterschrauben. Ich würde sogar sagen, man muss sie hochschrauben, denn die Herausforderungen nehmen durch die Coronakrise und die Transformation noch zu.

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