CO2-Konferenz der IG Metall in Brüssel
Innovationsfähigkeit der Autoindustrie erhalten

Im Konflikt um schärfere Emissionsgrenzwerte für Neuwagen in Europa strebt die IG Metall eine Vermittlerrolle an. Auf einer Konferenz in Brüssel sagte der zuständige EU-Kommissar zu, noch im Frühsommer das Gespräch mit der IG Metall über neue CO2-Werte zu suchen.

28. Januar 201528. 1. 2015


Auf der Konferenz mit dem Titel „Anforderungen an eine CO2-Regulierung in der Automobilindustrie“ sprach sich die IG Metall grundsätzlich für ambitionierte Klimaziele aus. „Aber wir müssen darüber reden, was technisch machbar und beschäftigungspolitisch möglich ist“, sagte Wetzel. Es sei nicht realistisch, die weitere Senkung des geplanten Grenzwertes von 95 Gramm CO2 über das Jahr 2020 hinaus im selben Tempo einfach linear fortzuschreiben. Auch die Betriebsräte von Automobilherstellern und Zulieferern äußerten sich skeptisch, da der technischen Machbarkeit Grenzen gesetzt sind.

Neuregelung frühestens 2017

Im Streit zwischen EU-Kommission und Autoindustrie sieht sich die IG Metall in einer Vermittlerrolle. „Wir wollen klimapolitisch vorangehen, wir wollen aber auch dafür sorgen, dass die Beschäftigung gesichert ist“, erklärte Wetzel. Es müsse eine Folgenabschätzung darüber erfolgen, welche Auswirkungen der Strukturwandel in der Automobilindustrie – hin zu einem elektrischen Antrieb – auf die Beschäftigung haben werde. Eine Neuregelung des Grenzwertes sei vor diesem Hintergrund frühestens 2017 möglich. Erst dann ist auch ersichtlich, wie gut Elektroautos am Markt angenommen werden und wieviel diese Antriebsform zur CO2-Reduktion beitragen kann.

Aktuell liegt die Nachfrage bei Elektroautos deutlich hinter den Erwartungen zurück. Es ist unklar, wann sich die E-Mobilität durchsetzen wird. Aktuell gibt es nur 14 000 angemeldete Elektrofahrzeuge in Deutschland. Nur durch elektrische Antriebe dürften die Ziele der CO2-Reduktion für die meisten Autohersteller erreichbar sein. Die IG Metall fordert deshalb wirksame Anreize zugunsten der Elektromobilität im Rahmen der Regulierung. Elektrisches Fahren muss wie bisher mit einem CO2-Ausstoß von Null Gramm in die Berechnung der Flottendurchschnitte eingehen.

Rückgrat der europäischen Volkswirtschaft

Der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, Hofmann verwies auf die herausragende Stellung der europäischen Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb. Sie hat 2013 einen Umsatz von 843 Milliarden Euro erzielt. Das entspricht 6,6 Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts. Die Branche ist hochinnovativ. Bei der Zahl der angemeldeten Patente liegt sie weltweit auf Platz 1. Insbesondere beim Verbrennungsmotor besteht nach Einschätzung Hofmanns ein Wettbewerbsvorsprung der europäischen Automobilindustrie von zwei bis drei Jahren. Diese Innovationsfähigkeit muss erhalten werden, denn sie ist der Beschäftigungsmotor der Branche. „Eines sollten wir alle aus der Krise 2008 gelernt haben: Die Industrie mit ihren qualifizierten Belegschaften ist das Rückgrat der europäischen Volkswirtschaft“, sagte Hofmann in Brüssel.

Hofmann sprach sich für eine CO2-Politik mit Augenmaß sowie Planungssicherheit für die Unternehmen und ihre Investitionen aus. In einem durch die EU-Kommission koordinierten Beteiligungsprozess sollen Gewerkschaften und Arbeitnehmer in die Debatte einbezogen werden. Daran habe es in der Vergangenheit gemangelt. EU-Kommissar Miguel Arias Canete versprach auf der Konferenz in Brüssel eine frühzeitige Einbeziehung in die Entscheidungen über einen neuen Grenzwert. Im Frühsommer soll eine große Verkehrskonferenz stattfinden. Das geschäftsführende Vorstandsmitglied Wolfgang Lemb begrüßte diese Zusage Canetes. Allerdings vermisste er ein industriepolitisches Leitbild der EU-Kommission für die Zukunft, das Beschäftigung in Europa sichern und aufbauen hilft. „Wir wollen eine nachhaltige und damit zukunftsfähige industrielle Entwicklung voranbringen“, erklärte Lemb.

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