Arbeiten im digitalen Büro

Künstliche Intelligenz zieht in Büros ein, Algorithmen übernehmen immer mehr Tätigkeiten. Beschäftigten kann das Chancen bieten – wie das Beispiel Ford zeigt.

1. Januar 20191. 1. 2019
Jan Chaberny


Einen Fehler, sagt Jörg Parsenow, einen Fehler dürfe man nun nicht machen und annehmen, nur weil hier keine großen Geräte herumstehen, keine Maschinen, keine Apparate, keine Roboter, die blinken, surren, greifen, sei das alles nicht wichtig, nicht weiter dramatisch. „Algorithmen sind unsichtbar, ja, aber das heißt nicht, dass sie die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen nicht verändern. Das tun sie. Und sie werden es in Zukunft noch viel tief greifender und grundlegender tun“, sagt der 48-Jährige. „Unsere Aufgabe als Betriebsrat ist es, digitale Technologie im Sinn der Beschäftigten zu gestalten.“

Bei Ford in Köln machen sie genau das. Erst vor Kurzem hat der Gesamtbetriebsrat eine Betriebsvereinbarung mit dem Arbeitgeber verhandelt, die den Einsatz von Softwarerobotern, von „robotergesteuerter Prozessautomatisierung“ (RPA) regelt. Robotergesteuerte Prozessautomatisierung, das klingt sperrig, kompliziert. Gemeint ist damit die Automation von sich wiederholenden, standardisierten Aufgaben, gemeint sind damit Softwaresysteme, die vor allem im indirekten Bereich, in den Büros eingesetzt werden und die dort Tätigkeiten übernehmen, die zuvor die Beschäftigten erledigt haben.

 

Christiane Benner ist Zweite Vorsitzende der IG Metall

Christiane Benner ist Zweite Vorsitzende der IG Metall (Foto: Frank Rumpenhorst)


Digitalisierung als Chance

Die Programme nehmen beispielsweise eigenständig Kundeninformationen in Datenbanken auf, sie lösen Zahlungen aus, sie gleichen Personaldaten ab, sie sortieren, bearbeiten, archivieren E-Mails. Sie können also bereits heute eine ganze Menge. Und sie werden in Zukunft noch sehr viel mehr können. Wo das alles enden wird? „Ach“, sagt Jörg Parsenow, „das weiß keiner so genau. Aber es geht hier auch nicht darum, irgendwelche düsteren Zukunftsvisionen zu malen. Es geht darum, die Chancen, die sich mit dem Einsatz solcher Systeme verbinden, zu nutzen.“


Neue Freiräume

Die Vorteile liegen auf der Hand: Wenn Softwaresysteme einfache, sich ständig wiederholende Aufgaben übernehmen, wenn etwa Beschäftigte nicht mehr langwierig, und häufig eben auch langweilig, Daten eingeben, Daten erfassen müssen, dann haben sie Zeit für höherwertige, interessante Tätigkeiten. „Viele dieser sich wiederholenden Tätigkeiten sind nicht wirklich anspruchsvoll, sondern eher belas­tend“, sagt Jörg Parsenow. „Wir haben hier eine Menge Reports und Statistiken, die erstellt und ausgewertet werden müssen. RPA überführt nun Daten aus unterschiedlichen Systemen, fügt sie zusammen, aggregiert sie.“ Diese Hilfe sei sehr willkommen. „Der testweise Einsatz im Finanzbereich sowie im Ersatzteilzentrum zeigt, dass RPA dazu beitragen kann, Arbeitsverdichtung zu reduzieren und die Qualität von Tätigkeiten zu erhöhen.“

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