Zukunft für Faurecia Scheuerfeld

Bericht aus Bezirk MitteEin Gespräch mit Yüksel Ötztürk, Betriebsratsvorsitzender bei Faurecia Scheuerfeld zum Abschluss eines Tarifvertrages zur Regelung der Transformationsprozesse


1. April 20191. 4. 2019


Yüksel, ihr habt den ersten Tarifvertrag im Bezirk Mitte zur Gestaltung der Transformation erkämpft. Was sind die Gründe Eures Erfolges?

Yüksel Ötztürk: Unser Werk sollte bereits 2012 geschlossen werden. Seitdem kämpfen wir mit Warnstreiks, Demonstrationen, langen Betriebsversammlungen und Arbeitsniederlegungen für den Erhalt des Standortes. Unser Kampf war erfolgreich: Faurecia will das Werk bis 2029 digitalisieren und automatisieren und so die Profitabilität erhöhen. Der Schließungsbeschluss und die Verkaufsabsichten sind vom Tisch. Faurecia verpflichtet sich, Scheuerfeld als eigenständiges Produktionswerk zu erhalten. Ohne den langen Atem und den Zusammenhalt der zu 100 Prozent organisierten Belegschaft über die letzten acht Jahre wäre das nicht möglich gewesen.

 

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Yüksel Ötztürk (Foto: Frank Rumpenhorst)

 

Wie habt ihr die Transformation im Tarifvertrag gestaltet?

Faurecia verpflichtet sich im Tarifvertrag den Transformationsprozess gemeinsam mit uns fair, sozial, ökologisch und unter breiter Beteiligung der Belegschaft zu gestalten. Die Absicherung durch die tarifliche Mindestpersonalbemessung bis 2029, tariflichen Rationalisierungs- und Einkommensschutz, das Verbot von Abgruppierungen, der Erhalt des sozialen Auffangnetzes im Sozialtarifvertrag und die Verpflichtung des Faurecia-Konzerns zu konkreten Investitionen sind dafür eine solide Basis.


Wie werden Betriebsrat und Belegschaft konkret beteiligt?

Es wurde ein paritätischer Lenkungsausschuss gebildet, der den Veränderungsprozess steuert. Die Mitbestimmung des Betriebsrates wurde tarifvertraglich erweitert. Die Arbeit der Vertrauensleute wurde im Tarifvertrag geregelt und deren bezahlte Freistellung während der Arbeitszeit abgesichert. Darüber hinaus werden vier IG Metall- Mitgliederversammlungen im Jahr durchgeführt, die wie Arbeitszeit bezahlt werden. Faurecia zahlt zudem die Qualifizierung der Belegschaft, die während der Arbeitszeit durchgeführt wird.


Gibt es Regelungen, die euch besonders wichtig waren?

Wir haben unbezahlte Mehrarbeit ebenso verhindert wie den Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld. Faurecia muss den erkämpften Sozialtarifvertrag und die darin geregelte Transfergesellschaft unberührt lassen. Die Kosten für die Gestaltung des Transformationsprozesses trägt das Unternehmen, nicht wir als Belegschaft. Der Standort hat eine langfristige Perspektive und die Veränderungsprozesse werden von uns mitgestaltet.

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