Jugend in Europa
Perspektiven sind gefragt

Wenn jeder dritte Jugendliche keinen Ausbildungsplatz findet, jeder zehnte junge Mensch ohne Arbeit ist oder in einem prekären Job steckt – dann muss etwas geschehen. Zwar randalieren in deutschen Städten keine Jugendlichen. Doch auch in Deutschland fühlen sich junge Menschen ausgegrenzt und ...

6. September 20116. 9. 2011


... abgeschoben. Deshalb fordert die IG Metall Perspektiven für die junge Generation.

In vielen europäischen Großstädten gehen die Jugendlichen auf die Straße. Sie protestieren gegen Kürzungen bei den Bildungsausgaben und den Sozialausgaben. Aber vor allem demonstrieren sie gegen Arbeitslosigkeit. Die Proteste sind Ausdruck fehlender Perspektiven. Doch auch bei uns werden junge Menschen ihrer Chancen beraubt. Auch hierzulande ist die Lage der Jugend schlechter als die anderer Altersgruppen. Auch hier haben viele Jugendliche weder eine Lehrstelle noch einen Arbeitsplatz.

Jobwunder sehen anders aus

Sicher: Die Verhältnisse in Deutschland sind nicht wie in England oder Spanien. In Spanien liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 45 Prozent, in England bei knapp 20 Prozent. In Deutschland sind knapp zehn Prozent der unter 25-Jährigen arbeitslos. In Zahlen sind das 430 000. Doch auch das sind viel zu viele. Und diese offiziellen Zahlen sagen nichts darüber aus, wie viele junge Leute ein Praktikum machen, in Leiharbeit, Hilfsarbeiter-, Teilzeit- oder Minijobs stecken. Tatsächlich ist die Lage junger Menschen bei uns deutlich schlechter als die anderer Altersgruppen.

Schulabgänger, die weder einen Job noch einen Ausbildungsplatz finden, überbrücken die Zeit nach dem Schulende häufig in einer der zahllosen berufsvorbereitenden Maßnahmen. Sie fallen damit aus der Statistik. Doch diese Maßnahmen garantieren keine nachhaltige Integration auf dem Arbeitsmarkt. Meist entpuppen sie sich als Warteschleife.




Trotz Ausbildungsplatz keine Jobgarantie

Dass es in Deutschland nicht so viele jugendliche Arbeitslose wie in England gibt, liegt unter anderem an dem System der dualen Berufsausbildung. Diese Form der Berufsausbildung bietet eine gute Basis für den späteren Beruf. Aber auch, wer einen Ausbildungsplatz gefunden hat, hat keine Garantie auf einen sicheren Job. Denn viele Auszubildende wissen nicht, ob sie in dem Unternehmen übernommen werden oder nach der Ausbildung auf der Straße stehen.

Die IG Metall fordert eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Es ist ein Armutszeugnis, dass Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas die Auswüchse des Niedriglohnsektors nicht eindämmt. Wenn Minijobs, Befristungen, Leiharbeit und Teilzeit den Arbeitsmarkt zwar zu 75 Prozent wachsen lassen, gleichzeitig jedoch die Menschen nicht gleichberechtigt am Aufschwung teilhaben – dann ist das eine eindeutige Fehlentwicklung.

Bessere Rahmenbedingungen für Familien

Es ist eine fatale Situation. Die einen stehen vor den Werkstoren und haben kaum Perspektiven. Und die, die im Job sind, haben zwar Perspektiven, aber kaum Zeit zur Gründung einer Familie. Doch junge Menschen wollen beides: Job und Familie. Dazu gehören einerseits sichere und faire Arbeitsplätze, andererseits müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. Deshalb fordert die IG Metall von der Politik, dass sie diese Rahmenbedingungen für Familien verbessert. Also qualifizierte Ganztagsbetreuungseinrichtungen und ausreichend Kita-Plätze für alle Kinder ab einem Jahr zur Verfügung stellt. Auch die Unternehmen müssen sich bewegen. Notwendig sind Arbeitszeitregelungen, die sich an den Interessen der Beschäftigten orientieren und nicht von Maschinenlaufzeiten bestimmt werden.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen