Ausbildungsmarkt: 45 000 Bewerber ohne Stelle
Es fehlen rund 45 000 Ausbildungsplätze

Das neue Ausbildungsjahr startete am 1. August. Und der Industrie- und Handelskammertag beklagt, dass 50 000 Stellen nicht besetzt werden können. Dabei ergeben die offiziellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit eine andere Sicht: danach haben noch rund 45 000 Jugendliche keinen ...

3. August 20103. 8. 2010


... Ausbildungsplatz. Es fehlt also an Stellen und nicht an Bewerbern.

Regina Görner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, warnt davor, die Lage schön zu reden. Ende Juli suchten noch immer 152 600 Jugendliche einen Ausbildungsplatz – bei nur 108 500 angebotenen Ausbildungsplätzen. Es gibt also doch mehr Bewerber als Ausbildungsplätze.

Kein ausgeglichener Ausbildungsstellenmarkt
Während Arbeitgeber und Bundesregierung gerne von einer entspannten Lage auf dem Ausbildungsmarkt reden, sieht die Realität doch ganz anders aus: 2009 blieb das Angebot an Ausbildungsstellen in nahezu allen Berufen hinter der Nachfrage zurück. Und das, obwohl sich die Unternehmen des drohenden Fachkräftemangels bewusst sind. Eigentlich müssten sie verstärkt ausbilden, um dem entgegen zu wirken. Als Folge der fehlenden Ausbidungsplätze landen die Jugendlichen ohne Stelle in einem „Übergangssystem“ zwischen Schule und Beruf. 2009 waren das rund 74 000 Jugendliche, die laut Bundesregierung eigentlich „ausbildungsreif“ waren.
Auf lange Sicht verschärft sich das Problem zunehmend: Derzeit sind rund 1,5 Millionen Deutsche zwischen 20 und 29 Jahren ohne Berufsabschluss. Für sie wird es auch immer schwerer, das noch nachzuholen.

Was jetzt: Zu wenig Stellen oder zu wenig Bewerber?
Wie kommt es dann aber, dass Industrie- und Handelskammertag einen Mangel an Auszubildenden und nicht einen Mangel an Ausbildungsplätzen sehen – wie es die Zahlen ja offensichtlich belegen? Viele Unternehmen möchten bei der Auswahl ihrer Auszubildenden keinerlei Zugeständnisse machen: Vier von zehn Industrieunternehmen sehen für ihre Ausbildungsplätze keine Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf vor. Dabei bieten einige Unternehmen hier erfolgreiche Programme an. Siemens etwa bietet schon zum dritten Mal in Folge 250 zusätzliche Ausbildungsplätze für benachteiligte Jugendliche. Und hat damit Erfolg.
„Die Schwierigkeiten auf dem Ausbildungsmarkt können nicht einfach ignoriert werden“, erklärt Klaus Heimann, Bildungsexperte der IG Metall. Es gelte, das vorhandene Ausbildungspotenzial rascher und besser als bislang zu nutzen. Unternehmen können die Schwächen der Azubis mit besonderen Programmen ausgleichen. Gleichzeitig muss die Nachwuchssuche verbessert werden: Stellen sollten der Arbeitsagentur gemeldet werden und es sollten Kommunikationsforen wie Messen verstärkt genutzt werden. Das Thema Fachkräftemangel sei dann gut und erfolgsversprechend in den Griff zu bekommen.

Jugendliche mit MIgrationshintergrund besonders betroffen
Unter den jetzt noch über 150 000 lehrstellensuchenden Jugendlichen sind nicht nur leistungsschwache Schulabgänger. Görner: „Viele davon sind ausbildungsreif und haben dies auch von der Arbeitsverwaltung bescheinigt bekommen. Viele davon haben einen Migrationshintergrund.“ Für diese Jugendlichen sei es besonders schwer, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Rund 40 Prozent der jungen Menschen mit Migrationshintergrund erreichten keinen berufsqualifizierenden Abschluss.

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