Heizungsbau
Moderne Wärmetechnik ist gut fürs Klima

Mehr als 400.000 qualifizierte Fachleute in Industrie- und Handwerksbetrieben arbeiten in der Wärmebranche. Moderne Heizsysteme können viel zum Klimaschutz beitragen. Wenn der Staat sie fördert – und die Branche Fachkräften attraktive Arbeitsbedingungen und Weiterbildung bietet.

11. April 201811. 4. 2018


Wenn es um Treibhausgasemissionen geht, gerät schnell der Verkehr ins Scheinwerferlicht. Dabei sind Autos, Lkw und andere Fahrzeuge „nur“ für 22 Prozent des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2) verantwortlich. 32 Prozent entstehen laut Umweltbundesamt durch Wärme, die für die Industrie und private Wohnungen aus Erdöl und Erdgas erzeugt wird. In zwölf Jahren sollen die CO2-Emissionen in Deutschland um mindestens 55 Prozent niedriger liegen als im Jahr 1990, 2050 sogar um 80 bis 95 Prozent. Diese Ziele hat sich die Bundesregierung in ihrem Klimaschutzplan 2050 gesetzt. Um sie zu erreichen, „kann die Wärmeerzeugung eine wichtige Rolle spielen“. Das findet Wolfgang Lemb. Er ist im IG Metall-Vorstand ―  unter anderem ―  für die Energiebranchen zuständig, zu denen auch die Heizungsindustrie zählt.

Veraltete Technik

Die Heizungsindustrie mit ihren rund 34.000 Beschäftigten in Deutschland produziert klassische Gasgeräte, große Kessel, Wärmepumpen, Anlagen zur Kraft-Wärme-Koppelung, Holzpellet-Öfen, Brennstoffheizgeräten, Solarthermien und Speicher, also alles, was Wärme erzeugt. Bei technischen Neuerungen spielen Energieeffizienz, also der sparsame Verbrauch von Rohstoffen, und weniger CO2-Ausstoß, eine wichtige Rolle. Damit kann die Branche einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten ―  allerdings nur dann, wenn die umweltfreundlichen Geräte auch eingebaut werden. Doch von den Heizungsanlagen, die zurzeit in Betrieb sind, sind rund 70 Prozent nicht auf dem Stand der Technik, viele sind total veraltet. Erneuerbare Energien nutzen nur etwa 18 Prozent.

Umstieg fördern

Um den Modernisierungsstau aufzulösen, fordern die IG Metall und ihre Betriebsräte in der Branche zusammen mit dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), dass die Bundesregierung den klimafreundlichen Umstieg fördert. In einem Zukunftsmemorandum sprechen sie sich dafür aus, den Zugang zu den Förderprogrammen, die es schon gibt, einfacher zu machen, und die neuen Gesetze, wie das Gebäudeenergiegesetz, schnell umzusetzen und finanziell so auszustatten, dass sie auch wirken. Vor allem sprechen sie sich dafür aus, energetische Modernisierungen weiter steuerlich zu fördern. Dabei unterstützen sie das im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbarte Wahlrecht zwischen Zuschuss und Steuererleichterung. Einen sinnvollen steuerlichen Anreiz sehen sie darin, 30 Prozent der Investitionssumme über drei Jahre von der Steuerschuld abziehen zu können; ein solches Programm soll auf zehn Jahre angelegt sein.

Ökostrom ausbauen

Der Umstieg auf klimafreundliche Wärme setzt auch voraus, dass ausreichend erneuerbare Energie vorhanden ist. Darum fordern IG Metall und BDH von der Bundesregierung, ihren Ausbau konsequent zu fördern. Das gilt auch für die Speichertechnologien, die nötig sind, um die Schwankungen bei Wind und Sonne auszugleichen.

Kompetent bleiben

„Wir müssen dafür sorgen, dass neue und umweltfreundliche Wärmetechnologien weiter in Deutschland entwickelt und hergestellt werden“, sagt Wolfgang Lemb. In der Wärmetechnik wird in Zukunft die Digitalisierung eine immer größere Rolle spielen. Heizsysteme enthalten mehr Elektronik, werden durch Software gesteuert, per Ferndiagnose überwacht, gewartet und energieschonend optimiert, mit anderen elektrischen Anlagen in Gebäuden vernetzt. Dazu bedarf es qualifizierter Fachleute. In der Industrie sind zurzeit rund 34.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer damit beschäftigt, Heizungssysteme zu entwickeln und zu produzieren. Hinzu kommen Zigtausende auf Heizungsanlagen spezialisierte Fachleute in der 370.000 Handwerker zählenden Branche für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK), die die Anlagen einbauen, reparieren und warten.

Auf die Menschen kommt es an

Aber gerade das Handwerk leidet zurzeit unter dramatischem Fachkräftemangel. Fast jeder zweite Betrieb im SHK-Handwerk klagt darüber, dass offene Stellen nicht besetzt werden können. „Das liegt zum Teil daran, dass viele Landesinnungsverbände keine Tarifverträge mit der IG Metall abschließen wollen“, kritisiert Ralf Kutzner, der im IG Metall-Vorstand für das Handwerk verantwortlich ist. „Dadurch ziehen sie in der Konkurrenz mit der Industrie, die meist bessere Löhne und Arbeitsbedingungen bietet, leicht den Kürzeren.“ Damit die Energiewende nicht durch den hausgemachten Fachkräftemangel ins Stocken gerät, muss das Handwerk Beschäftigten eine attraktive Ausbildung und gute Arbeitsbedingungen mit Chancen auf Weiterbildung anbieten. Dann, sagen Wolfgang Lemb und Ralf Kutzner, haben die Heizungsindustrie und das Heizungshandwerk und ihre Beschäftigten eine gute Zukunft ― und das in einer klimafreundlicheren Umwelt.

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