Die Zeit der Ungleichbehandlung ist vorbei

Bericht aus Geschäftsstelle Außenstelle HildesheimDie IG Metall hat mit der Geschäftsleitung bei Stiebel Eltron einen Tarifvertrag vereinbart.

1. Dezember 20191. 12. 2019


Nach 13 Jahren tritt am 1. Januar 2020 bei Stiebel Eltron wieder ein Tarifvertrag mit der IG Metall in Kraft. In drei Stufen wird die Arbeitszeit bis 2022 auf die 35-Stunden-Woche zurückgeführt. Das Unternehmen erkennt alle Tarifverträge der Fläche an. „Die tariflose Zeit hat für Unsicherheit und auch Unzufriedenheit über die Ungleichbehandlung geführt“, berichtet Vertrauenskörperleiter Mirko Schön.

2006 war die Geschäftsleitung in den Arbeitgeberverband ohne Tarifbindung gewechselt, weil die Tarifverträge der IG Metall zu unflexibel wären. Die Tarifvertragsparteien konnten sich damals in der Arbeitszeitfrage nicht einigen. Seitdem arbeiten die rund 1600 Beschäftigten ohne Lohnausgleich länger als in der Fläche. Begründet wurde das damit, dass der Standort nur durch längere Arbeitszeiten wettbewerbsfähig bleiben würde, besonders im Hinblick auf den unternehmensinternen Wettbewerb mit den ausländischen Werken. Im Gegenzug gab das Unternehmen den Beschäftigten die Zusage für eine Standortsicherung.

„Dabei gab es nie Grund zur Sorge um den Standort“, meint Vertrauensmann Frank Haibach. „Unsere Planzahlen sind hoch angesetzt und anspruchsvoll. Wir schreiben jedoch am Standort seit Jahren schwarze Zahlen.“

Das Unternehmen hat den Beschäftigten in Holzminden jedes Jahr die Tariferhöhung aus der Fläche gezahlt. Und sogar den Tarifvertrag „Tarifliches Zusatzgeld“ (T-ZUG) angewendet, der Beschäftigten unter bestimmten Voraussetzungen die Wahloption gibt, zwischen mehr Geld oder acht zusätzlichen freien Tagen zu wählen.

„Doch aus der Mischung zwischen Betriebsvereinbarungen, der Übernahme von Flächenbestandteilen und individuellen Absprachen mit den Beschäftigten entstand ein Wildwuchs, durch den sich viele Beschäftigte unfair behandelt fühlen“, so Projektsekretär Robert Wycislo.

Seit 2006 haben sich die Vertrauensleute in der Tarif-Aktiv-Gruppe für die Rückkehr in die Fläche engagiert. „Bei der Betriebsratswahl 2018 konnten alle Betriebsräte mit der gemeinsamen Liste „TarifPlus“ wieder ins Boot geholt werden“, so Vertrauensmann Andreas Brünig. „Tarife erhöhen auch die Attraktivität der Arbeitsplätze am Standort. Und sie erleichtern die Suche und Bindung von Fachkräften.“

Nach mehreren Gesprächen 2018 und drei Verhandlungen in diesem Jahr war dann der Tarifvertrag endlich unter Dach und Fach.

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Foto: IG Metall
Vertrauensleute bei Stiebel Eltron in Holzminden: „Der Tarifvertrag bringt wieder Ruhe ins Unternehmen, weil die Arbeitszeiten wieder transparent und einheitlich für alle geregelt sind.“


Kommentar

„ Wir haben mit dem Anerkennungstarifvertrag bei Stiebel Eltron eine tariflose Zeit von 13 Jahren beendet, die zur Ungleichbehandlung der Beschäftigten geführt hat. Es gab individuelle Arbeitsverträge mit zum Teil unterschiedlichen Arbeitszeiten für die gleiche Arbeit. Nun wird die Arbeitszeit bis 2022 in drei Stufen wieder auf die 35-Stunden-Woche zurückgeführt. Der Tarifvertrag bietet Sicherheit für die Beschäftigten und das Unternehmen. Er sorgt für Transparenz und Fairness. Zudem erhöht er die Attraktivität der Arbeitsplätze. Denn die junge Generation möchte eine ausgewogene Work-Life-Balance und kein Arbeiten ohne Ende. Dieser Tarifvertrag war nur möglich, weil sich die Vertrauensleute der IG Metall und unsere Mitglieder über Jahre für einen Tarifvertrag eingesetzt haben. Danke für Euer Engagement.“

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Erster Bevollmächtigter Uwe Mebs, IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim
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