Ressourceneffizienz
Betriebsräte aktiv für Umwelt und Arbeitsplätze

In den Unternehmen geht es häufig darum, Kosten zu senken und Produktivität zu erhöhen – meist zu Lasten des Faktors Arbeit. Ein enormes Einsparpotential liegt dagegen in einer effizienteren Verwendung von Rohstoffen und Energie. Betriebsräte können darauf hinwirken, dass Unternehmen ...

20. Januar 201020. 1. 2010


... Arbeitsplätze sichern, indem sie Material- statt Personalkosten einsparen, das schützt die Umwelt und verbessert zugleich die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

In der Diskussion um eine nachhaltige Entwicklung, um Klimawandel und Rohstoffknappheit bezeichnet der Ressourcen-Begriff die natürlichen Ressourcen, die von der Erde bereitgehalten werden und die für alle Lebewesen wichtige Lebensgrundlagen sind: die abiotischen Rohstoffe, wie Metalle, Steine und Erden sowie die biotischen Rohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft, Energieträger, Wasser und Fläche.

Was ist Ressourceneffizienz?

Ressourceneffizienz ist der schonende Umgang mit Ressourcen mit dem Ziel, das gleiche Produktionsergebnis oder die gleiche Dienstleistung mit weniger Ressourcen zu erzielen, also letztlich weniger Natur zu verbrauchen, aber gleichzeitig den Wohlstand einer Gesellschaft zu erhöhen.

Ökologische Folgen
Wenn alle Menschen schon heute so viele Ressourcen verbrauchen würden wie die Industrieländer, bräuchten wir vier Erden. Mit der Förderung, der Verarbeitung und der Nutzung von Ressourcen sind vielfältige ökologische Wirkungen verbunden – seien es giftige Abwässer aus Minen, seien es Emissionen bei der Produktion oder Produktnutzung, die an Luft, Wasser oder Boden abgegeben werden, oder die negativen ökologischen Wirkungen der am Ende der Nutzung zurückbleibenden Abfälle.

Ökonomische Zusammenhänge

Die Verknappung der Ressourcen treibt die Weltmarktpreise in die Höhe und gefährdet damit Wachstum und Beschäftigung. Ein ineffizienter Umgang mit Ressourcen verursacht Kosten, wirkt sich ungünstig auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Entwicklung von Unternehmen aus und gefährdet Arbeitsplätze und nicht zuletzt den Industriestandort Deutschland.

Soziale Probleme

Die weltweit ansteigende Nachfrage nach natürlichen Ressourcen ist auch mit weitreichenden Folgen, für die Menschen und ihre Lebensbedingungen verbunden. Außerdem sind die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen massiv gefährdet. Am hohen Ressourcenverbrauch und der immensen Nachfrage auf dem Weltmarkt entzünden sich Konflikte, die gerade auch vor dem Hintergrund der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklungen zusätzlich an Brisanz gewinnen. Am stärksten von den sozialen und ökologischen Auswirkungen sind Länder betroffen, die über große Vorräte an Ressourcen verfügen und diese nur exportieren, also keine anderen Exportgüter daraus fertigen.

Die Situation in der industriellen Produktion
Der Anteil der Materialkosten an den Gesamtkosten ist im Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie der Anteil der Lohnkosten. Die steigende Arbeitseffizienz hat zu einem deutlich sinkenden Anteil der Personalkosten geführt. Die fünf ressourcenschwersten Sektoren sind die Baubranche, die Nahrungs- und Futtermittelindustrie, die Metallverarbeitung, der Energiesektor und der Kraftfahrzeugsektor. Zusammen verursachen sie etwa die Hälfte des gesamten Ressourcenverbrauchs in Deutschland. Nach einer Schätzung der Deutschen Materialeffizienzagentur (demea)können mindestens 100 Milliarden Euro Materialkosten in der deutschen Volkswirtschaft jährlich eingespart werden.

Ressourceneffizienz als wirtschaftliche Chance
Das Risiko von Ressourcen-Engpässen kann zwar durch eine stärkere Streuung der Bezugsquellen und durch Kooperationen mit Lieferländern verringert werden. Durch den hohen Anteil der Materialkosten an den Produktionskosten, schwankende Preise und die Abhängigkeit vom Import ist Ressourceneffizienz im produzierenden Gewerbe zudem zu einem entscheidenden Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit geworden.

Grüne Technologien

Die sogenannte „GreenTech“-Branche rund um die Themen Umwelttechnik und Ressourcenoptimierung ist ein Zukunftsmarkt. Es gilt Lösungen zu entwickeln, wie die deutsche Wirtschaft an diesem Trend dauerhaft partizipieren kann. Beschäftigung und Standorte werden auch langfristig gesichert, wenn Ressourceneffizienztechnologien und -dienstleistungen im Inland und Ausland zunehmend abgesetzt werden. Bei den Produzenten steigt der Absatz und bei den Anwendern sinken nicht nur die Materialkosten, sondern auch die Importabhängigkeit und mit ihr die negativen Wettbewerbswirkungen von fluktuierenden Rohstoffpreisen.

Gewerkschaften unterstützen Ressourceneffizienzpolitik
Wolfgang Rhode, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, ist sicher: „Gewerkschaften und Betriebsräte können eine wichtige Rolle übernehmen, um der Debatte über die Kosteneffizienz eine neue Richtung zu geben, indem sie mit daran arbeiten, durch Innovationen und gezielte Investitionen in den Betrieben eine bessere Nutzung von Ressourcen voranzubringen.“ Aus den Chancen, die sich aus einer Steigerung der Ressourceneffizienz ergeben, gilt es daher konkrete Maßnahmen abzuleiten. Dazu gehören für die IG Metall:

  • Eine Sensibilisierung der Beschäftigten in den Betrieben und der Bevölkerung insgesamt für den Wert und die Knappheit von Rohstoffen.
  • Die Nutzung der Einsparpotenziale beim Ressourceneinsatz in der Metall- und Elektroindustrie, in der Textil- und Holzbranche sowie im Handwerk. Positive Nebeneffekte sind eine höhere Kapital- und Arbeitseffizienz.
  • Regelmäßige Beratungen zu den Ressourcenverbräuchen zwischen Unternehmensleitung und Betriebsrat. Denn Voraussetzung für die Nutzung der Ressourceneffizienzpotenziale ist eine nachhaltige Unternehmensentwicklung, die nicht allein auf kurzfristige Renditeziele setzt und damit Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichert.


Rolle der Betriebsräte

Für die Unternehmens-, Standort- und damit Arbeitsplatzsicherung ist die effiziente Nutzung der Ressourcen eine wichtige Größe. Der Betriebsrat kann die Initiative ergreifen. Gemeinsam mit der Geschäftsleitung und mit Fachexperten und -expertinnen aus dem Unternehmen können Potenziale ermittelt und darüber beraten werden, wie die Verbesserung der Ressourceneffizienz dauerhaft in die betrieblichen Abläufe integriert werden kann.

Fachwissen der Beschäftigten nutzen
Betriebsräte und Beschäftigte verfügen über praxisnahe Fachkenntnisse, sie kennen Management- und Produktionsprozesse, aber auch die Produkte von der Pike auf und haben damit ein umfangreiches Wissen, wenn es darum geht, Einsparpotenziale in den Bereichen Material-, Wasser-, Energie- und Flächenverbrauch umzusetzen und innovative Produkte und Prozesse zu gestalten. Der Betriebsrat kann Effizienzprozesse im Unternehmen anstoßen, aber auch für Transparenz und Beteiligung der Beschäftigten sorgen.

Beteiligungsformen entwickeln
Dabei müssen in jedem Unternehmen geeignete Beteiligungsformen gefunden werden. Die Palette reicht vom Betrieblichen Vorschlagswesen bis zu Projektgruppen. Der Betriebsrat hat außerdem Einblick in die Geschäftszahlen und kann seine Mitbestimmungsmöglichkeiten zum Beispiel im Wirtschaftsausschuss und Aufsichtsrat nutzen. In Verhandlungen mit der Geschäftsleitung kann die Forderung nach Senkung der Material- und Energiekosten eingebracht werden, damit der Kostendruck nicht allein auf den Personalkostenanteil beschränkt wird.

Beispiele aus der Praxis
Im April 2009 haben IG Metall und Bundesumweltministerium gemeinsam mit Betriebsräten einen Dialogworkshop des Netzwerks Ressourceneffizienz abgehalten. Der daraus entstandene Leitfaden „Ressourceneffizienz: Dem Fortschritt eine Richtung geben und Beschäftigung sichern“ bringt wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungswissen der Betriebsräte zusammen. Beispiele aus der Betriebsratspraxis zeigen, wie sich Ressourceneffizienz steigern lässt: Leichtbau:

  • Die ThyssenKrupp Steel AG entwickelt leichtere und gleichzeitig sichere Fahrzeugkarosserien
  • Verbundmaterialien: Die Deutsche Mechatronics GmbH spart durch eine neue Materialverbundlösung Material ein.
  • Rohstoffrückgewinnung: Die Jörg Schiffer GmbH & Co. KG setzt auf die Zurückgewinnung von Nickel, mit dem Effekt, dass weniger Schadstoffe ins Abwasser gelangen.


Der komplette Leitfaden „Ressourceneffizienz: Dem Fortschritt eine Richtung geben und Beschäftigung sichern“ mit zahlreichen Praxisbeispielen und weiterführenden Informationen zur Umsetzung von Ressourceneffizienz im Betrieb ist für Vertrauensleute und Betriebsräte der IG Metall im Extranet abrufbar.

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