„Nur meckern, bringt nichts. Man muss selbst etwas tun“, sagt Eva Swidersky, 32 Jahre alt und Betriebsrätin bei bei SKODA AUTO Deutschland in Weiterstadt. Die junge Mainzerin wurde 2014 bei dem Autoimporteur neu in den Betriebsrat gewählt und direkt zur stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden nominiert. Gleichzeitig mit ihrer Wahl in das Gremium ist sie auch in die IG Metall eingetreten und hat inzwischen viele Beschäftigte von einer Mitgliedschaft überzeugt.
Trotz ihrer kurzen Amtszeit hat Swidersky bereits wichtige Funktionen im Betriebsrat. Sie vertritt als Stellvertreterin den Betriebsratsvorsitzenden, ist im Betriebsausschuss und als Nachrückerin im Personalausschuss. Ihr Ziel: Bessere Arbeitsbedingungen für Männer und Frauen. Dazu gehören auch die Entgelte. Wer wie viel verdient, das ist bei SKODA bisher nicht klar geregelt. „Eigentlich bekommen wir eine Nasenprämie“, sagt die Betriebsrätin. Daher verhandelt die IG Metall zur Zeit über einen Haustarifvertrag für die 350 Beschäftigten. Ziel der Tarifkommission ist es, ein Gehaltssystem und Richtlinien zur Eingruppierung der Beschäftigten zu vereinbaren. Außerdem sollen gute Vereinbarungen, die bisher nur in Form einer Betriebsvereinbarung vorliegen, im Tarifvertrag festgeschrieben werden.
Gibt es Unterschiede zwischen den Entgelten von Frauen und Männern? Diese Frage kann die Metallerin nicht mit Sicherheit beantworten. Sie kann zwar als Betriebsrätin die Lohn- und Gehaltslisten einsehen, doch die bekommt der Betriebsrat nur in Papierform, was eine fundierte Analyse erschwert. Im Bundesdurchschnitt liegen die Entgelte von Frauen 21 Prozent unter denen der Männer. Dabei behaupten die Arbeitgeber gerne, keine Unterschiede zu machen. Doch das Statistische Bundesamt berechnet jedes Jahr aufs Neue die konkrete Differenz. 2016 waren es 21 Prozent. Diese Lücke schließt sich nur langsam.
IG Metall fordert ein Lohngerechtigkeitsgesetz
Ein Lohngerechtigkeitsgesetz ist notwendiger denn je. Damit soll mehr Transparenz über die Entgeltzusammensetzung, eine Berichtspflicht des Arbeitgebers sowie ein individuelles Auskunftsrecht durchgesetzt werden. Das Lohngerechtigkeitsgesetz würde das Vorhaben unterstützen, die Entgeltlücke in den Unternehmen zu schließen und es würde den Blick auf die Ursachen schärfen.
Mit einem solchen Gesetz hätten zudem Betriebsräte schon mal mehr Möglichkeiten. Eva Swidersky weiß aber auch: Vieles können Betriebsräte bewirken, doch manchmal müssen auch die Betroffenen aktiv werden und sich zur Wehr setzen. „Man darf nicht alles einfach so hinnehmen, was der Chef sagt.“ Sie rät den Frauen: „Macht euch nicht klein, engagiert euch für eure Interessen“. Das wäre mit dem Gesetz dann auch tatsächlich möglich, denn das räumt den Beschäftigten ein individuelles Auskunftsrecht zu den Entgelten ein.
Eva Swidersky hat Betriebswirtschaft studiert und ist bei SKODA Teamleiterin in der Service Technik. Dass sie als Frau in diese Position gelangt ist, ist bei Skoda nicht ungewöhnlich. Jedes dritte Team bei der VW-Tochter wird von einer Frau geleitet. Doch bei den 25 Abteilungsleitern, die in der Hierarchie eine Ebene höher stehen, gibt es nur eine Frau. Und die Geschäftsleitung noch eine Ebene höher ist rein männlich. Obwohl es genügend geeignete Kandidatinnen gäbe, so die Betriebsrätin. Doch bislang tut sich hier wenig. Swidersky hofft darauf, dass das Qualifizierungsprogramm für Führungskräfte bei SKODA Bewegung bringt. Denn sie will mit ihrem nächsten Karriereschritt nicht warten, bis einer der Führungskräfte in Rente geht.
Aufsteigen – das ist gerade für junge Frauen und für immer mehr junge Männer ein riesen Thema. Das weiß auch Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall: „Sie wollen Karriere machen und eine Familie haben. Kinder und Teilzeit dürfen für die berufliche Entwicklung nicht das Aus sein.“ Die IG Metall wolle wegkommen vom überholten Modell der Teilzeit-Frau und dem Vollzeit-Mann. „Wir wollen eine gerechte Verteilung der Arbeitszeit! Und wir haben es satt, über Entgeltlücken und Altersarmut insbesondere von Frauen zu reden, erklärt die 2. Vorsitzende der IG Metall auf dem Betriebsrätinnentag in Berlin.
Auf dem Betriebsrätinnentag in Berlin tauschen auf Einladung der IG Metall mehr als 260 Betriebsrätinnen ihre Erfahrungen aus. Themen der Konferenz sind Digitalisierung, mobiles Arbeiten, Arbeitszeit, Entgeltgerechtigkeit, berufliche Entwicklungsperspektiven und Vereinbarkeit. Wie läuft es woanders? Was kann ich mir abschauen? All das ist in Berlin möglich. Hier können die Metallerinnen ihre Ideen einbrngen und sind mittendrin dabei. Christiane Benner sagt: „Ich möchte mit euch gemeinsam eine IG Metall entwickeln, die zu einem Labor, zu einer Werkstatt für betrieblichen und gesellschaftlichen Fortschritt wird. Eine IG Metall, die ganz genau weiß, wo der Schuh bei den Beschäftigten drückt. Eine IG Metall, die die Ideen der Menschen für ein gutes und gerechtes Leben aufgreift und bündelt.“