Migranten auf dem Arbeitsmarkt
Bildung ist die Eintrittskarte auf dem Arbeitsmarkt

Ohne Sprachkenntnisse geht nichts mehr. Doch was können Migranten tun, wenn sie die deutsche Sprache nicht beherrschen? Meist bleiben dann für sie nur schwere und nicht selten gesundheitsgefährdende Jobs übrig. Die IG Metall fordert, dass Migranten einen besseren Zugang zu Ausbildung und ...

19. März 201319. 3. 2013


... Bildung bekommen.

Sie verstehen und sprechen die deutsche Sprache schlecht. Oft machen sie die schwerste Arbeit und scheuen auch Jobs nicht, die die Gesundheit angreifen. Denn bei vielen Migranten hängt vom Job nicht nur das Familieneinkommen ab. Da sie mit ihrem Arbeitsplatz nicht selten auch die Aufenthaltserlaubnis verlieren, beißen sie lieber die Zähne zusammen, bevor sie sich über Ungerechtigkeiten oder schwere Tätigkeiten beschweren. Zudem werden sie häufig schlechter bezahlt als ihre deutschen Kollegen. Das trifft besonders Migranten aus Nicht-EU-Staaten.


Sprachkenntnisse fördern Integration

Dass fehlende Sprachkenntnisse eine Barriere bei der Integration in Deutschland sein können, das liegt auf der Hand. Denn hierzulande gibt es kaum mehr Tätigkeiten, bei denen Deutschkenntnisse keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen. Zudem kommt es vor, dass Menschen mit ausländischer Herkunft Verträge unterschreiben, die sie nicht verstehen oder sie werden schlechter bezahlt, da sie nicht wissen, wie viel ihnen zusteht. Das ist einer der Gründe, warum wir in Deutschland einen flächendeckenden Mindestlohn brauchen. Dann würden Migranten sofort wissen, dass etwas nicht stimmt.

Doch es gibt auch die Hochqualifizierten, die nach Deutschland wegen der guten Arbeitsmarktlage hierzulande kommen. Hatten im Jahr 2005 lediglich 30 Prozent der Neuzuwanderer einen akademischen Abschluss, so waren es 2010 bereits 44 Prozent, geht aus einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Auch sonst sind die erst in der jüngeren Vergangenheit nach Deutschland gekommenen Ausländer besser qualifiziert als die früheren Migrantengenerationen, so eine Ergebnis der IAB-Studie. Diese Gruppe der Neuzuwanderer mit einer akademischen Ausbildung oder einem Berufsabschluss findet meistens rasch eine Arbeit in Deutschland.


Qualifizieren statt aussortieren

Die Zuwanderer sind heute größtenteils qualifizierter als in der Vergangenheit, doch damit allein können die Integrationsprobleme nicht gelöst werden, denen Deutschland immer noch gegenübersteht. Denn außer den gut Qualifizierten gibt es auch die geringer qualifizierten Migranten und dieser Gruppe fällt es schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Wegen fehlender Fachkräfte werben viele Unternehmen im Ausland um Nachwuchs. Doch um die Fachkräfteprobleme anzugehen, könnten die Arbeitgeber ihre Ausbildungs- und Qualifizierungsbemühungen verstärken. Dabei sollten Jugendliche und junge Erwachsene ohne Berufsausbildung die Chance bekommen, ihren Abschluss nachzuholen. Zudem sollten die Firmen Möglichkeiten schaffen, damit Menschen mit Migrationshintergrund ihre fachlichen und kommunikativen Kompetenzen verbessern können. Dazu gehören beispielsweise Sprachkurse, die einen Bezug zur betrieblichen Praxis und der fachlichen Qualifizierung haben.


So geht es besser

Einige Projekte zeigen, wie man Migranten mit fehlenden Sprachkenntnissen für ihren Beruf unterstützen kann. Bei der Howaldtswerft HDW absolvieren beispielsweise Beschäftigte mit Migrationshintergrund einen fachbezogenen Deutschkurs und bereiten sich so auf die Schweißer-Prüfung vor, die seit einiger Zeit für diese Berufsgruppe im U-Boot-Bau erforderlich ist. Der Kurs „Fachdeutsch für Schweißer“ geht auf eine Initiative des Betriebsrats zurück. Die Kieler Werft stellt die Kollegen für die Qualifizierung frei und die Räume, sowie das Fachpersonal zur Verfügung. Zur Zeit haben zwei Gruppen mit jeweils acht oder neun Teilnehmern die Chance, während der Arbeitszeit zweimal wöchentlich an dem Kurs teilzunehmen.


Ein anderes Projekt beschäftigt sich mit Guter Arbeit und Fachkräfteentwicklung in Deutschland und Polen. Da die Regionen westlich und östlich der Oder vor ähnlichen wirtschaftlichen und strukturellen Problemen stehen, haben sie gemeinsame Strategien zur Arbeitsmarktentwicklung und -politik erarbeitet. Dieses TINA Projekt fand auf zwei Ebenen statt. Auf Unternehmensseite arbeiteten „profil.metall“ und „Cluster Lubusky Klaster Metalowy“ mit und auf der Ebene der Interessensvertretung die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen und die Gewerkschaft „Solidarnosc“ der Region Gorzow. Man legte gemeinsame Schwerpunkte fest und analysierte die Fachkräftesituation sowie die arbeitspolitischen Maßnahmen in den Regionen Ostbrandenburg und dem polnischen Lubuski. Dabei geht es dem deutschen Teil des Netzwerkes besonders um die Arbeitsbedingungen.

Zudem gibt es ein bundesweites Projekt, das ebenfalls bei Sprachkenntnissen ansetzt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bietet berufsbezogene Sprachkurse für Migranten an. Dieses Programm, kurz ESF-BAMF-Programm, bietet nicht nur allgemeine sprachliche Fertigkeiten, wie lesen, hören, sprechen und schreiben an, sondern vermittelt Kenntnisse über berufsfeld- und arbeitsplatzbezogene Inhalte und kommunikative Regeln am Arbeitsplatz. Betriebe, die das Programm nutzen wollen, können mit dem Träger kooperieren. Das Unternehmen muss lediglich die Teilnehmer mit Migrationshintergrund für die Maßnahmen freistellen. Darüber hinaus fallen für die Firmen keine Kosten an.


Die IG Metall fordert, dass

  • die Zugänge zu Bildung und Ausbildung für Migranten verbessert werden,
  • Migranten bessere Verwertungschancen ihrer Bildungsabschlüsse bekommen,
  • die Arbeits- und Lebensbedingungen von Migranten mit und ohne deutschen Pass verbessert werden,
  • die aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen für Migranten gestärkt werden,
  • bei der beruflichen Weiterqualifikation stärker auf den interkulturellen Kompetenzen und spezifischen Potentialen der Migranten aufgebaut wird.
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