„Wir wollen Sicherheit geben“

Bericht aus Bezirk Nordrhein-WestfalenAnja Weber (58), Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in NRW spricht über eine neue Kampagne des DGB, die Ängste von Beschäftigten und die Frage, wie Betriebe den Strukturwandel stemmen können.

1. Dezember 20191. 12. 2019
Interview: Andreas Schulte


Anja Weber (58), Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in NRW spricht über eine neue Kampagne des DGB, die Ängste von Beschäftigten und die Frage, wie Betriebe den Strukturwandel stemmen können.


Anja, was hat den DGB bewogen, die Kampagne „Stark im Wandel“ ausgerechnet jetzt ins Leben zu rufen?

Die Arbeitswelt verändert sich gerade massiv. Digitalisierung, Globalisierung und die derzeit intensiv geführte Debatte um den Klimaschutz verunsichern. Wir Gewerkschaften wollen Sicherheit geben und den Prozess der Transformation aktiv mitgestalten. Um das Gewicht unserer 1,4 Millionen Gewerkschaftsmitglieder in NRW für gute Arbeit einzubringen, müssen wir mit einer Stimme sprechen. Mit unserem Dialogprozess „Stark im Wandel“ werden wir die großen Fragen der Transformation in unserer Gewerkschaftsfamilie diskutieren und die Mitglieder noch näher zusammenbringen.


Worum geht es?

Wir müssen deutlich machen, dass der Wandel nur gelingen kann, wenn wir alle drei Aspekte des Wandels gleichberechtigt vorantreiben: soziale Gerechtigkeit, ökologische Verantwortung und ökonomische Gestaltbarkeit. Deshalb heißt es im Kampagnenlogo auch „Stark im Wandel – sozial, ökologisch, fair“.


Welche Herausforderungen existieren beim Strukturwandel speziell in NRW?

NRW ist ein Industrie- und Stahlland. Beides muss eine Zukunft haben. Dabei sehen wir den Strukturwandel als Chance. Die Suche nach mehr Klimaschutz ist auch gleichzeitig Innovationstreiber. Wenn wir hier in NRW die Technologien entwickeln, die zum Beispiel CO2-Neutralität bei der Stahlproduktion ermöglichen, macht das unsere Industrie gleichzeitig zukunftsfest. Aber auch etwa Autozulieferer und die Energiebranche brauchen Perspektiven.


Können von NRW Impulse für andere Bundesländer ausgehen?

Als großes Industrieland muss NRW vorangehen und zeigen: Erfolgreicher Strukturwandel kann gelingen. Wir müssen gutes Beispiel sein, aber nicht nur innerhalb Deutschlands. Wir können in NRW Lösungen entwickeln, die auch international helfen, den Klimawandel zu bekämpfen. Und mit unseren starken Gewerkschaften können wir viel Druck auch Richtung Bundesregierung ausüben.


Was erwartest Du von der Politik bei der Gestaltung von Transformation?

Die Politik muss Leitplanken setzen und selbst vorangehen, um gute Arbeit in der Transformation zu gewährleisten und weiter zu fördern. Die Einführung eines Transformationskurzarbeitergelds ist ein Beispiel.


Und auf Landesebene?

Von der Landesregierung erwarte ich mehr Mut zu einer umfassenden Strategie für das Vorantreiben einer sozial-ökologischen Transformation. Unternehmen und Beschäftigte brauchen klare Rahmenbedingungen und Sicherheiten. Mit finanzieller Förderung allein ist es nicht getan. Wir müssen wissen, auf welche neuen Wirtschaftskreisläufe und Wertschöpfungsketten sie setzt. Nur so können wir Beschäftigte rechtzeitig für den Wandel fit machen.

 


Im Rahmen der neuen Kampagne „Stark im Wandel“ will der DGB NRW über die Dimension des Wandels und die Möglichkeiten der Gestaltung sprechen. Geplant sind Diskus­sionsveranstaltungen überall in NRW. Teilnehmende sind Kolleginnen und Kollegen aus dem DGB, den Gewerkschaften und aus Betrieben. Am 5. März 2020 lädt der DGB NRW zusätzlich zu einem Kongress ein. Nähere Infos zur Kampagne und eine Übersicht der Diskussionsorte und der Termine finden sich unter nrw.dgb.de/stark-im-wandel

 

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