Von Klaus zu Birgit – Kontinuität im Wandel

Bericht aus Geschäftsstelle BerlinDelegiertenversammlung hat Birgit Dietze zur Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Berlin gewählt. Die gebürtige Berlinerin will die erfolgreiche Arbeit ihres Vorgängers Klaus Abel fortsetzen.


Wechsel an der Spitze der IG Metall Berlin. Klaus Abel übernimmt eine neue Aufgabe im IG Metall-Vorstand. Als Nachfolgerin hat die Delegiertenversammlung am 20.11. Birgit Dietze zur Ersten Bevollmächtigten gewählt. Damit steht der IG Metall Berlin erstmals eine Frau vor. Zusammen mit der Zweiten Bevollmächtigten, Regina Katerndahl, bildet sie eine weibliche Doppelspitze.

Weibliche Doppelspitze: Birgit Dietze (l.) und Regina Katerndahl

Weibliche Doppelspitze: Birgit Dietze (l.) und Regina Katerndahl Fotos: Christian von Polentz/transitfoto.de

Beide wollen die erfolgreiche Politik der IG Metall in Berlin fortsetzen. Wer aber ist Birgit Dietze, welche Schwerpunkte will sie setzen? Die 45-Jährige ist in Berlin geboren und lebt nach wie vor „unfassbar gerne“ in dieser Stadt. Sie schätzt deren soziale Durchlässigkeit, registriert aber, dass sich Arm und Reich mehr auseinanderdividieren. „Wir müssen diese Durchlässigkeit bewahren, sie bildet die Grundlage für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt „, sagt sie. Die Stadt und ihre Menschen liegen ihr am Herzen. Da redet eine Frau, die im Sinne der Menschen gute Arbeit gestalten will. Damit sich die wandelnde Stadt treu bleibt, muss sie Industriestandort bleiben; der Arbeitsplätze wegen und weil Berlin das Fachwissen seiner Beschäftigten braucht. Deshalb ist für Birgit Dietze eine stimmige Industriepolitik so zentral wie für ihren Vorgänger. Sie denkt gewerkschaftliche Tarifpolitik und Berliner Industriepolitik als Einheit. Weil es beide Pfade braucht, um das Leben der Beschäftigten zu verbessern. „Das Verantwortungsspektrum als Erste Bevollmächtigte reizt mich sehr“, sagt sie, um dann im Stakkato wichtige Themen zu skizzieren: traditionelle Industrien bewahren und mit jungen Start-ups zusammenbringen, Digitalisierung und Transformation der Arbeit gestalten; das alles bei großem Veränderungsdruck und zunehmender Geschwindigkeit. Wie werden die Berlinerinnen und Berlinermorgen arbeiten, wie in zehn Jahren? Reicht mein Wissen für den Wandel aus und was, wenn nicht? „Auf diese Fragenmüssen wir als IG Metall gemeinsam mit den Beschäftigten Antworten finden, Ideen entwickeln, um so in unruhigen Zeiten Sicherheit zu vermitteln.“

Diesen Wandel will sie gestalten. „Dank der hervorragenden Arbeit von Klaus Abel und Regina Katerndahl gestalten wir heute Industriepolitik mit und sind darüber im Dialog mit Senat, Unternehmen, IHK und Universitäten“, sagt sie. Zudem kann sie auf ein in den Betrieben gut vernetztes, engagiertes IG Metall-Team zurückgreifen. Als Erste Bevollmächtigte tritt sie in die großen Fußstapfen ihres Vorgängers. Ihr eigener aktiver Fußabdruck passt da jedoch sehr gut. Im Osten aufgewachsen, hat sie als Auszubildende und gewerkschaftliche Jugendvertretungsvorsitzende den Systembruch erlebt und in dieser Zeit mit der „West“-IG Metall kooperiert.

Um Denkweise und Strukturen des westlichen Wirtschaftssystems zu verstehen, hat sie Volkswirtschaft in Hamburg und anschließend Jura in Berlin studiert. Sie hat eine Familie gegründet und als Tarifsekretärin gearbeitet. Vor ihrer Wahl zur Ersten Bevollmächtigten war sie als Gewerkschaftssekretärin beim IG Metall- Vorstand beschäftigt und engagierte sich als Unternehmensbeauftragte bei VW und Audi. Mit 45 Jahren sitzt sie als Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat der Volkswagen AG und der Volkswagen Bank. Gerade heute sind die von Gewerkschaften und Beschäftigten erkämpften Kontroll- und Mitbestimmungsrechte wichtiger denn je.

„Die Politik hat in den neoliberal geprägten Jahren weitgehend die Regie über transnationale Konzerne verloren „, sagt sie. Also müssen Gewerkschaften als Gegengewicht zur Politik die Werte des Sozialen hochhalten und mit den Beschäftigten zusammen eine soziale Zukunft gestalten. Berlin ist dafür ein guter Platz.

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