Respekt: Interview mit Ilka Biedermann, Betriebsrätin bei Arc...
Respekt ist ein zerbrechliches Gut

Ilka Biedermann ist Betriebsrätin bei ArcelorMittal in Bremen. Die 29-Jährige gründete mit gemeinsam mit einer Kollegin das Netzwek „Hüttenfrauen“. Hier tauschen sich Frauen über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung oder Sexismus im Betrieb aus. In dem jetzt erschienen Bildband „Respekt! 100 ...


21. November 201121. 11. 2011


... Frauen – 100 Geschichten“ erzählt sie, warum Respekt für sie ein zerbrechliches Gut ist.

Was bedeutet Respekt für Dich?
Akzeptanz, Anerkennung, Professionalität, das alles ist Respekt. Respekt ist eine Selbstverständlichkeit für ich und ein zerbrechliches Gut, das auf dem eigenen Wertesystem beruht – und das ist wiederum sehr unterschiedlich. Ein respektvoller Umgang bezieht sich aber nicht nur auf Menschen, sondern auf die gesamte Umwelt.

Hast Du im Job diskriminierendes Verhalten erlebt?
Ja! Immer wieder gibt es Hakenkreuz-Schmierereien und Hinweise auf Neonazis in der Belegschaft. Ich habe zuletzt Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet, zum ersten Mal. Der Arbeitgeber reagiert politisch aktuell nicht auf das Thema.
Offener Rassismus und offene Diskriminierung gibt es in unserem Betrieb in der Regel nicht, subtil wahrscheinlich schon. So finden sich zum Beispiel wenig Frauen in Führungspositionen. Aber ich glaube, das rührt auch daher, dass Frauen kein „Problembewusstsein“ dafür haben.

Was kann man Deiner Meinung nach gegen Diskriminierung oder Sexismus im Betrieb tun?
Bei ArcelorMittal haben wir eine Betriebsvereinbarung „Respektvoller Umgang“ abgeschlossen. Die kann aber auch nur wirken, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese beachten und in ihr tägliches Handeln einbeziehen. Ein Auslöser für diese Vereinbarung war unter anderem die Bilder von nackten Frauen in den Werkshallen.
Vor eineinhalb Jahren habe ich gemeinsam mit einer Kollegin die „Hüttenfrauen“ organisiert – interessierte Kolleginnen treffen sich regelmäßig, um sich auszutauschen, zu vernetzen, Gemeinsamkeiten festzustellen und sich gegenseitig zu beraten.
Auf jeden Fall muss der Arbeitgeber bei entsprechenden Problematiken im Betrieb mit in die Pflicht genommen werden. Unternehmen, Betriebsrat, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, alle sollen sich an entsprechenden Initiativen beteiligen.

Wie gehen Jugendliche in Deinem Betrieb mit dem Thema Respekt um?
In meiner Wahrnehmung verhalten sich Jugendliche untereinander häufig nicht sehr respektvoll. Allerdings lege ich da auch mein eigenen Wertesystem zugrunde, um das zu bewerten! Ein respektvoller Umgang spielt eine große Rolle in der Erstausbildung; Ausbilder und Jugendarbeitsvertretung – und natürlich auch der Betriebsrat – sollten darauf achten.

(Auszug aus „Respekt! 100 Frauen – 100 Geschichten“)
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